Mein Wecker riss mich wie jeden Morgen aus dem Schlaf und ich machte mich für die Schule fertig. Langsam wurde es immer wärmer und ich konnte es kaum erwarten, wieder im Teufelstopf Fußball zu spielen, aber bis dahin musste erstmal der Schnee schmelzen. Ich zog mir einen schwarzen Hoodie und eine Jeanshose an. „Kommst du, Yara?“, rief meine Mutter und ich entgegnete: „Ja, ich bin ja schon fertig.“ Ich gab ihr einen Abschiedskuss, bevor ich hinter Andrik aus dem Haus lief. Wie fast immer begegneten wir Taylor, die fast den gleichen Schulweg hatte. Glücklich unterhielten wir uns, bis wir im Klassenraum angekommen waren.
Es klingelte zur Pause und ich folgte dem Rest meiner Klasse auf den Schulhof. Gerade wollte ich mich auf den Weg zu den wilden Kerlen machen, als mich jemand von hinten antippte. Livia stand lächelnd hinter mir: „Hey, Yara. Ich… wollte fragen, ob wir vielleicht heute mal etwas zusammen machen können.“ Ich nickte überrascht und Lilith ergänzte: „Wir haben das damals alles nicht so gemeint, wirklich. Wie wäre es, wenn wir einfach noch einmal neu starten?“ „Ja, kein Problem, gerne.“, antwortete ich und folgte den Mädchen zu einer freien Bank, auf der wir Platz nahmen. Seit dem Vorfall vor fast einem halben Jahr waren sie eigentlich immer ganz freundlich gewesen, also beschloss ich, ihnen eine zweite Chance zu geben. „Du bist wirklich nett.“, sagte Enna nun zu mir und grinste breit. Livia nahm meine Hände und sah mich mit großem Augen an: „Und glaub mir, wenn du deinen Kleidungsstil und deine Frisur ein bisschen verbessern würdest, würde dir jeder Junge zu Füßen liegen.“ Traurig schaute sie zu Boden: „Ich wünschte, ich hätte auch das Glück, so wie du auszusehen.“ „Aber… du bist doch wunderschön, so wie du bist.“, entgegnete ich nun und meinte es auch so. Lilith und Enna stimmten mir sofort zu. Strahlend sah mich das Mädchen an: „Denkt ihr wirklich? Wie wäre es, wenn wir uns heute Nachmittag in der Stadt treffen und etwas shoppen gehen?“ Die beiden anderen Mädchen quietschten begeistert und ich nickte lächelnd, aber leicht überfordert. Ich hatte mich eigentlich nie wirklich für Mode interessiert, aber es würde mir sicherlich nicht schaden, etwas mehr darüber zu erfahren. „Dann bis später!“, verabschiedeten die Mädchen sich, als die Pause vorbei war.
Ich saß an unserem Esstisch und aß zu Mittag. Raban hatte mich noch gefragt, ob ich heute auch zum Treffen mit der Mannschaft auf Camelot kommen wollte, aber ich hatte abgelehnt. „Ist es okay, wenn ich mich heute mit ein paar Mädchen aus meiner Klasse in der Stadt treffe?“, fragte ich meine Mutter. „Aber natürlich, mein Schatz. Ich kann dir später etwas Geld geben, falls du welches brauchst.“ „Dankeschön.“, lächelte ich und wurde von einem Klingeln an unserer Tür unterbrochen. Ich öffnete sie, da Mama gerade Kayla fütterte. Vor der Tür stand Livia und lächelte mich an. „Was machst du denn schon hier?“, fragte ich sie, nachdem ich sie hereingebeten hatte, „Wir wollten uns doch erst später treffen.“ Livia lachte gekünstelt: „Ach, sei mir nicht böse, Yara, aber ich bin mir sicher, dass du noch bessere Kleidungsstücke, als diese hier hast.“ Sie deutete auf meinen alten Hoodie und meine ausgewaschene Jeans. „Und ich möchte ungern meinen guten Ruf in Sachen Mode verlieren.“, ergänzte sie. Ich nickte verständnisvoll und peinlich berührt. Zusammen gingen wir in mein Zimmer und durchwühlten meinen Kleiderschrank. Nach einiger Zeit bließ das Mädchen sich eine Haarsträne aus ihrem Gesicht und hielt ein Kleid hoch. „Das ist es!“, verkündete sie feierlich. „Aber… ist das nicht etwas kalt?“, traute ich mich zu fragen, aber sie entgegnete: „Wer schön sein will, muss leiden. Und wir sind doch sowieso die meiste Zeit in den Läden.“ Ich nickte geschlagen und ging ins Bad, um mich umzuziehen. Als ich wieder in mein Zimmer kam, schlug sich Livia ihre Hand vor den Mund: „Du siehst umwerfend aus.“ Ich lächelte geschmeichelt und das Mädchen begann, mir eine Flechtfrisur zu machen. Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ sie von mir ab: „Voila!“ Ich sah in den Spiegel in meinem Zimmer und staunte. Ich sah wirklich schön in dem Kleid und mit meiner neuen Frisur aus. Ich fiel Livia in die Arme und bedankte mich. „Kein Problem.“, lächelte diese nur, „Das macht man unter Freundinnen halt so.“
„Sieh dir das an!“, quietschte Lilith und nahm eine Hose aus einem der Kleiderständer. Livia und ich waren vorhin auf Lilith und Enna getroffen, die ebenfalls über mein Outfit gestaunt hatten. Meine Mutter hatte mich zwar prüfend angesehen und mir war auch etwas kalt gewesen, aber ich hatte mich schnell daran gewöhnt. „Dieses Kleid würde dir ausgezeichnet stehen.“, lächelte Enna nun und hielt es vor mich. Es war wirklich wunderschön und edel, aber als ich auf den Preis sah, erschrak ich. So viel Geld hatte ich auf keinen Fall dabei. „Was ist?“, rief Livia und rannte auf mich zu, „Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen!“ „Ach nein, alles gut. Das Kleid hier ist nur… etwas teuer.“, entgegnete ich nun. „Sag doch gleich, dass deine Familie nicht so viel Geld hat.“, lächelte das Mädchen nun, „Ich kann das natürlich bezahlen. Sieh es als… verspätetes Geburtstagsgeschenk.“ Ich wollte etwas erwidern, doch Livia und die anderen machten sich bereits auf zur Kasse und zogen mich hinter sich her.
Müde lag ich in meinem Bett. Heute war ein unglaublich anstrengender Tag gewesen und ich war mit den drei anderen Mädchen durch unzählige Läden gegangen. Jetzt hatte ich ein neues Kleid, neue Schuhe und Unmengen an Schminke, mit der ich nicht umzugehen wusste. Alles in allem war es ein schöner Tag gewesen, aber trotzdem fühlte ich mich nicht wirklich glücklich. Ich hoffte, dass das Kleid seinen Zweck erfüllte und ich darin wirklich besser aussah, als in meinen anderen Anziehsachen, so wie es die anderen gesagt hatten. Heute Nacht träumte ich von tausenden wunderschönen Klamotten und Kosmetikprodukten. Zuerst lief ich hinter ihnen her, doch als ich sie erreicht hatte, erdrückten sie mich beinahe und nahmen mir die Luft zum atmen.
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Dafür leg ich meine Beine ins Feuer~
FanficEine Geschichte über Freundschaft, Liebe und die Hürden des Erwachsenwerdens. Yara geht in die 5. Klasse eines Gymnasiums. Sie rechnet nicht damit, dass eine Fußballmannschaft ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen kann. Immer wieder müssen Freundsch...