„Morgen" flüsterte Jule, als er bemerkte, dass Kai langsam wach wurde.„Mhm" Kai hatte keine Ahnung wie viel Uhr es war, jedoch viel zu früh. Wie lange hatten sie geschlafen, vielleicht zwei Stunden.
Und so bequem war es auf dem Sofa, das er sich auch noch mit Jule teilen musste, nicht. Vor allem vermisste er ein Kopfkissen, seinen Oberarm hatte Jule geklaut und das Seitenpolster reichte ihm nicht aus.
„Alles klar bei dir?" fragte Jule, der sah, dass Kai unzufrieden in der Gegend herumschaute.
Abweisend nickte Kai.
Langsam drehte sich Jule in Kais Armen herum und konnte ihn nun anschauen ohne einen Nackenkrampf zu bekommen.
„Havey, du siehst ziemlich verpennt aus?"
„Ich sehe nicht nur so aus!" sagte Kai gähnend und legte sich langsam auf den Rücken.
Julian Brandt hatte sich in Kais Armen mehr als wohl gefühlt. Diese Nähe vermisste er direkt wieder, weshalb er ihm folgte und seinen Kopf auf dessen Brust ablegte.
In Gedanken strich ihm Kai über den Rücken.
Nicht nur, dass er völlig übermüdet war, nein er liebte auch dieses Gefühl. Diese Wärme die Julian ausstrahlte, seine ruhige Atmung, die er an seinem Rumpf wahrnahm und das kitzeln vereinzelter Strähnen an seinem Kinn.
Fast wäre er wieder eingeschlafen, wenn er nicht eine geschockte Sophia auf dem Balkon stehen sah. Mit großen Augen schaute er sie an und traf dann ihren Blick.
Ihm war sofort klar, was sie denken würde, doch er musste das richtig stellen, hatte er nicht erst vor ein paar Tagen ihr den Kuss mit Jule gebeichtet.
Als er sich ein bisschen widerwillig aus der Umklammerung von Jule löste und sich aufrichtete, sah er die beiden Tassen Kaffee auf dem Wohnzimmertisch.
Hallo, schlechtes Gewissen.
„Kannst ruhig noch liegen bleiben. Ich glaube, Sophia hat uns Kaffee gemacht."
Kai stand nun endlich auf und ging direkt raus auf den Balkon zu seiner Freundin.
„Morgen." er musste erst einmal herzhaft gähnen, als er so viel frische Luft einatmete.
Der Wahlondoner ging auf seine Freundin zu und wollte sie umarmen, stoppte aber in seinem Vorhaben.
„Kai?" fragend schaute sie ihren Freund an.
Doch der 21-Jährige konnte nichts sagen, er wusste auf was sie hinauswollte.
Was würde er denken, nach diesem Geständnis, nach diesem Anblick?
„Ich habe gesehen, wie er dich anschaut." Sophia schaute ihm direkt in die Augen, als würde sie darin etwas lesen wollen.
Irritiert wusste Kai nicht wohin er sehen sollte, plötzlich war der Balkon sehr interessant und viel zu klein.
„Jetzt mal im Ernst, dir ist das schon aufgefallen, oder? Da ist was. Ich glaube dir aber, dass du das wirklich nicht weißt oder noch nicht verstehst."
„Sophia, was soll da zwischen uns sein? Jule und ich haben uns ewig nicht mehr gesehen, nur kurz beim DFB, aber da ging es nur um Fußball, da hatten wir kaum Zeit, deswegen freue ich mich so sehr, dass er für ein paar Tage nach London gekommen ist."
„Wenn du meinst." antwortete sie kurz angebunden.
„Ich geh mit Buddy raus." informierte sie ihren Freund, nachdem sie ihre Tasse aufgeräumt hatte.
„Komm Buddy, es geht in den Park." sie griff nach ihren Schuhen und ihrer Jacke und verließ dann gemeinsam mit ihrem Hund die Wohnung.
„Scheiße." fluchte Kai.
Er war doch ehrlich zu ihr, warum war sie jetzt sauer. Der gebürtige Aachener verstand zwar, dass seine Freundin noch enttäuscht von ihm war, schließlich hatte er ihr gebeichtet seinen besten Freund geküsst zu haben. Wer erfuhr das schon gerne?
Aber auch er wusste, dass Freundinnen eigentlich kein Problem haben sich gegenseitig zu küssen.
Es war nur ein Kuss.
Mehr hatte er ja nicht erzählt.
Und scheiße ja, er wusste selbst nicht mehr was das war.
„Kai, alles klar, wo ist Sophia?" Jule stand mit seiner Tasse Kaffee in der Balkontür.
Immer wieder strich er sich durch die Haare, doch es half nichts, er hatte nicht nur einen komplett verpeilten Gesichtsausdruck, sondern auch seine Haare waren nicht mehr zu retten.
„Mit Buddy Gassi." Jule nickte kurz und nahm dann einen Schluck von seinem Kaffee.
Kai starrte Jule an.
Und Jule starrte zurück.
Kai hielt dem Augenkontakt nicht mehr stand und drehte sich um.
„Von hier kannst rüber bis nach Downtown schauen." versuchte Kai sich abzulenken und der Stille zu entfliehen.
„Wow." antwortete Jule fast gleichgültig, stellte sich aber neben Kai.
Ihre Schultern berührten sich und auf ihren Oberarmen bildete sich eine leichte Gänsehaut.
Es war Winter in London, sie hatten wahrscheinlich noch knapp plusgrade, dennoch war es in einem T-Shirt ein bisschen kühl. Der 21-Jährige wunderte sich sowieso, wie lange es Sophia in der Kälte ausgehalten hatte, auch wenn sie sich in eine Decke gehüllt hatte.
„Hast es echt schön hier." flüsterte Jule und schaute Kai von der Seite an.
Kai sah glücklich aus, so entspannt. Ein bisschen neidisch war Jule auf seinen Kumpel, dass er sein Leben so gut managen konnte. Er selbst war da einfach ein Schussel und zu faul. Er hatte selbst zwei Jahre nach seinem Wechsel seine Wohnung noch nicht fertig eingerichtet. Keine Deko, kein Schnickschnack, dafür brauchte es wohl ein bisschen weiblichen Einfluss. Von dem Kai beziehungsweise seine Wohnung durch seine Schwester, seiner Mutter, aber vor allem durch Sophia genug hatte
Er fühlte sich einfach nicht heimisch in Dortmund. Natürlich machte es ihm riesen Spaß in diesem Verein zu kicken, seine Mitspieler waren mit die besten die es in Deutschland gab und die Methoden der Trainer waren der höchsten deutschen Liga mehr als gerecht. Am Anfang war er noch ziemlich überfordert, war doch alles viel größer als in Leverkusen.
Doch es war nicht die Stadt oder der Verein, ihm fehlten auch seine Familie und Freunde. Zu Leverkusener Zeiten hatten Kai und er fast jeden Tag irgendetwas zusammen gemacht und mit Jannis hatte er zusammengewohnt. Eine größere Chaos WG gab es auf dieser Welt nicht, hatte Kai immer gesagt, wenn er bei Jule übernachtet hatte und morgens nichts Essbares finden konnte oder über Schuhe im Flug stolperte.
Julian Brandt verfolgte Kais markante Gesichtszüge, von seinen dunklen Strähnen, die momentan kürzer waren, als er es kannte, hin zu seinen tiefen braunen Augen. Als er sah, wie der Londoner begann zu lachen, verzogen sich seine Lippen, ob er wollte oder nicht, ebenfalls zu einem Lächeln.
„Ich weiß." grinste Kai und drehte sich zu dem Blonden.
Die beiden Freunde lachten sich an.
Dann tat Julian einfach das, was er, seit sie es das erste Mal getan hatten, wiederholen wollte. Er griff Kai in sein viel zu großes Shirt und zog den Jüngeren näher zu sich. Kurz bevor sich ihre Lippen berührten, schaute er noch mal in Kais Augen, aber als er dort in keiner Weise eine Abneigung las, überbrückte er die letzten Zentimeter.
Zuerst war es nur ein leichter Kontakt, eine kleine Berührung. Kais Lippen erzeugten bei Jule ein angenehmes Kribbeln im ganzen Körper. Als er sich sicher war, dass er nicht abgewiesen wurde, traute sich Jule mehr. Seine Hände glitten langsam über die Brust des Größeren bis zu dessen Hüften.
Jetzt kam auch Bewegung in Kai. Er erwiderte den Kuss und führte seine Finger zu Jules Nacken.
Ihm sollte das hier nicht gefallen, er sollte es beenden, er sollte zu Sophia gehen und ihr alles erklären.
Aber scheiße, er wollte es nicht beenden, er wollte noch mehr, noch mehr von Jule.
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What is Love? - Bravertz
FanfictionJulian Brandt und Kai Havertz sind die beiden aufsteigenden Talente der deutschen Nationalmannschaft und Bayer 04 Leverkusen. Doch dann sehen sie sich nicht mehr jeden Tag im Training, spielen nicht mehr gemeinsam für eine Mannschaft, sind plötzlic...