Kapitel 117

1K 44 1
                                    

Ich hab gestern mitbekommen, dass das Gerücht, dass ich wieder eine Freundin hab, mal wieder sehr präsent ist. Es verschwindet zwar wirklich nie ganz, aber es ist wieder so, dass alle sagen, ich würde lügen. Alle fragen wieder, wie lange ich meine Freundin schon verheimlichen würde. Bis jetzt hat es mich immer nur etwas verletzt, dass mir sowas unterstellt wird, aber jetzt... jetzt hab ich dich. Jetzt hab ich beinahe panische Angst, dass du ins Kreuzfeuer gerätst. Wenn irgendein Fan uns nur mal zusammen gesehen hat, braucht es keine halbe Stunde und sie haben dein Insta. Es gibt so krasse, die herausfinden, wo du wohnst. Den krönenden Abschluss machen dann die, die dich irgendwie verfolgen. Damit komme ich nach Jahren immer noch nicht klar und deswegen habe ich Angst, dass dich das auch trifft. Ich hatte schon lange nicht mehr solche Angst jemanden zu verlieren."
Ich muss erstmal verarbeiten, was er gerade alles gesagt hat. Verfolgen? Ich hab mich in den letzten Monaten manchmal verfolgt gefühlt, waren das Fans von meinem Freund? Nein... oder? Soll ich ihm davon erzählen? Allerdings... es geht ihm so gerade schon alles andere als gut, wenn ich da jetzt noch seinen Verdacht so halb bestätige... Wenn irgendwas passiert erzähle ich es ihm sofort, aber von meiner Paranoia erzähle ich ihm jetzt bestimmt nicht.
„Wincent, eins musst du jetzt erstmal verstehen... Du wirst mich bestimmt nicht verlieren! Wir waren getrennt, das war so schlimm, dass ich das nicht nochmal haben will."
„Und wenn dir das alles doch zu viel wird?"
„Halt jetzt deine Klappe! Das wird nicht passieren. Schau, ich bin hier und ich fahr erst mit dir zurück nach München und dann hoch in den Norden. Du kannst dich entspannen, ich bin hier und ich bleibe bei dir. Ich liebe dich, Wincent."
Er schweigt einfach und sinkt mit mir im Arm weiter nach hinten. Ich kuschle mich noch etwas fester an seine Brust und schließe meine Augen. Ich streichle ihm etwas über die Brust und mit der Zeit wird seine Atmung immer ruhiger, was mich mit der Zeit auch echt schläfrig werden lässt.

Von einem Klicken werde ich erst wieder wach und richte mich langsam etwas auf. Vor mir stehen Amelie und Paul, aber der wird dann schon ziemlich schnell von Amelie weggeschickt.
„Kann ich dich jetzt immer mitnehmen?" schmunzelt sie.
„Ja!" kommt es von Wincent gemurmelt, bevor er mich wieder etwas an sich zieht.
„So süß ihr da gerade auch ausseht, Wincent du musst dich langsam mal fertig machen."
„Ich komme gleich, Mama."
„In aller spätestens fünf Minuten tanzt du aus dem Bus raus und machst dich fertig."
„Jaaa."
„Ich bekomme ihn in zwei Minuten aus dem Bett" sichere ich Amelie zu, was sie zufrieden lächeln lässt, während sie verschwindet.
„Ich darf noch fünf Minuten" brummelt Wincent nur.
„Komm, steh' auf jetzt."
„Nö, ich will kuscheln."
„Babe, du kuschelst grade mit nem Kissen, ich stehe schon neben dem Bett" lache ich.
„He? Ach man, du bist ja genauso fies wie Amelie" murmelt er und setzt sich auf.
Er steht dann tatsächlich mal auf, aber bevor wir sein Zimmer verlassen können, zieht er mich nochmal an sich und küsst mich zärtlich.

Während Wincent sich also fertigmachen geht, nehmen Kevin, Matti und Konrad mich unter ihre Fittiche und wir quatschen einfach. Auch das Konzert verbringen wir zu viert ziemlich weit hinten in der Menge, aber trotzdem haben wir eine echt gute Sicht. Nachdem er dann ‚So gut' gespielt hat, höre ich von der Seite einen Kommentar, der mich nochmal mehr verstehen lässt, was Wincent vorhin meinte.
„Ich sag's dir, den Song hat er für seine Freundin geschrieben."
„Aber immer sagen, dass er Single sei... Die macht nen Lügner aus ihm, vorher hat er auch nie gelogen."
„Sie hat ihn gar nicht verdient."
„Ja, schau, er war einmal vorne in der Menge und das Konzert ist bald vorbei. Wahrscheinlich geht er heute nur nicht rein, weil sie es nicht will, weil sie ihn nicht teilen will."
Bitte wie war das? Ich muss mich echt beherrschen, der Kleinen da nicht direkt die Leviten zu lesen, aber das würde halt niemandem helfen, im Gegenteil. Kevin hat das alles anscheinend auch mitbekommen und legt erstmal den Arm etwas um mich, um mich zu beruhigen. Aber mal im Ernst, wie kann man so wenig Respekt vor der Privatsphäre anderer Leute haben?

Lauf nicht wegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt