Eine überraschende Begegnung

141 21 35
                                    

Wärme umgab mich und zufrieden drehte ich mich auf den Bauch. Über mir lagen zwei anstatt drei Decken und entspannt presste ich meine Nase weiter ins Kissen. Es roch nach Blumen, Vanille und nach Harry. Nach Harry?

Ich öffnete die Augen. Helligkeit flutete Harrys Schlafzimmer und direkt setzte ich mich auf. Graue Wolken bedeckten den Himmel und die Lichterkette brannte noch immer. Iritierrt schaute ich mich um. Niemand war da. "Harry?", fragte ich laut, aber Still erfüllte die Wohnung. Kurz hielt ich inne, überlegte was ich nun tun sollte und stand daraufhin auf. Meine Gedanken wanderten unaufhaltsamer Weise zu meinem Traum. Ich schüttelte den Kopf und stellte fest, dass das Wohnzimmer leer war. Ich sah mich um und spürte Panik in mir aufkommen.

Es war so albern.

Ich riss die Badezimmertür auf, erwartete bereits das schlimmste, aber auch dieses war leer. Ich atmete laut aus und verdrehte die Augen, natürlich fand ich rein gar nichts vor. Was hatte ich mir auch gedacht, dass mein Traum Realität werden würde?

"Du bist auch bescheuert", flüsterte ich an mich selbst gerichtet. Zum ersten Mal an diesem Tag schaute ich auf die Uhr. Es war Elf in der früh und leise seufzte ich. Normalerweise schlief ich nicht so lange, weil ich in der Realität nie länger als Sechs Uhr schlief, aber dieser Job stellte alles auf den Kopf, was ich vorher mein Leben nannte. Niemals hätte ich so reagiert, niemals. Ich wusste jedoch selber nicht was mit mir los war. Es ergab für mich keinen Sinn. Ich fand keine Antwort auf die Frage, weswegen ich mich so verhielt. Weswegen ich ich hier übernachtete, weswegen ich Wörter, die Zuneigung beinhalteten nicht vortäuschen musste und wieso ich noch immer in Harrys Wohnung stand. Ich verhielt mich wie eine andere Person. Wie jemand naives, wie als würde ich an diesen Ort gehören, während ich nur der reisende Fremde war, der nur Zuschauen sollte. Doch es fühlte sich anders an, als spielte ich eine große Rolle in Harry's Leben.

Es war falsch, es war nichts gutes. Ich sollte gehen und aufhören diese Person zu sein, die die Realität in manchen Momenten als Vergangenheit ansah. Ich war dumm, wahrscheinlich der dümmste Mensch, der jemals existierte, aber es fühlte sich an als wüsste ich es besser - als wäre dies besser. Dabei war ich nur naiv - wie damals, als ich tatsächlich noch zwanzig war.

Ich schlüpfte in meine Schuhe, denn ich sollte nicht bleiben. Harry war sicherlich auf der Arbeit. Ich sollte zurück in meine Wohnung gehen, mich an mein Leben erinnern und zwischen Harry und mich einen sicheren Abstand bringen, aber mein Blick fiel in den Spiegel.

Ich sah so anders aus. Offensichtlich tat ich dies. Ich war zwanzig Jahre jünger. Doch es war nicht nur das. All die Bilder, die aus der realen Zeit entstanden waren, die bildeten genau die Person ab, die ich gerade war, doch irgendwie war es anders. Ich sah reifer aus, obwohl ich es nicht war. Ich schien einsamer, obwohl ich dies nicht war. Ich konnte es nicht erklären, nicht wenn ich einmal in meinem Leben es nicht wusste, was das beste wäre, was klug und logisch war. Dies alles machte keinen Sinn, weswegen es fast Zwecklos war nach einer logischen Antwort zu suchen, aber ich brauchte eine. Ich brauchte eine Antwort auf meine Fragen und ich brauchte einen Ausweg, der für mich einfach und glatt ablaufen würde.

Ich sah in die Ecke des Spiegel. Ein Zettel hing dort und vorsichtig zog ich ihn aus dem Rahmen.

'Hi, ich bin arbeiten. Bitte geh nicht. Ich bringe auch Pizza mit und wir schauen Fernsehen :)
Also ich würde bei dem Wetter nicht heraus gehen.. - H'

Ich grinste, aber verzog mein Gesicht direkt wieder zu einem neutralen Ausdruck. Stumm musterte ich den Zettel, sah zurück in den Spiegel, als würde ich dort die Antworten auf meine Fragen finden und seufzte daraufhin. Ich sah wieder herunter, auf seine Worte, auf die Anspielung auf meine eigenen Worte, die ich ihm einmal gesagt hatte. Es war zu wenig Zeit vergangen zwischem dem Wachwerden und dem Stehen vor diesem Spiegel.

Headlines about secret kissesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt