3| Verdammter Montag

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Ich schlug die Augen auf. Alles um mich herum war dunkel. Bis auf ein paar vereinzelte Sterne. Erst nach ein paar Sekunden realisierte ich, das ich immer noch draußen am Waldrand sitzen musste. Fuck! Wie spät war es bloß? Ein Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, das es viertel nach drei war. Langsam stand ich auf und ging zurück nach drinnen.

Leise schlich ich durch die Flure von Hogwarts, um ja niemanden zu wecken. Vor dem Eingang zum Gryffindor-Turm meckerte die fette Dame, die ich anscheinend eben geweckt hatte: „Solltest du nicht längst schlafen, Kindchen?!" „Alte Socken", murmelte ich das Passwort und das Portrait schwang zur Seite. Die fette Dame warf mir noch einen bösen Blick hinterher. Sollte sie doch sauer sein!

Im Schlafsaal stieg ich geschickt über die herumliegenden Sachen. Ich war nicht die einzige, die hier immer ihre Klamotten und Bücher herumfliegen lies. Die Hauselfen räumten zwar täglich alles auf, aber bis zum nächsten Tag hatten wir eh alles wieder so verunstaltet, das mir die Hauselfen, jetzt wo ich so drüber nachdachte echt leid taten. Ich legte mich in mein schönes, weiches Bett und nahm mir vor mich, was diese Unordnung hier betraf zu bessern, obwohl ich wusste, das ich es eh nicht einhalten würde. Dafür war ich einfach viel zu chaotisch. Genauso wie die anderen. Und die Rumtreiber.

Ich war schon einmal in ihrem Schlafsaal gewesen, und da gab es keinen einzigen Fleck des Bodens, der noch frei war. Dagegen waren die Mädchen aus unserem Schlafsaal echt ordentlich. Und nicht so albern wie Potter und seine dummen Freunde. Wobei, irgendwie war es ja ganz witzig. Halt! Stopp! Nicht an Potter denken!, befahl ich meinem Gehirn. Ich versuchte mich von ihm abzulenken, indem ich dem ruhigen Atmen meiner Mitbewohnerinnen lauschte. Und es funktionierte. Nach einer Weile war ich auch schon eingeschlafen.

Dring! Driiiing! Driiiiiiiiiiing!
Verdammt! Dieser dumme Wecker! Warum nochmal hatte ich den extra Laut gestellt? Meine Handfläche landete auf dem Wecker. Endlich Ruhe!

„Lily! Aufstehen!", das war Mary. Sie war auch eine gute Freundin von mir. „Noch fünf Minuten!", murmelte ich.
„Tut mir Leid Lily! Du hattest deine Chance! Aguamenti!"
Ein Wasserstrahl traf mich im Gesicht. Schlagartig war ich hellwach.
„Das wirst du büßen!"
„Jaja. Aber nicht jetzt. In 15 Minuten beginnt der Unterricht!"
„WAS? Warum sitzen wir dann noch hier rum?!"
Wir mussten beide lachen. In windes Eile zog ich mich um und putzte Zähne. Für frühstücken war keine Zeit mehr. Schnell schlitterte ich die Flure entlang, bis zum Klassenzimmer von Verteidigung gegen die dunklen Künste. Hoffentlich war ich noch nicht zu spät!

Ich war noch nicht zu spät gewesen. Sondern auf die Sekunde genau pünktlich. Zum Glück. Dafür hatten wir einen riesen Berg Hausaufgaben aufbekommen. In allen Fächern. Und viel Zeit um sie zu erledigen, hatten wir auch nicht. Boah! Wie ich Montage hasste! Natürlich musste Potter mir nach dem Unterricht auch noch auflungern, und mich das 73 Mal diesen Monat nach einem Date zu fragen! Und ja, ich hatte mitgezählt! Was bildete der sich eigentlich ein?! Dachte er etwa, er würde mich so doch rumbekommen? Das konnte er vergessen! Ich war definitiv nicht an ihm interessiert! Nicht an so einem Arsch!

Zu allem Übel war Marlene auch nicht zum Unterricht erschienen. Aber ich konnte es verstehen. Ich wäre auch am Boden zerstört, wenn jemand meine Eltern oder Tuni umbringen würde. Was Tuni wohl gerade machte? Hatte sie auch so lange Schule? Oder traf sie sich schon mit dem Walross, ihrem Freund?

Eigentlich hieß er ja Vernon Dursley, doch so fett wie er war. Der Spitzname Walross passte einfach. Gegen ihn war sogar die fette Dame sehr schlank. Und das musste schon was heißen. Dann war er auch noch so ein unsympathischer Typ, der alle hasste, die nicht genauso waren wie er. Was mich natürlich mit einschloss. Er wusste noch nicht, das ich eine Hexe war, hatte aber natürlich bemerkt, das ich anders war, als alle anderen. Und damit natürlich für Tuni und ihn eine Missgeburt. Auch wenn Tuni mich nicht mehr lieb hatte, würde ich sie IMMER lieb haben. Ich würde mich auch, ohne zu zögern für sie opfern. Sie war eben meine Schwester. Und für Geschwister tat man doch sowas, oder?

Ich beschloss mal wieder einen Brief an Tuni zu schreiben, auch wenn sie ihn eh nicht lesen würde, sondern ihn stattdessen wahrscheinlich einfach verbrennen würde. Aber vielleicht las sie ihn ja doch. Schließlich war sie ziemlich neugierig. Es gab wenigstens diese eine geringe Chance, mal wieder mit ihr Kontakt aufzunehmen. In die musste ich nutzten!

Ich nahm mir eine Rolle Pergament zur Hand, tauchte meine Feder in die Tinte. Was sollte das ich ihr bloß schreiben? Meiner Schwester, mit der ich seit sechs Jahren keinen richtigen Kontakt mehr hatte. Da kam plötzlich eine Idee und ich begann zu schreiben:

Liebe Tuni,
ich weiß, du hasst mich, weil ich nicht so bin wie alle anderen. Ich wollte dir aber trotzdem sagen, das ich dich lieb habe. Was ist gerade bei euch so los? Wie läuft's mit Vernon? Ich habe immer noch keinen Freund und werde hoffentlich auch nichts so bald einen bekommen! Das wär mir viel zu anstrengend. Erinnerst du dich noch an Marlene McKinnon? Sie war schon ein paar mal bei uns zu Hause und ist meine beste Freundin. Ihre Eltern sind Sonntag ermordet worden. Wahrscheinlich interessiert es dich nicht, aber vielleicht ja doch.
Liebe Grüße, auch an mum und dad
Lily

Ich nahm mir den Brief, steckte ihn in einen Umschlag, adressierte diesen und klebte eine Briefmarke drauf. Meine Eule Lucy kam zu mir geflogen und setzte sich auf den Schreibtisch, an dem ich gerade, im Gemeinschaftsraum, saß. Ich streichelte ihr über das weiche Gefieder und sagte: „Auch wenn auf dem Brief Petunia steht, kannst du ihn bitte zur Muggelpost bringen?" Lucy pickte mir zustimmend in die Schulter. Ich gab ihr den Brief in den Schnabel und sie machte sich auf den Weg aus dem Fenster zur nächsten Muggelpost. Eine Weile sah ich ihr noch nach, dann setze ich mich wieder vor den Schreibtisch und begann meine Hausaufgaben zu erledigen.

Mein arroganter Kotzbrocken ~Jily FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt