Poesie, Philosophie oder so ähnlich

Eine Eintagsfliege

Eine Eintagsfliege: so würde ich die Liebe beschreiben. Die Schmetterlinge im Bauch sterben letztlich immer aus, als seien sie Eintagsfliegen. Ich wünsche mir es besser zu wissen, dass die wahre Liebe existiert und nur da draußen auf mich wartet; aber nein, bisher meidet sie mich auf Schritt und Tritt, und ich lüge nicht gerne sie zu kennen.
   Ich kann sie nicht finden oder besser gesagt, sie nicht bewahren. Das was ich gefunden habe, kann man das überhaupt Liebe nennen? Kann es aufrichtig sein, wenn sich zwei Menschen die Welt versprechen, aber sich ein Jahr später aus dem Weg gehen? Kann diese Liebe wahr sein, wenn sie nie für die Ewigkeit bestimmt war? Kann dieses Gefühl denn wirklich echt gewesen sein, wenn es schon wieder vorbei ist? Ich hab keine Ahnung.
   Wenn ich an die wahre Liebe denke, dann sehe ich ein strahlendes Pärchen vor mir, das sich aneinander schmiegt und wie erleuchtet auf eine neue Ebene des Lebens steigt, auf der nur noch die Liebe zählt. Aber das ist bloß Fantasie, nicht wahr? Das Leben besteht eben aus so viel mehr als nur Liebe; da wäre noch Hass und Leid und Glück und Pech und Freude und Langeweile und alles drum herum, dass es schon erstaunlich ist, wenn die Liebe den Rest, wenn auch nur für eine gewisse Zeit, als zweitrangig verdrängt und man ausschließlich diese eine Person im Kopf hat. Aber vielleicht macht wahre Liebe genau das aus; die Kraft ein Monopol auf das Gefühl der Liebe in den Köpfen zweier Menschen zu schaffen und ihnen so eine bessere Welt zu eröffnen. Doch vielleicht ist dies lediglich die sagenumwobene Blindheit die die Liebe so gerne mit sich bringt und je wahrer die Liebe, desto blinder das Leben.
   Nie wieder möchte ich die drei magischen Worte in meinen Mund nehmen, wenn ich ihr dabei nicht gewissenhaft in die Augen blicken kann, weil ich Angst habe, sie könnte den Funken Zweifel in mir erkennen. Nie wieder möchte ich die drei magischen Worte in meinen Mund nehmen, wenn ich mir nicht sicher bin, sie es aber von mir hören möchte, weil ich mich sonst selbst belügen würde. Nie wieder möchte ich blind leben! Ich möchte von mir behaupten können ein guter Mensch zu sein und dazu gehört aus seinen Fehlern zu lernen. Deshalb habe ich die Suche nach der wahren Liebe aufgegeben und sie dadurch paradoxerweise gefunden.
   Erst durch das Loslassen kann man die Dinge so richtig schätzen oder sich derer überhaupt erst gewahr werden. So auch die Liebe. Vergebens habe ich ständig nach einem Fünkchen Liebe in jeder an mir vorübergehenden Frau gesucht, aber als ich die Suche aufgegeben habe, da habe ich den Ort des Schatzes schließlich gefunden. In mir habe ich die Liebe entdeckt. Die wahre Liebe zu mir selbst. Zum ersten Mal habe ich darauf verzichtet meine Liebesressource durch äußere Einflüsse aufzustocken und habe ihr so erlaubt von selbst zu wachsen.
   Liebe ist nichts was du erhalten kannst. Du kannst die Liebe in einer Geste spüren, wenn die Person es dich spüren lassen will, aber diese Liebe kannst du nicht behalten, denn sie gehört nicht dir. Du musst deine eigene Liebe in dir tragen; so wie unsterbliche Eintagsfliegen.