Teil 1; Kapitel 4

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Nun stand ich dort. Alleine und doch von den schon vor einigen Minuten verschwundenen Stimmen und den Fragen, die sich mir durch diese stellten, umgeben. Wo war ich bloß reingeraten? Die beiden waren  doch vollkommen verrückt. Die eine drohte mir immerhin mit dem Tod, um ein paar verdammte Pflanzen zu schützen. Ich war mir unsicher, ob ich es riskieren sollte, nach den Kameras zu suchen. Es war kaum berechenbar, wie sie darauf reagieren würden. Sie standen einige Stufen höher als ich und es war nicht klar was ihr Ziel und der Nutzen dieses Ortes war. Schon wieder standen sie über mir. Ich hatte mir von diesem Trip erhofft, ein Teil dieser Leute werden zu können. Als ihr Gegenspieler oder als Mitspieler, es war doch vollkommen egal. Ich wollte ihnen nur nicht von Anfang an unterlegen sein. Ich wollte verstehen können, war sie reizt. Was sie veranlasst, so zu handeln. Ich fühlte mich so verdammt leer. Unakzeptiert von ihnen und von der ganzen Welt. Ich sah nur, was sie taten und nie warum. Wie sollte ich mich denn jemandem zuordnen, wenn ich ihn nicht verstand. Konnten sie mir jetzt bitte erklären, was sie hier taten? Nein? Wieso nicht? Warum konnten sie mich nicht einfach aufklären?! Ich war doch offensichtlich nicht in der Lage, es selbst herauszufinden. Ich konnte ihnen offensichtlich sowieso nichts anhaben, sofern sie jeden meiner Schritte beobachten konnten. Ich war doch nur mal wieder der Fremdkörper, der an diesem Strang an Informationen knabberte, um das große Ganze zu sehen. Beseitigen konnte man mich im Nachhinein doch auch noch.

Eine Träne lief mir über die Wange. Ich kann mich nicht daran erinnern, das letzte Mal geweint zu haben. Ich drehte mich um und ging. Betroffen von der Erkenntnis, dass ich nicht akzeptiert wurde. Wie immer. Solange ich keinen Vorteil zu bieten schien war ich unwichtig und es nicht wert, miteinbezogen zu werden. Genau das haben sie mir klar gemacht. Die Gesellschaft war einfach egoistisch. Endlich hatte ich den beschissenen Grund gefunden. Die Erklärung dafür, dass ich nie jemanden gefunden habe, der mich aufgenommen hat, der mir wirklich geholfen hat, mich in der Masse zurechtzufinden. Inzwischen rannte ich. Bis die Leiter auf mich zu kam. Ich wollte nicht beobachtet werden. Nicht von ihnen die über mir standen und mich als Fremdkörper in ihrer perfekten Welt betrachteten. Sie merkten nicht einmal, dass sie nur das Positive an sich heran ließen. Sie waren umgeben von bestärkenden Stimmen, die nicht kritisierten. Die halfen, ihre Scheinwelt zu erhalten. Es war mein Sinn dafür, objektiv zu bleiben und dementsprechend zu kritisieren, der sie abschreckte. Mit zitternden Händen suchte ich Halt an der Leiter und stieg diese hinauf. Die Luke stand noch einen Spalt breit auf und mir fiel die warme Mittagssonne ins Gesicht. Wieder an der frischen Luft hatte ich keine Kraft mehr weiterzurennen und so ging ich schwer atmend zurück in mein Haus, in dem ich nicht beobachtet wurde. In dem ich sicher abgeschirmt von der Außenwelte war, mir keine Sorgen um Beobachter machen musste und versuchen konnte, den Vorfall langsam aus meinem Gedächtnis zu pusten.

Ein Blick genügt nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt