KAPITULL TETE

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Leonita Gashi

„Also", räuspere ich mich und atme tief durch, während ich im Schneidersitz direkt meiner besten Freundin im Krankenhausbett gegenüber sitze, welche mich erwartungsvoll anstarrt.

Dann greife ich mit einer Hand nach Rineahs blonden Haaren und sehe ernst in ihr verwirrtes Gesicht.

„Was bedeutet es, wenn ein Junge an einen deiner Zöpfe zieht und sagt."

Ich ziehe an ihren Haaren, spiele die Situation zwischen Adrin und mir nach und räuspere mich wieder, um dieses mal beim Sprechen seine männliche Stimme zu imitieren. Dabei stütze ich meine Hand auf meinem angelehnten Bein ab und beuge mich weiter vor, bis ich Rineah so nah bin, dass sie perplex ein Stück zurück weicht.

Übringens tolles Outfit, Snob. Und dabei dieses Grinsen auf den Lippen hat, du weißt schon. Dieses typische Jungsgrinsen". Dabei gestikuliere ich wild mit meinen Armen herum und versuche Adrin Jetonis Gesichtsausdruck nachzustellen, welcher sich in mein Gedächtnis gebrannt hat. Jedes Mal, wenn ich die Augen schließe sehe ich es ganz klar und deutlich vor mir. Dieses Grinsen.

Blinzelnd sehe ich fragend mit großen Augen und schief gelegtem Kopf in ihr irritiertes Gesicht, das direkt vor meinem schwebt, dann legt sie aprubt den Kopf in den Nacken und prustet laut los.

„Sag mir nicht, dass Adrin Jetoni dich Snob genannt und an deinen Haaren gezogen hat". Krümmend vor Lachen, wischt sich Rineah ein paar Tränen aus dem Gesicht und muss einige male ganz tief ein und aus atmen, um sich wieder zu beruhigen.

„Irgendwie schon", murmel ich beschämt und senke meinen Kopf auf den Krankenhauskittel, dessen leichter Stoff kaum meine Haut zu berühren scheint. Unter diesem Fetzen Kleidung ist mir total kalt, aber mittlerweile bin ich es gewohnt bei Untersuchungen zu frieren.

„Was genau ist zwischen euch passiert, Leo?" Durch meine bedrückte Stimmung scheint auch meine beste Freundin endlich zu raffen, dass das Thema Adrin mir näher geht als gedacht und es für mich nun mal kein Spaß ist. Ihr Grinsen verschwindet von ihren Lippen und sie zieht eine ernste Miene, während sie ihre Hände sanft über meine legt und auf meine Erklärung wartet, so als wolle sie mir die nötige Kraft geben, um ihr mein Herz auszuschütten.

Kurz zögere ich, weil ich gar nicht so genau weiß wo ich anfangen soll, denn seit unserer Begegnung auf dem Dach, sind wir immer wieder in urkomische Situation miteinander geraten.

„Ich habe mich erst gestern Abend daran erinnert was er mir auf dem Dach gesagt hat. Wie konnte ich das bloß verdrängen? Er meinte, dass er mich nicht ausstehen kann und wollte mir dabei helfen mich umzubringen! Aber dann hat er mich anderseits zwei mal zu Onkel Jeton gebracht.. theoretisch hätte er mich einfach liegen lassen können und das andere Mal hätte er mir ja nicht seine Jacke unter die Nase halten müssen. Die war am Ende total runiert, Neah. Ich sags dir da war alles nur noch voll mit Blut. Sollte ich ihm eine neue kaufen?"

Verzweifelt lasse ich den Kopf hängen und ziehe meine Hand aus ihrer, um mir verwirrt durch mein offenes Haar zu fahren. Dann blicke ich hilflos zu Rineah, die mich nachdenklich anstarrt, die Augenbrauen zusammen gezogen und die Hände auf ihre Oberschenkel gepresst, als müsse sie erstmal selbst versuchen einen logischen Lichtblick zu erhaschen und nicht nur diese absurden Momente hoffnungslos zu analysieren. Denn sie ergeben wirklich keinen Sinn.

„Leonita, kannst du bitte ruhig sitzen bleiben? Wir wollen jetzt mit der Kontrolle anfangen".

Einer meiner Ärzte, genauer gesagt der Vater von Rineah, tritt mit einem Klemmbrett in der Hand auf uns und drückt Rineah einen kurzen, liebevollen Kuss auf den Scheitel.

The bad guy and his rich JulietWo Geschichten leben. Entdecke jetzt