WarriorCats-Das Geheimnis der Sonne

19. Kapitel

Mit einem flauen Gefühl im Magen schob Schmutzpfote die Eidechse von sich, die Himmelspfote ihr gebracht hatte. Ihr war der Appetit vergangen und die Kälte nahm immer mehr zu. Sie drang durch ihren Pelz und ließ sie schrecklich frösteln.

Die meisten Katzen hatten sich in die Baue zurückgezogen, da der Schnee immer dichter zu fallen begann und man kaum noch seine eigenen Pfoten erkennen konnte. Lediglich Sonnenstrahl wartete, ungeduldig mit dem Schweif schnippend, vor Ameisensterns Bau.

Seufzend beobachtete Schmuutzpfote ihren Mentor. Wieso war er bloß so grimmig und still? Was konnte ihn bloß dazu bewegen, sich mit Schneeschweif zusammenzutun? Und was hatten die beiden vor? Es war zum Kopfzerbrechen und Pelzausrupfen! Manchmal wünschte sich Schmutzpfote wirklich, sie könnte so offen sein wie Himmelspfote oder so selbstsicher wie Schwanenpfote. Es würde alles so viel einfacher werden.

"Schmutzpfote?", fragte da auf einmal ihre Schwester von der Seite. "Isst du gar nichts?"

Himmelspfote sah hinunter auf die Eidechse, die bereits von einigen Flocken bedeckt wurde.

"Ich habe keinen Hunger", murmelte Schmutzpfote, ihre Stimme wurde beinahe vom Heulen des Windes verschluckt.

"Aber du musst etwas essen, solange du noch kannst. Erinnerst du dich noch, wie Eichenglut uns vom Tod seiner Gefährtin erzählt hat? Lilienblüte?" Schmutzpfote hörte den Vorwurf in Himmelspfotes Stimme. Sie hatte ja Recht, sie durfte diese Beute nicht verschmähen, wenn andere Katzen verhungert waren.

"Ist ja gut. Ich esse sie ja schon."

Die Tigerkätzin versenkte die Zähne in das harte Schuppenkleid der Echse und nahm ein paar Bissen, bis ihre Schwester aufhörte, sie böse anzuschauen. Die Beute war nicht mehr warm, eher gefroren und steinhart, aber Schmutzpfote redete sich ein, dass sie dankbar für die Frischbeute war.

Auf einmal kam Ameisenstern aus seinem Bau gestürzt, dicht hinter ihm war Eichenglut. Der Anführer ignorierte den wartenden Sonnenstrahl komplett und hob die Stimme gegen den Wind.

"Alle Katzen hergehört!", brüllte er, sichtlich bemüht, sich gegen die Böen zu behaupten. "Ein Schneesturm kommt auf uns zu! Nehmt die Beute mit in die Baue! Die Ältesten und die Schüler ziehen vorübergehend in die Kinderstube! Versucht die Löcher in den Wänden so gut es geht zu stopfen. Ottersee, du wirst auch in die Kinderstube gehen."

Die Katzen, die verängstigt aus ihren Bauen blickten gehorchten. Erschrocken blickte Schmutzpfote in den Himmel, doch nichts ließ einen Sturm vermuten, obwohl es sehr kalt war und der Schnee, den sie anfangs bewundert hatte, ihr langsam auf die Nerven ging.

"Ich sehe keine Sturmwolken!", rief die getigerte Schülerin zu Himmelspfote hinüber, die ebenfalls in den Himmel starrte.

"Ich auch nicht!", rief sie zurück und kniff die blauen Augen zusammen, als könnte sie so durch das Flockengewirr blicken.

"Eichengluts Gelenke schmerzen", erklärte Ameisenstern, der wie aus dem Nichts aus dem Schnee auftauchte. Als er Schmutzpfotes und Himmelspfotes verwirrten Blick sah seufzte er. "Fragt einfach nicht. Geht in die Kinderstube, dort ist es am wärmsten." Der dunkelbraune Kater nickte hinüber zu der Efeukuppel und sprang dann in hohen Sätzen über die Schneedecke zum Kriegerbau.

Gemeinsam kämpften sich die beiden Schülerinnen zur Kinderstube und schlüpften durch den Eingang. Es war stickig und eng, kaum Platz war frei um sich niederzulassen. Flügelpfote und Schwanenpfote hockten eng beieinander neben dem Eingang, Pelz an Pelz mit Fuchsblüte und ihren Jungen, Aschenweide und Schilfpfote. Das Nestmaterial war platt getreten und teilweise in die Lücken zwischen den Ranken gestopft worden, um den Wind abzuhalten. Hinter Schmutzpfote drängten sich schließlich auch Eichenglut und Ottersee in den Bau, woraufhin die Schwestern weiter nach hinten und gegen den Efeu gepresst wurden.