~ Prolog ~

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Erstaunen. Unglauben. Überraschung. Verwunderung. Verblüffung. Bestürzung. Bewunderung für die Größe. Ehrfurcht. Sie konnte gar nicht alle Eindrücke benennen, die gleichzeitig auf sie einströmten. Diesen Moment, indem ihr Blick das erste mal achtungsvoll durch die große Halle glitt und jeden Meter an einer anderen Besonderheit, die sie nur aus den Erzählungen ihres besten Freundes kannte, hängen blieb, wollte sie ewig in Erinnerung behalten. Das schwor sie sich in eben dieser Sekunde. Nicht nur die aufgerissenen Münder und die geweiteten Augen waren Kennzeichen der Bewunderung und des Erstaunens aller Erstklässler. Nur dank ihrer Selbstbeherrschung konnte sie ihren Blick von dem Weltwunder abwenden, wobei sie feststellte, dass es allen anderen ihres Alters, die die Halle ebenfalls zum ersten Mal betraten, kaum anders erging. Ihre Augen huschten weiterhin über die Mengen an Schüler und Lehrern, während sie wahrnahm, wie der schwarzhaarige Junge neben ihr nach ihrer Hand griff und sie zuversichtlich drückte. "Slytherin, bitte Slytherin!", hörte sie ihn murmeln und lächelte, da sie kaum ahnte, was die Zukunft für sie und ihren Vertrauten bringen würde.

Die Idylle des gedenkwürdigen Augenblicks wurde in eben dieser Sekunde abrupt gestört. Die Tür der Halle schwang knarzend auf. Fluchtartig drehten sich alle Gesichter zur Flügeltüre, auch die der Rothaarigen und ihres Freundes. Anschließend stürmten vier Gestalten in Schuluniformen in den Raum. Kurz vor der Schar von nach wie vor erstaunten Erstklässlern, die ungeduldig auf ihre Einteilung in die verschiedenen Häuser warteten, bremsten die vier ab. Der Truppe der Nachzügler gesellte sich schnell zu den anderen. Einer der Zuspätkommer fiel dem Mädchen besonders ins Auge. Er hatte verstrubelte, schwarze Haare und sein Schal, der an diesem lausig kaltem Septembertag bitter nötig war, hing locker über seine Schultern. Ihr entgingen auch die anderen drei nicht, aber irgendetwas an ihm schien ihre Augen zu fesseln. So schnell wie sich alle Augen auf sie gerichtet hatten, wanden sie sich auch wieder von ihnen ab, als eine hagere Gestalt in einem langen, grünen Umhang die wenigen Stufen zu einer Art Bühne erklomm. Neben ihr war ein dreibeiniger Stuhl platziert worden, der sicherlich schon bessere Tage gesehen hatte. Auch der Hut, den die Dame, die sich den Neuankömmlingen als Professor McGonagall vorgestellte, in der Hand hielt,  war zerschlissen und sah so aus, als hätten ihn schon etliche Generationen von Schülern auf ihren Köpfen gehabt. Von Severus wusste sie, dass genau das auch der Fall war, allerdings konnte auch er ihr nicht genau sagen, wie der Hut seine Entscheidungen traf oder gar, wie die Gründer der Schule ihn zum Sprechen gebracht hatten.

"Meine Damen und Herren, Liebe Schülerinnen und Schüler! Ich heiße euch Willkommen zu einem neuen Jahr in Hogwarts. Wie immer schreiten wir zuerst zur Einteilung der Neuankömmlinge." Die Stimme der Professorin war ruhig, aber fest und Lily bemerkte sofort, dass sie keine Art von Widerspruch duldete. "Ihr werdet einzeln nach vorne kommen, wenn ich euren Namen aufrufe und euch dann auf diesen Stuhl hier setzten." Obwohl sie erahnte, dass die Schottin, diese Einweisung schon oft hinter sich gebracht hatte, klang es kein wenig gelangweilt oder gar auswendig gelernt.

"Andrews, Jaqueline", rief sie in ihrem eindeutig schottischem Akzent und Lily bemerkte, wie sich eine braunhaarig gelockte Schülerin langsam durch die Reihen der Erstklässler schob. Der Lockenschopf setzte sich vorsichtig auf den Stuhl. Ob Jaqueline aufgeregt war oder einfach nur Angst hatte, den Stuhl zu zerbrechen, konnte Lily zu dem Zeitpunkt beim besten Willen nicht sagen. Jedenfalls wirkte ihr Gang wackelig und ihre Augen haltsuchend.

"Gryffindor!", der Hut hatte sein Urteil gefällt, kurz nachdem er in ihren Locken versunken war, denn die scheinbar unbändige Löwenmähne schien das alte Accessoire zu verschlucken. Der rot- gold geschmückte Tisch brach in Klatschen aus, während sich das Mädchen mit hochrotem Kopf auf einen Platz dort setzte, der ihr kurz zuvor freigemacht worden war. Im Angesicht des Jubels um sie herum und dessen, dass sie von allen Seiten beglückwünscht und begrüßt wurde, begann sie zu lächeln. Die Halle verstummte jedoch sofort wieder, als Professor McGonagall den nächsten Schüler aufrief.

"Avery, Alexander!" Kaum hatte der Hut seine Haarspitzen berührt, war er auch schon am Tisch der Slytherins gelandet. Lily lächelte. Vielleicht würde sie ihn besser kennenlernen, immerhin war ihr bester Freund Severus der Meinung, dass auch sie beide dem Hause Slytherin zugeordnet werden würden. Lilys Gedanken blieben weiterhin bei ihrem Freund und sie nahm nur nebenbei wahr, wie weitere Schüler sich nach und nach an die verschiedenen Tisch gesellten. Erst, als ihr eigener Name fiel, schrak sie auf. Langsam, um nicht zu stolpern, erklomm sie die wenigen Stufen und tat es ihren Vorgängern nach. Bevor der Hut, der nicht nur fürchterlich nach Motten stank, sondern ihr auch noch viel zu groß war, über ihre Augen glitt, fing sie noch den hoffnungsvollen Blick Severus' auf. Nur kurz konnte sie ihn erwidern, schließlich verdeckte der abgewetzte Stoff ihre Sicht. Lily erschrak. Eine leise Stimme- sie konnte fast nicht glauben, dass sie sie wahrnahm, bei so vielen Menschen, die sich momentan in der Halle aufhielten- murmelte: "Hmm...Ein kluges Köpfchen hast du da, Rotschopf. Ich sehe Ehrgeiz und Fleiß. Das ist schwierig... Was mach ich denn nur mit dir....?" Scheinbar konnte der Hut ihre Gedanken entziffern, denn  das Wort "Slytherin", das ihr durch den Kopf gegangen war, quittierte der Stofffetzen mit einem: "Oh , nein! Ich denke... besser wäre...GRYFFINDOR!"

Ihr Mut sank. Severus hatte ihr erzählt, dass Slytherin die beste Wahl wäre, und sie glaubte ihrem Freund. Als sie allerdings von Jubel umfangen neben der brünetten Löwenmähne Platz nahm, konnte auch sie sich ein Lächeln kaum verkneifen. "Ich bin Jackie!", lächelte diese sie über den Lärm hinweg an. "Lily!", erwiderte die Rothaarige die Geste und schüttelte ihr die Hand. Kaum hatte sie das getan, verstummten alle wieder und lauschten weiterhin gebannt den Urteilen des zerschlissenen Hutes.

Neben Jackie kamen auch noch zwei weitere Schüler nach Gryffindor: Isabella Pearney und Claire Montoya ,die sich ebenfalls beide neben sie setzten. Auch die anderen drei Nachzügler, dem Namen nach Sirius Black, Remus Lupin und Peter Pettigrew setzten sich nur wenige Minuten nach ihnen an den gryffindorschen Tisch. Zu ihnen stieß auch der Vierte. Der, der Lilys Aufmerksamkeit am meisten erregt hatte, als sie in die große Halle geplatzt waren. Der Brillenträger stellte sich als "James Potter", vor. Lächelnd nahm sie seine Hand entgegen und schüttelte sie ebenfalls.

"Lily. Lily Evans."

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Meine lieben treuen Freunde,

Nach viel zu langer Zeit melde ich mich auch mal. Ja, ich lebe tatsächlich noch. Die Überarbeitung hat mich viel Nerven und Zeit gekostet und ich hoffe sehr, dass euch die Geschichte immer noch so gut( oder vielleicht sogar besser( wie mir;)) gefallen wird. Schön, dass ihr immer noch dabei seid!

Eure

LilyLuna

Die ChanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt