Kapitel 36

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Es war schon spät und die Anderen waren schon längst zu Bett gegangen, aber ich konnte nicht schlafen. 
Das Gespräch mit Mutter spielte sich ununterbrochen vor meinem inneren Auge ab und mein Kopf dröhnte. 

Der Gedanke noch eine Woche hier in Hogwarts zu bleiben, mit Mutter, die über mich wachte und unfähig, mich ihr entgegenzustellen, ließ mich schwer atmen und mein Herz zog sich zusammen. 
So sehr ich auch Hogwarts genossen hatte, mit den Schülern und auch der Magie, desto mehr wollte ich mittlerweile nur noch zurück ins Camp, wo ich mich wirklich sicher fühlte. 

"Du bist auch noch wach." Sirius trat in den Gemeinschaftsraum, seine Haare verschwitzt und wild und seine Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Er zitterte leicht, vielleicht weil ihm kalt war, und er sah so aus, als hätte er geweint. "Ich hatte einen Albtraum. Wir waren mit Mutter in meinem Kinderzimmer und sie hat auf uns eingeschrien, aber ich konnte nicht zaubern. Dann waren du und Reggie auf einmal verschwunden und ich war alleine."
"Tut mir leid.", flüsterte ich heiser und machte neben mir auf der Couch Platz, dass er sich setzen konnte.  Sirius ließ sich seufzend neben mir nieder, seine Knie zog er an sein Kinn und seinen Zauberstab drehte er zwischen seinen Fingerspitzen. "Ich würde dir gerne sagen, dass das nichts zu bedeuten hat, aber ich weiß es leider besser." Sirius schnaubte und steckte sich seinen Zauberstab in seine Haare. 
"Warum bist du hier unten? Kannst du nicht schlafen oder willst du nicht schlafen?" 
"Vermutlich etwas von beidem. Die ganze Sache mit Mutter geht mir nicht aus dem Kopf, ich mache mir Sorgen um Nico und-"
"Und du hast Heimweh." Er sah mich nicht direkt an, sondern versteckte sein Gesicht hinter seinen Haarsträhnen. 
"Tut mir leid.", wiederholte ich und griff nach seiner Hand, die er um seine Knie gekrallt hatte. Sirius hatte Hogwarts schon immer so sehr geliebt und es tat mir leid, dass ich es nicht genauso lieben konnte. Es tat mir leid, dass ich das Camp vermisste und nur noch daran denken konnte, endlich zurück zu kommen. "Es hat nichts mit euch zu tun oder mit Hogwarts. Es ist toll hier und es ist fantastisch, wieder Zeit mit dir und Reggie zu verbringen." 
"Aber Hogwarts ist nun mal nicht dein zu Hause. Du gehörst ins Camp, in deine Hütte. Zu den Campern und den Göttern und Chiron." Er klang nicht wütend, wenn vielleicht ein wenig traurig. "Das muss dir nicht leid tun. Anders als Mutter werde ich nicht versuchen, dich in die Zaubererwelt zu ziehen. Vergiss mich nur einfach nicht, wenn du wieder im Camp bist." Endlich strich er sich seine Haare hinter die Ohren und sah mir direkt in die Augen. Es war erschreckend, wie erwachsen Sirius mittlerweile aussah. Für mich war er noch immer der zehnjährige Junge gewesen, mit aufgeschlagener Lippe und großen Augen, der mich damals ins Camp gebracht hatte. Mein Magen krampfte sich zusammen, als ich wieder daran dachte, wie viel ich aus dem Leben meiner Brüder verpasst haben musste. 
"Ich verspreche es dir.", flüsterte ich und lehnte mich in seine Arme. "Wenn dieser Austausch vorbei ist, werde ich dir schreiben. Jeden Tag." 
Wir wussten beide, dass ich unter keinen Umständen jeden Tag schreiben würde, sondern immer dann, wann ich Mal daran dachte. Sirius allerdings lächelte lediglich sanft, legte seine Arme fest um meine Schultern und tat so, als würde er mir auch jeden Tag zurück schreiben. 

Eine ganze Weile saßen wir Arm in Arm auf der Couch vor dem Kamin und ich war schon kurz dabei einzunicken, als sich Sirius aufsetzte und mich vorsichtig von sich schob.
"Willst du mit Chiron sprechen?", fragte er leise, als wäre es ihm unangenehm überhaupt zu fragen. Vielleicht war es ihm das auch. "Über das, was heute Abend passiert ist?"
"Was meinst du?" Ich setzte mich auch und streckte mich. Der Mond stand schon recht weit oben, vermutlich war es längst nach Mitternacht und Chiron schlief schon längst. Gleichzeitig wollte ich unbedingt mit ihm sprechen, wenn auch nur, um mich dem Camp etwas näher zu fühlen. "Wegen Nico?"
Sirius sah mich mich einen Moment schweigend an.
"Wegen Mutter.", murmelte er schließlich und starrte in die kalte Asche des Kamins. "Und vor allem wegen arrangierten Ehe, die sie dir aufzwingen will." 

Die zwei Seiten einer Klinge - Percy Jackson/Rumtreiber Crossover *abgebrochen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt