Kapitel 6

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Pov. Nr. 23

Meine Beine schmerzten mit jedem Schritt mehr den ich voran lief. Mit Mühe hielt ich meine müden Augen auf, die immer wieder zu fielen. Ein kalter, fast schon eisiger Wind kündigte ein nahendes Gewitter an und ließ die Blätter der Baume laut rascheln. Hier und da ächzten die dicken Äste, während der Himmel immer dunkler wurde. Ein klügerer Wolf hätte sich einen Unterschlupf gesucht in wo er den Sturm sicher abwarten konnte, um später weiter zu ziehen. 
Aber ich wollte weiter, musste weiter. Weiter weg von diesem Biest. 
In den letzten Tagen hatte ich kaum geschlafen, geschweige denn etwas getrunken oder gefressen. Mein verletztes Bein schmerzte mittlerweile so sehr das ich nur noch auf drei Beinen vorwärts ging und das Halsband das verhinderte das ich mich in meine Menschliche Gestalt zurückverwandeln konnte hatte ich, trotz aller mühe nicht los geworden.
Ich wollte einfach so viel Abstand wie möglich zwischen mir und diesem Ding. 
Mir lief immer noch ein Schauer über den Rücken wenn ich nur an diesen Anblick dachte, als ich Es in der großen Halle gesehen hatte. 

Scheinbar war ich der einzige gewesen der den Angriff überlebt hatte. Zumindest hatte ich, nachdem ich geflohen war, niemanden sonst gesehen oder gewittert. 
Und es ist mir bis heute ein Rätsel wieso diese Kreatur ausgerechnet mich verschont hatte.
Aber was mich am meisten verwirrte waren die Augen dieses Wesens gewesen. Sie haben mich direkt angesehen, daran habe ich keinen Zweifel mehr.
Diese doch so menschlich wirkenden Augen, gefüllt mit Trauer, Schmerz und einem Funken Hoffnung. Aber wieso?

Ich wurde plötzlich hellhörig als ich in der Nähe das leise plätschern von fließendem Wasser hörte.
Meine Kehle war staubtrocken also lief, oder eher taumelte ich dem Geräusch entgegen. Tatsächlich fand ich nach kurzer Zeit einen kleinen Bach, aus dem ich gierig trank.
Als mein Durst gestillt war schleppte ich mich weiter durch den  Wald. 
Der Wind hatte langsam an stärke zugenommen und zog mit seinen kalten Fingern an meinem Fell.
Mein Körper schrie nach einer Pause damit er sich erholen konnte. Aber ich durfte mir keine Pause erlauben, ich musste weiter, immer weiter weg von diesem Ding in der großen Halle.

Meine Beine zitterten und langsam fingen an schwarze Punkte vor meinen Augen zu tanzen. 
Ich schüttelte den Kopf. 
Nein, nicht jetzt. Ich muss weiter.
Einen Schritt konnte ich noch machen, doch dann fuhr eine ziemlich starke Windböe durch den Wald. 
Ich hörte das gequälte ächzen von einem großen Ast über mir, bevor er kurz darauf schließlich unter dem Druck nachgab und laut krachend zu Boden fiel. 
Ich konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren und wurde unter dem Ast eingeklemmt.
Meine Versuche wieder frei zu kommen waren vergeblich, mein Körper war einfach zu geschwächt um irgendetwas zu bewirken. 
Niedergeschlagen gab ich es auf. Ich musste nur etwas schlafen, dann wäre ich stark genug um mich zu befreien, einfach nur ein paar Minuten schlaf, redete ich mir ein.
Meine Augen fielen langsam zu und ich driftete ab ins Land der Träume, während ich dem aufziehenden Sturm und dem Heulen der Wölfe lauschte.

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Hey, 

nach langem gibt es mal wieder Meldung von mir. 
Zwar ist das ein etwas kürzeres Kapitel als sonst, das nächste ist jedoch bereits in Arbeit und kommt entweder im späteren verlauf des Tages oder morgen.

Euch noch einen schönen Tag,

eure Kirinshadow.

Getötet, Besessen und BefreitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt