Es war hart, sehr hart.Sophia wusste nicht, wie sie sich fühlen sollte. Seit sie ihren Freund oder Ex-Freund oder was auch immer mit dessen besten Kumpel im Bett erwischt hatte, befand sich die junge Frau im totalen Gefühlschaos.
Doch das Schlimmste an der Sache war viel mehr, dass sie nun Gewissheit hatte. Immer mal wieder hatte Sophia darüber nachgedacht, wie eng Kai mit Julian umging. Lange Zeit hatte sie es auf die gute Freundschaft geschoben, die sie beide auch im Verein weiter brachte.
Mit der Zeit jedoch sah sie in der Freundschaft der Jungs noch etwas anderes. Kai hatte kein Problem Julian zu umarmen, ihn an sich zu ziehen, sein Kinn auf dessen Schulter abzulegen oder ihn stundenlang anzuschauen.
Immer wieder erinnerte sie sich daran wie lange es gedauert hatte, bis er ihre Nähe zuließ. Es soll ja Menschen geben, die es nicht so mit der Nähe hatten, aber es beschäftigte sie warum es bei Julian ab der ersten Sekunde kein Problem war.
Und dann die beiden zusammen gekuschelt auf dem Sofa schlafend zu sehen, wie sehr hatte sie sich gewünscht neben ihm zu liegen.
Was hätte sie gefühlt, wäre sie für den vor Ekstase entgleitenden Gesichtsausdruck zuständig gewesen, doch es war Jule, der ihm scheinbar alles gegeben hatte, wonach er sich sehnte.
Es nun aber schwarz auf weiß, beziehungsweise Jule auf Kai zu sehen, war einfach hart.
Das größte Problem war für die junge Frau aber hauptsächlich aufgrund der Tatsache, dass sie es sich selbst schon oft gefragte hatte, nicht sauer zu sein und Kai in die Hölle zu schicken.
Allerdings war sie enttäuscht und fühlte sich hintergangen.
Kai hätte einfach ehrlich sein können.
Aber sie kannte Kai und alle seine Macken jetzt über drei Jahre, weshalb sie sogar Verständnis für ihn hatte.
Kai war inzwischen wieder beim Training und die hübsche Frau hatte Zeit für ihre Hausarbeit für das Studium. Wozu sie allerdings nicht kam, zu sehr war sie mit den Gedanken bei Kai, Julian und ihr selbst.
Verzwickte Lage.
"Bin wieder da." rief Kai, als er die Wohnung betritt.
Noch bevor er Sophia begrüßen konnte, sprang Balou an ihm hoch und schleckte ihm einmal über sein Gesicht.
Seine Freundin musste wohl warten, Balou benötigte scheinbar seine Aufmerksamkeit.
Während er im Flur mit Balou spielte, stand Sophia von der Couch auf und kam aus dem Wohnzimmer, um dem Lärm auf den Grund zu gehen.
Kai versuchte seinen Hund zu bändigen und trotzdem nicht über seine umgehängte Sporttasche zu fallen, noch hatte er nämlich keine Zeit gehabt diese abzulegen. Doch Balou war dieser Umstand egal, freudig mit dem Schwanz wackelnd, tobte er Kai zwischen den Füßen umher.
"Komm her Balou, Kai fetzt es sonst noch über dich." Sophia lachte, dirigierte ihr geliebtes Haustier aber erfolgreich zu sich.
"Wie oft warst du mit ihm heute schon draußen?" fragte Kai grinsend.
"Einmal. Heute Mittag habe ich es nicht geschafft, da war er ein bisschen im Garten, aber ich glaube, das hat nicht gereicht."
"Sehe ich auch so." antwortete Kai, als er sich von seiner Sporttasche befreit hatte.
"Kommst du mit?"
"Ich zieh mich nur kurz um, dann können wir los." Sophia verschwand im Ankleidezimmer und wechselte ihren Schlapperlook in etwas Vorzeigbares. Sie war zwar nicht eine der Frauen, die sich ständig in Schale schmissen, aber hier in London lauerten überall Fotografen, die ihren Freund ablichten wollte und ihn bei irgendetwas erwischen wollte. Doch Kai war da sehr vorsichtig.
Vor allem sollte er es jetzt sein, was wäre nur los, wenn die Sache mit Jule Brandt rauskommen würde. Zum Glück waren sie schon immer so gut befreundet, dass ein bisschen mehr Körperkontakt nicht auffiel.
Die beiden liefen mit ihrem Hund durch den Park und ließen ihn ab und zu von der Leine, sodass er seine überschüssige Energie loswerden konnte und nachher nicht wieder die komplette Wohnung verwüstete.
"Kai?" Die beiden hatten sich auf eine Parkbank, von der sie einen schönen Blick über eine große im Sommer grüne Grasfläche hatten, niedergelassen.
"Warst du schon immer schwul oder bi?" Die hübsche junge Frau konnte nicht mehr warten, sie musste es ihn einfach fragen, denn es beschäftigte sie zu sehr.
Vor allem weil sie die Blicke und Berührungen zwischen den Kumpels schon immer mit einem Unwohlen Gefühl in ihrer Magengegend wahrnahm.
„Nein."
„Wie stehst du zu Julian?"
„Mein bester Kumpel." antwortet Kai wie aus der Pistole geschossen.
„Kai wir sind getrennt, damit müssen wir beide zurecht kommen, du kannst mit mir ehrlich sprechen, ich habe es schon länger gesehen, allerdings nicht damit gerechnet, dass ihr gleich im Bett landet." rechtfertigte Sophia ihre Frage.
„Ich auch nicht." Kais Lippen verzogen sich zu einem kleinen schmunzeln, musste er doch gerade dran denken, wie es zwischen ihm und Jule soweit kommen konnte.
„Ich würde es schon feiern. Du und Julian. Ich glaube, das könnte was geben." sprach sie ihrem Exfreund Mut zu.
„Ist das wirklich in Ordnung mit mir darüber zu reden?" Kai fühlte sich immer noch schlecht, dass er die tollste Frau auf der Welt so hintergangen hatte und sie mit der Sache so cool umging.
„Ja, aber vielleicht nicht hier."
Die beiden riefen nach Balou und machten sich auf den Weg zurück nach Hause, man konnte schließlich nie wissen, wer wo etwas aufschnappte.
„Es hat mich nicht eine Sekunde interessiert, dass Jule ein Kerl ist oder dass er mein bester Kumpel ist. Es war einfach so anders, als sonst." redete Kai sich seine Gedanken von der Seele.
„Das ist doch auch nichts verwerfliches. Man verliebt sich nicht in das Geschlecht, sondern in den Menschen." zitierte Sophia eine Zeile aus einer Serie, die sie mal geschaut hatte.
Seitdem dachte sie völlig anders über das Schwul oder Lesbisch sein nach, denn es stimmte. Sie liebte Kai aufgrund seines Charakters und keinesfalls wegen seiner Männlichkeit, wobei die natürlich auch nicht zu verachten war.
„Sophia, egal was da zwischen uns war, ist oder wird, es geht nicht. Das klingt ja alles schön und gut, aber wir spielen immer noch Fußball, leben in verschiedenen Ländern und sehen uns mit Glück bei der Nationalmannschaft. Das kann nicht funktionieren. Und das Risiko ist mir um ein Vielfaches zu hoch."
Natürlich hatte Kai schon darüber nachgedacht, was wäre wenn. Aber im Fußball existierte dieses Thema nicht. Nur weil manche Kicker meinen, outet euch, wir stehen hinter euch, das ist doch keine große Sache, wollen die Betroffenen mit Sicherheit ihr Privatleben nicht mit der Öffentlichkeit teilen. Eine Regenbogenbinde machte dies auch nicht besser.
Der junge Mann war sowieso der Meinung, dass das Outing für die Öffentlichkeit völlig überflüssig ist. Sein privates Leben hielt er so gut es geht im Hintergrund, sodass er sich bei seinen Liebsten immer zurückziehen und ausruhen konnte.
„Du hast schon mal etwas riskiert, da wäre ein zweites Mal auch nicht schlimm, spring über dein Schatten und triff dich mit Julian und sprecht euch aus. Ihr seit solch gute Kumpels, schmeißt das wegen so einer Sache nicht weg. Ob es zu einer Beziehung reichen sollte, werdet ihr dann schon sehen." sie stubste ihm gegen den Oberarm und lächelte ihn aufmunternd an.
Sie war definitiv der starke Part in ihrer Beziehung.
Kai überdachte seine Taten vor allem im zwischenmenschlichen Bereich oft mehrmals, weshalb auch Sophia damals den ersten Schritt machen musste.
Gott seid Dank.
Er fühlte sich gut.
Dank Sophia und ihrer unfassbar tollen Art.
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What is Love? - Bravertz
FanfictionJulian Brandt und Kai Havertz sind die beiden aufsteigenden Talente der deutschen Nationalmannschaft und Bayer 04 Leverkusen. Doch dann sehen sie sich nicht mehr jeden Tag im Training, spielen nicht mehr gemeinsam für eine Mannschaft, sind plötzlic...