Mein Wecker klingelte und ich gähnte müde. Ich stand verschlafen auf und ging in die Küche, in der bereits der Rest meiner Familie saß und frühstückte. „Guten Morgen!“, begrüßten mich meine Eltern fröhlich, während Andrik mindestens genauso schlaftrunken wie ich neben ihnen saß. Die Sommerferien waren unglaublich schnell vergangen und ich hatte mich größtenteils mit Maxi getroffen. Wir hatten die Wälder um Grünwald erkundet, waren schwimmen gegangen und noch vieles mehr. Auch mit Juli und Joschka hatte ich mich manchmal auf Camelot getroffen und wir hatten einige Wasserschlachten veranstaltet. In der zweiten Hälfte der Sommerferien hatte ich auch begonnen, wieder mehr zu zeichnen, da ich mich so auch an den regnerischen Tagen beschäftigen konnte und ich gerne in meiner Fantasiewelt war. Ich hätte den Sommer noch wochenlang so unbeschwert genießen können, aber trotzdem freute ich mich, meine Klasse nun wieder zu sehen. Zudem ging ich ab heute auch in die sechste Jahrgangsstufe und gehörte somit nichtmehr zu den jüngsten Schülern unseres Gymnasiums. Trotz alledem hätte ich heute dennoch lieber ausgeschlafen. Immernoch verschlafen schleppte ich mich ins Badezimmer und machte mich für die Schule fertig. Anschließend schnappte ich mir meinen Schulrucksack und folgte Andrik nach draußen. Während wir liefen, wurde ich immer wacher und energiegeladener. Vor der Schule trafen wir bereits auf einige andere Schüler, die sich auf den Weg zu ihren Klassenräumen machten. Mein Bruder und ich taten es ihnen gleich und verabschiedeten uns voneinander.
Als ich meinen Klassenraum betrat, der immer noch der gleiche wie letztes Jahr war, wurde ich fast von dem Lärm erschlagen, der aus ihm drang. Alle meine Klassenkameraden unterhielten sich lautstark miteinander. Auf dem Weg zu meinem Platz wurde ich fast von fliegender Kreide getroffen und ich stieß beinahe mit einem Papierflieger zusammen. Schließlich setzte ich mich, zum Glück unversehrt, auf meinen Platz. Einige Minuten saß ich schweigend da und schaute mich um. Einige Jungen bastelten Papierflieger und wetteten darum, welcher am weitesten flog. Andere wiederum warfen Tafelkreide über unsere Köpfe oder mahlten mit ihr an die Tafel. Livia zeigte Enna und Lilith gerade ihren neusten Nagellack, den sie in Spanien gekauft hatte, woraufhin ihre Freundinnen begeistert aufschrien. Taylor sah aus dem Fenster und der Rest der Mädchen erzählte sich währenddessen von ihren Ferien. „Hey, Yara! Wir hätten dich fast nicht bemerkt.“, lachte Raban nun und Joschka und er schlossen mich mit in ihr Gespräch ein, an dem ich dankbar und interessiert teilnahm. Gerade, als wir völlig darin vertieft waren, wurde alles still. Wir schauten nach vorne und rissen die Augen auf. In der Tür stand unsere Klassenlehrerin und in ihrer Hand hielt sie Kreide. Der Junge, der sie geworfen hatte setzte sich so schnell er konnte, während der, der sie hätte fangen sollen, wie gelähmt dastand. Wir alle starrten mucksmäuschenstill auf die Stirn von Frau Müller, auf der ein roter Tafelkreidepunkt prangte. Sie wischte ihn sich weg und sah uns streng an. Wir alle hielten den Atem an, woraufhin sie loslachte und wir aufatmeten. „Seid froh, dass ihr mich getroffen habt. Wenn meine Klasse früher so etwas gemacht hätte, hätten wir sofort zum Direktor gemusst.“, grinste sie, legte die Tafelkreide zurück an ihren Platz und setzte sich ans Pult. Als unsere Lehrerin in ihrer Tasche kramte, ergriff der andere Junge aus meiner Klasse, der bis jetzt wie angewurzelt dagestanden hatte, die Flucht auf seinen rettenden Platz.
Maxi lachte: „Zum Glück habt ihr nicht direkt am ersten Tag eine Strafarbeit bekommen.“ Wir standen zu zweit auf dem Schulhof und aßen unser Frühstück. Natürlich hatte ich ihm direkt von dem Vorfall in der ersten Stunde erzählt, über den er sich sehr amüsiert hatte. Leider hatte er nicht Recht behalten und die wilden Kerle gab es nicht. Alle standen wieder in ihren kleinen Gruppen zusammen. Vielleicht schauten sie manchmal zueinander herüber, so wie ich es tat, doch das hätten sie und vor allem Leon, nicht zugegeben. Maxi und ich verabredeten uns wie jeden Tag und ich konnte kaum das Ende des Schultages erwarten. So schnell ich konnte, lief ich zu Andrik, der wie immer auf mich wartete. Als wir zusammen nach Hause gingen, begann es zu regnen und wir beeilen uns umso mehr. Nachdem ich zu Mittag gegessen hatte, hatte ich mich an mein Fenster gestellt und den Regen beobachtet in der Hoffnung, dass sich die Sonne bald wieder blicken ließ. Doch das tat sie nicht und selbst als Maxi vor unserer Haustür stand und klingelte, schien hinter ihm die Welt unterzugehen. Deshalb beschlossen wir, in mein Zimmer zu gehen. „Tippkicks" Blick fiel direkt auf meinen Schreibtisch: „Hast du das gemalt?“ Er zeigte auf ein unfertige Bild eines Sonnenuntergangs, das auf meinem dem hölzernen Tisch lag, und ich nickte. Er betrachtete es mit aufgerissenen Augen und sah mich dann ehrfürchtig an, was mich rot werden ließ. Wir unterhielten uns anschließend eine Zeit lang, aber sein Blick fiel immer wieder auf die selbstgemalten Bilder an meinen Wänden. Ich wunderte mich, was er merkte. „Ich wünschte, ich könnte auch so gut zeichnen.“, grinste er verlegen. „Ich kann es dir beibringen.“, lächelte ich geschmeichelt, woraufhin er begeistert nickte. Ich ging zu meinem Schreibtisch und legte einige Blätter, sowie Stifte bereit. Wir setzten uns nebeneinander und ich begann, das Meer zu zeichnen. Maxi versuchte es mir nachzumachen, doch irgendwann legte er seinen Stift ergeben vor sich und seufzte. „Übung macht den Meister. Außerdem sieht das doch garnicht so schlecht aus.“, versuchte ich ihn aufzumuntern. Der braunhaarige Junge nahm den Stift wieder in die Hand und zeichnete nun einige Stichmännchen. Dann legte er den Bleistift vorsichtig ab und sagte mit selbstbewusster Miene: „Perfekt!“ Ich lachte: „Da fehlt noch etwas.“ Nun zeichnete ich eine kaum erkennbare Sonne an den „Himmel". Maxi ergänzte ein paar Wolken und ich einen Haifisch. Unsere Ideen wurden immer abstrakter und verrückter, sodass und am Ende beiden der Stift vor Lachen aus der Hand fiel. „Das hänge ich definitiv in meinem Zimmer auf.“, lachte „Tippkick“ nun und ich erwiderte grinsend: „Oh Gott, davon kriegst du bestimmt Alpträume.“
Doch Alpträume sollte es in dieser Nacht nicht geben. Denn heute Nacht träumte ich nur von meiner durchgeknallten Klasse und einem Stift, mit dem ich alles zeichnen konnte was ich wollte und das erschien dann direkt vor mir. Ohne zu zögern malte ich den Teufelstopf und einen Fußball. Schon kurze Zeit später standen die wilden Kerle in ihren Trikots hinter mir und waren bereit, Fußball zu spielen.
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Dafür leg ich meine Beine ins Feuer~
FanficEine Geschichte über Freundschaft, Liebe und die Hürden des Erwachsenwerdens. Yara geht in die 5. Klasse eines Gymnasiums. Sie rechnet nicht damit, dass eine Fußballmannschaft ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen kann. Immer wieder müssen Freundsch...