- Sicht Jacky -
Langsam löste ich meine Hand von ihrer.
"Das Essen wird kalt", meinte ich und zog sie neben mich auf die Couch.
Sie ließ es geschehen.
Wir machten uns noch einen schönen Abend und ich erzählte ihr einiges über mich, trotzdessen das ich wenig von ihr erfuhr."Du Jacky?"
"Ja?"
"Wie lange bleibst du eigentlich bei mir?"
"Solange bis du mich rausschmeisst", schmunzelte ich.
Sie lächelte mich nur an, bevor sie aufstand und mir leicht zögerlich ihre Hand entgegenstreckte. Ich ergriff diese, damit sie mich hochziehen konnte."Jacky, jetzt komm hoch!"
"Ich bin jüngere als du, ich darf das", widersprach ich frech, bevor ich leicht an Amelia's Hand zog, sodass sie das Gleichgewicht verlor und mehr oder weniger freiwillig auf mir landete.
"Jacky!", rief Amelia, währenddessen sie sich in meinem Griff wandte. Als ich losließ plumste sie etwas unbeholfen auf den Boden. Ich lachte etwas mitleidig bevor ich ihr die Hand hinhielt. Sie stand auf und wir gingen gemeinsam wieder in ihre Wohnung."Gute Nacht Amelia", meinte ich noch, bevor ich in das Gästezimmer verschwand. Ich legte mich totmüde in das Bett. Aufgeweckt wurde ich durch ein Licht, welches mitten in der Nacht in Amelia's Zimmer anging und ich glaubte ein leises Schluchzen zu hören. Leise stand ich auf, um nachzuschauen. Die weiße Tür zu Amelia's Schlafzimmer war leicht geöffnet, sodass ich sie nur leicht aufdrücken mussten.
"Amelia?"
Die junge Ärztin schaute mich erschrocken an. Man sah, dass sie geweint hatte. Ihre Augen waren rot und leicht verquollen. Ich sah wie ihre Hände leicht zitterte. Mit Mühe unterdrückte sie ein erneutes Schluchzen, indem sie sich fest auf die Unterlippe biss. Es tat mir im Herzen weh sie so zu sehen, wie sie versuchte stark zu wirken und ihre Gefühle zu unterdrücken.Ich setzte mich zu ihr ans Bett.
"Hey, was ist los?"
"Ich- Ich kann nicht mehr", schluchzte sie leise.
"Was kannst du nicht mehr?"
Ich zog sie langsam zu mir, sodass sie ihren Kopf auf meine Beine legen könnte. Sanft strich ich ihr durch die leicht verschwitzten, wild in alle Richtung abstehenden Haare.
"Die Erwartungen, sie erwarten Perfektion."
Unbewusst strich sie über ihren linken Arme an denen zahlreiche verblasste Narben zu erkennen war.
"Was denkst wieso ich mit 22 Jahren schon Ärztin bin", rief sie aufgebracht.
"Das kommt nicht von ungefähr,
und denkst du ich hab freiwillig mit 16 Abi mit einem NC gemacht?"
"Hey, alles gut", versuchte ich sie zu beruhigen, doch sie fing nur noch heftiger an zu schluchzen.
"Scheiße man es ist garnichts gut", schrie sie wütend und stand ruckartig aus dem Bett auf.Sie lief aus dem Schlafzimmer und raus aus der Wohnungstür.
"Scheiße", entfuhr es mir, bevor ich ihr nachlief. Ich erkannte gerade noch wie sie hoch auf die Dachterasse lief.
Als ich hinter ihr auf die Terasse trat sah ich sie an der Kante des Daches sitzen. Leise, darauf bedacht sie nicht zu erschrecken, setzte ich mich neben sie. Sie zuckte leicht zusammen als ich einen Arm um sie legte.
"Ist dir kalt?"
Sie nickte.
Ich zog meinen Pulli aus und legte ihr ihn über die Schulter. Das ich nur noch im Top dort saß störte mich nicht.
"Deine Eltern wollten das du perfekt bist oder?"
"Aber- woher?"
"Eltern sind meistens so, aber weißt du, du musst dir einfach immer bewusst sein, dass du nur für dich lebst und nicht für andere. Auch wenn es heißt das du keinen Kontakt mehr hast, aber dafür ist man glücklich", meinte ich mit einem Blick in die Sterne.Ich konnte es mehr oder weniger nachvollziehen, da meine Eltern meine Berufswahl auch nicht toll fanden. Irgendwann hatte es mir gerreicht, sodass ich den Kontakt abgebrochen habe und nie wieder was von ihnen gehört hatte.
"Und weißt du was, Amelia?"
"Was?"
"Du bist schon perfekt, mehr als das."Sie schaute nur traurig hoch in die Sterne. Ich sah wie ihr wieder eine Träne die Wange herrunterrollt.
"Da ist doch nochwas, oder?"
"Mmh, ich frag mich ob Clairé jetzt auch da oben ist."
Fragend blickte ich sie an.
"Meine Tochter", flüsterte sie leise.
Ich zog sie erneut in eine Umarmung.
"Was ist mit ihr passiert?"
"Plötzlicher Kindestod, sie ist einfach nicht mehr aufge-"
Ihr Stimme brach ab und ihr entwich ein leises Schluchzen.
"Du warst bestimmt eine tolle Mutter", meinte ich, währenddessen ich ihr sanft durch die nun offenen Haare strich.
"Alles wird besser", flüsterte ich.
"Wie habe ich die Zeit ohne dich überlebt?"
Ich lachte.
"Du schaffst das, wie zuvor ohne mich.Sie schaute mich leicht erschrocken an.
"Wie, willst du wenn du gesund bist einfach wieder gehen, als hätten wir uns nie gesehen?"
"Natürlich nicht. Ich werde natürlich für dich da sein. Immer.""Komm dir wird zu kalt", meinte Amelia und stand auf. Mit ihrer Hilfe stand ich auch auf. Als wir beide standen schaute sie mich an. Ich weiß nicht was in ihren Augen lag. Freude? Trauer? Angst?
Bevor ich weiter nachdenken konnte, wurde ich umarmt. Ich spürte wie ihre Hände leicht über meinen Rücken strichen.
"Kannst du bei mir schlafen", fragte Amelia schüchtern, als sie sich aus meiner Umarmung löste. Ihr Blick senkte sich.
Mit einem Lächeln drückte ich ihr Kinn nach oben.
"Klar mach ich das."
Auch Amelia fing nun an zu Lächeln.
"Komm, wir gehen."
Sie nahm meine Hand und zog mich wieder in ihre Wohnung. Dort legte sie sich ins Bett.
"Jetzt komm", meinte sie lachend.Ich legte mich neben sie und genoss ihre Wärme.
Als ich wieder aufwachte, war Amelia bereits verschwunden. Auf dem Schreibtisch lag ein kleiner Zettel mit den Worten
Ich hatte Frühschicht, ich bin gegen 16:00 Uhr wieder da. Mach dir ruhig was zu Essen und ruh dich aus. Kein Sport! Ich habe keine Lust dich bewusstlos vom Boden zukratzen.
LG Amelia
Ich schüttelte nur grinsend den Kopf, bevor ich aufstand. Etwas zu schnell wohl, denn mir tanzten schwarze Punkte vor den Augen rum.
"Huch", murmelte ich leise und setzte mich wieder hin. Nachddem sich mein Kreislauf wieder beruhigt hatte lief ich ins Bad, um mir die Zähnen zu putzen. Als ich fertig war, wollte ich mir gerade etwas zu essen holen, als mir Amelia's Handy auf dem Nachtisch auffiel. Hatte sie wohl vergessen. Ich änderte meinen Plan, schnappte mir das Handy und verließ ihre Wohnung.Nachddem ich mir und auch Amelia etwas zu Essen geholt hatte stieg ich in die S-Bahn, um zu Klinik am Südring zu fahren. Das ich immernoch in ihrem Pulli und ihrer Jogginghose rumlief störte mich nicht. Vielleicht hätte ich mir meine Haare mal durchbürsten sollen, aber was solls.
Währenddessen ich wenig später suchend in der Gegend stand kam ein RTW an. Natürlich musste Franco in die Notaufnahme herreinlaufen. Als er mich erblickte kam er auf mich zu. Irgendwas war anders an ihm. Es machte mir Angst. Ich war alleine im Gang, keine einzige Person war auf dem Gang.
Der Sanitäter kam auf mich zu. Unbewusst wich ich zurück. Kurz bevor er vor mir stand blickte er sich nochmal um.
"Na Kleines."
Er küsste mich und drückte mich gegen die Wand hinter mir. Völlig perplex ließ ich es geschehen."JACKY?"
Franco ließ sofort von mir ab und ich erkannte Amelia am Ende der Flures. Sie starrte mich regelrecht an, ihre Augen füllten sich mit Tränen, bevor sie umdrehte und rannte."Läuft da etwas was zwischen euch?"
Ich ignorierte Franco's Aussage und lief der jungen Ärztin hinterher.
"Lia, warte doch mal bitte!", versuchte ich die junge Ärztin aufzuhalten, doch sie musste von selbst stoppen, da sie in Charlotte reinlief.
"Ey pass mal auf", rief Charlotte empört, bevor sie Amelia's tränenverschmiertes Gesicht erblickte.
"Oh Gott Lia, was ist mit dir passiert?"
Sie antwortete nicht, sondern fiel Charlotte einfach in die Arme und fing an zu schluchzen.
"Es-es tut mir Leid, das- ich wollte das nicht", meinte ich zu ihr.
"Ich hatte auch nie darum gebeten dich aufzunehmen, geschweige denn dich kennenzulernen", zischte sie nur mit Trändn in den Augen.
Das saß. Ich drehte mich wortlos um und verließ die Klinik.Draußen stand Paula, vor dem NEF. Wahrscheinlich wartete sie auf ihren Fahrer. Als sie mich erblickte, breitete sie direkt ihre Arme aus.
"Jacky? Was ist denn mit dir passiert?"
Sie reichte mir ein Taschentuch.
"Ich hab es versaut", schluchzte ich.
"Was denn?"
"Das mit Lia."
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If we don't safe them, who will?
FanfictieASDS - Shorts, die manchmal einfach so in meinem Kopf herrum fliegen. Ich werde hier nicht so aktiv sein, da ich ja meine Hauptstory noch weiterschreibe:)