Auf der Suche

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"Du hast die ganze Nacht gewartet, oder JJ?" ich starre aufs Wasser, als Kie sich neben mich an den Steg setzt.

Emotionslos nicke ich.

"Ich kann nicht glauben, dass sie sich umentschieden hat," nachdenklich antworte ich.

"Wir fahren zu Sarah," entscheide ich kurzfristig. 

"Was? Nein. Rafe könnte dort sein," willigt Kie ein.

Doch ich bin schon aufgestanden und gehe in schnellen Schritten vom Steg zur Twinkie, mit der Kie hergekommen war.

Wenn ihr irgendetwas zugestoßen ist und jemand anderes dafür verantwortlich, dann wird diese Person sich gleich wünschen, ihr nie Nahe gekommen zu sein.

"Dreh deine Cap nach vorne," befiehlt mir Kie als wir im Kookviertel ankommen.

Ich mache, was sie mir sagt, aber nur, weil ich gerade wirklich keine Lust auf noch mehr Aufruhe habe und anschließend laufen wir auf das große Grundstück der Camerons.

Energisch hämmere ich immer und immer wieder gegen die riesige Tür, vor der wir halt machen.

"JJ," ich werde erst aus den Gedanken gerissen als Kie mich zurückhält, die Tür beinahe einzuschlagen.

Wheezie öffnet uns. Ich drehe meine Cap wieder gewohnterweise nach hinten als ich sie entdecke während wir das Haus der Camerons betreten.

"Was wollt ihr-" ich würge Wheezie ab.

"Wo ist Sarah?"

Noch bevor sie antworten kann laufe ich die Treppen nach oben.

Kie entschuldigt sich für mein übliches Verhalten und folgt mir.

"Ist sie hier?" Ich erblicke Sarah, die in ihrem Bett liegt und vor ihrem Laptop sitzt.

"Ist wer hier?"

"Rede ich in Rätseln? Em."

"Emilia? Die sollte doch bei euch sein."

"Scheiße. Scheiße. Scheiße," fluche ich in Gedanken.

Besorgt laufe ich das Zimmer auf und ab.

"Was ist mit ihm?" höre ich Sarah Kie fragen, die mittlerweile genauso besorgt aussieht.

"Em wollte JJ gestern am Steg treffen," erklärt Kie.

"Ich weiß, wir waren vorher noch kurz auf der Kookparty, man hat dich vermisst Kie," antwortet sie zwinkernd.

"Nicht passend," fahre ich sie an.

"Em ist nicht aufgetaucht," sagt Kie kleinlaut.

"WAS?" schreit Sarah aufgebracht.

"Em ist nicht aufgetaucht. Sie ist verschwunden, weg," erkläre ich ihr es noch einmal in mehreren Ausführungen.

"Das kann nicht sein, ich, sie-" stammelt Sarah.

"So ist es aber. Ihr kann sonst was passiert sein, wo warst du, als ihr auf der Party wart?" meine Mundwinkel ziehen sich nach unten.

"Topper, er brauchte für einen Moment meine Hilfe."

"Topper also, ja? Darf ich dich daran erinnern, dass du mit John B zusammen bist? Wie würde er das finden, wenn er wüsste, dass du Topper hilfst, mh?"

"Ach, jetzt ist alles meine Schuld?" schreit sie zurück.

Kie wendet sich zu mir und legt mir beruhigend eine Hand auf die Schulter.

"Wo ist sie Kie?" meine Unterlippe zittert, Kie zieht mich an sich heran.

"Wir werden sie finden JJ, sie würde nie so einfach gehen, dafür hat sie dich zu gern. Dafür hat sie uns zu gern," flüstert sie mir zu. 

Ich habe die ganze Nacht verzweifelt geweint, überlegt, wie ich von hier wegkomme. Gehofft, mich würde jemand hören, geschrien.

Der Raum, in dem ich hockte-leer. Rafe legt wohl nicht so einen starken Wert auf Einrichtung.

Ein Sofa, ein Teppich, ein paar beschriebene Zettel auf einem Tisch, mehr nicht.

Draußen höre ich das surren eines Motors. Rafe ist zurück.

Panisch schaue ich mich um, kein Ort, um sich zu verstecken, dieses Mal nicht. Keiner ist da, um mir zu helfen. Vielleicht hatte ich es verdient, vielleicht war es ein Fehler zurückzukommen.

"Nein. Nein. Nein," rede ich mir ein. Es war kein Fehler zurückzukommen. Ich hatte gestern nur den schrecklichen Fehler begangen, mich auf dieser Party einzuquartieren.

Ansonsten würde ich jetzt wahrscheinlich schon wieder JJs Sprüchen zuhören können.

Es klopft laut an der Tür.

"Hast du dich wieder eingekriegt?"

Ich reagiere nicht, bis ich einen Schlüssel im Schloss höre.

Rafe betritt den dunklen Raum und knipst eine Lampe an.

"Wie lange willst du das hier eigentlich durchziehen Rafe, mh? Willst du mich mein ganzes Leben hier festhalten?"

"Hör zu, du hast dir das alles selbst zuzuschreiben, weißt zu das?"

"Habe ich nicht," brülle ich Rafe an, meine Stimme zittert jedoch.

"Doch, und das weißt du auch ganz genau."

Ja, das tue ich. Ich habe damals einen gewaltigen, unüberlegten Fehler begangen, den ich jetzt wieder ausbügeln musste.

Eine kurze Zeit herrscht Stille.

"Und was möchtest du jetzt genau von mir?" hauche ich die Worte leise hervor.

"Schreib deinen kleinen Freunden, dass es dir gut geht, sie nicht nach dir suchen sollen, dass du gemerkt hast, dass sie nicht der richtige Umgang für dich sind, dass du gestern auf der Party gemerkt hast, dass der Kooklifestyle das ist, was du willst."

"Das ist aber dass, was ich nie wollen würde," erwidere ich.

"Ich dachte, du willst nicht, dass deinen Freunden etwas passiert? Dann lass los. Wenn du etwas benehmen findest, wirst du mit Kelce, Topper und mir ein aufregendes Kookleben führen. Möchtest du das etwa nicht? Das ganze Geld, der Reichtum? Früher war es doch genau das, was du wolltest." 
"Du lässt sie in Ruhe, wenn ich ihnen genau das sage? Du kommst ihnen nicht mehr in die Quere?"

"Ich rühre sie nicht einmal mehr an."

Ich halte ihm meine Hand hin. 

"Dein Handy," fordere ich ihn auf. Mein Herz sticht, als ich es ausspreche.

"Ich wusste, dass du dich zum Guten wenden wirst Emilia," er lächelt mir fies zu und zieht sein Telefon aus der Tasche.

Ich öffne den Chat von Sarah und ihrem Bruder und schreibe. Ich schreibe. Ich schreibe so lange, dass meine Finger irgendwann genauso wehtun wie mein Herz.


The moment I met JJ Maybank- Obx FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt