Schmerzende Worte

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"Bereit?" ich schrecke mitten aus meinem Schlaf hoch.

Das letzte Mal, dass ich jemand so geweckt hat, war es JJ. Wie sehr wünschte ich, dass es diesmal auch er ist, egal, wie genervt ich das letzte Mal vielleicht darüber gewirkt haben mag.

Rafe beugt sich über mich. Die Nacht war hart, wortwörtlich. Die Camerons sollten als erfolgreiche Kooks einen größeren Wert auf ihre Gäste legen.

"Kelce wartet unten, du hast fünf Minuten," ermahnt er mich.

Ich rappele mich nur mühsam auf, streiche mir ein Polohemd über (ja, ein Polohemd, so etwas würde ich nur in einem Albtraum tragen) und einen Tennisrock. Rafe hatte das Outfit für mich rausgesucht.

Es würde wohl zu einem typischen Tagesablauf werden- Rafe entscheidet und ich habe keine andere Wahl.

Unwohl betrachte ich mich im Spiegel.

Das bin nicht ich. Der ganze Kooklifestyle, dass bin nicht ich.

"Du siehst gut aus," versucht Rafe sich in einem Kompliment.

Ich ignoriere es und versuche, die Worte, die ich ihm gerade an den Kopf werfen will in mir zu halten.

Unten steht der Junge, mit dem ich mich auf der Party unterhalten habe.

Der Junge, der Rafe dabei geholfen hat, JJ zusammenzuschlagen.

Ich muss mich wirklich zusammenreißen, ihm nicht eine zu scheuern.

Uninteressiert lasse ich mich in den Autositz fallen, Rafe platziert sich wieder neben mir.

Ich schaue jedoch auf der gesamten Fahrt nicht einmal zu ihm rüber.

Angekommen auf dem Golfplatz weigere ich mich erst, die Golfanlage zu betreten als ich mich zurückerinnere, wie es hierzu gekommen ist.

Doch Rafe legt eine Hand auf meine Schulter und schiebt mich harsch auf den Golfplatz.

Dort begegnen wir den Eltern von Kelce.

So freundlich wie möglich begrüße ich sie. 

Die beiden können schließlich nichts für das ignorante Verhalten ihres Sohnes.

Nach bestimmt einer halben Stunde überkommt Outer Banks plötzlich eine Hitzewelle.

Ich gehe in Richtung des Restaurants von Kies Eltern.

Rafe hält mich auf, indem er mich an meinem Arm packt.

"Wohin willst du?"

"Ich hole uns was zu trinken," ich mache Anspielungen auf das Wetter.

Als er einwilligt gehe ich in schnellen Schritten ins Innere.

Dort bleibe ich abrupt stehen.

JJ sitzt an einem der Tische.

Auch er starrt mich an.

Ich atme kurz ein und laufe dann an ihm vorbei, die Frau hinter dem Tresen reicht mir drei kleine Glasflaschen mit Wasser und ich drehe mich wieder von hier weg.

"Emilia," seine Stimme durchfährt meinen ganzen Körper.

Ich bleibe stehen, schaue jedoch nicht zu ihm.

"JJ, wir dürfen nicht miteinander reden, meine Nachricht hat alles gesagt, was gesagt werden musste," antworte ich kurzangebunden und will schon wieder gehen.

Am Liebsten jedoch wäre ich zu ihm gerannt und hätte ihn in die Arme geschlossen.

"Dir hat also das hier," er deutet zwischen uns hin und her, "gar nichts bedeutet?"

Doch JJ, mehr als du es dir je ausmalen könntest. 

"JJ," sage ich in einem leiernden Unterton.

"Warum Emilia? Warum tust du uns das an?" 

"Weil ich euch schützen will," hätte ich am Liebsten geantwortet, doch ich konnte es nicht.

"Es tut mir leid," ich blicke auf JJ.

Erst jetzt entdecke ich die Flachmannflasche in seiner Hand.

"Du trinkst?" 

"Sieht so aus als hätte ich gerade wieder angefangen," erklärt er mir und setzt seinen Mund an die Flasche.

Das hatte Sarah mit Rückfall gemeint.

"Lass es bitte."

"Ich sehe keinen Grund darin."

Ich beobachte, wie er noch einen Schluck nimmt.

Dann zucke ich zusammen, denn ich spüre eine Hand, die sich um meinen Rücken legt.

Rafe kommt hinter mir zum Vorscheinen.

"Alles in Ordnung Em?" fragt er mich in einem mir noch unbekannten Ton.

Ich sehe, wie die Wut in JJs Augen aufflammt.

Er würde Rafe am Liebsten anfallen, doch dadurch, dass ich in seiner Nähe stand, konnte er nicht, ohne, dass er mich auch verletzten würde.

Heißt es, dass ich ihm noch etwas bedeute?

Wieso waren die anderen nicht bei ihm?

"Ich habe dich was gefragt?" wiederholt er, jetzt wieder in einem bekannten Ton.

"Alles in Ordnung," wiederhole ich Rafes Worte vom Anfang.

"Worauf wartest du dann?" fragt Rafe mich.

Ich schüttele nur den Kopf und lasse mich von ihm nach draußen begleiten.

"Was hast du gesagt?" fährt er mich gleich als wir außer Hörweite sind an.

"Nichts. Ich habe nichts gesagt, versprochen."

"Wenn was anderes ans Licht kommt Emilia-" droht er mir.

"Wird es nicht," meine Stimme ist leise und zerbrechlich, genauso wie ich gerade.

"Gut," er fasst mir an meine Wange, ich wende mich von ihm ab.

Ihm fährt dieses unansehnliche Rafe Lachen über die Lippen.

"Du bist immer so stur Emilia," er schüttelt nur den Kopf, "lass dich doch mal auf deinen Gegenüber ein."

"Ich soll mich auf dich einlassen? Du hast mir gedroht und willst, dass ich mich auf dich einlasse?"

"Emilia, Emilia..." immer noch schüttelt er den Kopf.

"Ich hoffe, spätestens in ein paar Tagen merkst du, was das Richtige für dich ist."

Das weiß ich schon längst. Das wusste ich von der ersten Sekunde an...





The moment I met JJ Maybank- Obx FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt