Kapitel 14 - Teil 2 -

12 6 0
                                    

Kaum waren sie draußen, schubste Ariana ihn gegen die Mauer des Gebäudes. „Sind Sie von allen guten Geistern verlassen und müssen dort drinnen solch einen Aufstand machen?", herrschte sie ihn sauer an und ihre Augen sprühten Funken. Ihr Finger bohrte sich in seine muskelbepackte Brust, als würde sie ihn damit festhalten wollen. Ariana war außer sich vor Wut. „Geschweige denn andere Gäste einschüchtern?"

„Sie haben keine Ahnung, wer das da drinnen war", sagte er und sah sie selber so wütend an. „Dieser Kerl sollte nicht in Ihrer Nähe sein und keineswegs in der Ihrer Freundin, die sich noch immer dort drinnen aufhält!"

Seine Worte kaufte Ariana ihm nicht ab. „Erzählen Sie keinen Mist! Arthur ist ein anständiger Kerl, der sich zu benehmen weiß!", fauchte Ariana wütend und ihr Finger bohrte sich ein wenig tiefer. Es war selten, wenn ihr Temperament derart durchging, aber jeder, der sie kannte, wusste, dass man schnell Reißaus nehmen sollte. In solchen Momenten hegte sie auch keine Angst. „Nennen Sie mir einen Grund, dass Arthur kein guter Umgang ist!"

Das Stahlblau seiner Augen nahmen einen noch härteren Ausdruck an, der sich mit seiner Wut paarte und sich vermischte mit ... Kummer?

„Weil er mein ganzes Leben ruiniert hat."

Auch wenn Francesco rein gar nichts mehr über seine Vergangenheit wusste, so wusste er noch, dass er der Verantwortliche für das alles war.

Der Druck auf seiner Brust wurde weniger, als Ariana ihren Finger langsam wegzog. Ihr Blick war auf seine Augen gerichtet und etwas in ihr regte sich. Etwas wie Mitleid. „Er hat was?", fragte sie tonlos, aber leise. „Sie kennen ihn wirklich und denken sich das nicht aus?"

Antworten tat er nicht, er sah sie einfach nur still an und wünschte sich, nichts gesagt zuhaben, denn auf einem Schlag spürte er etwas, was er langer Zeit nicht mehr gespürt hatte.

Schmerz.

Verlust.

Und das seltsame Gefühl von Einsamkeit, weil etwas in seinem Inneren sich leer anfühlte und fehlte und er es nicht zuordnen konnte und er nicht wusste, was das war.

Mehrmals blinzelte Francesco, ehe er den Blickkontakt abbrach. „Ist jetzt auch egal." Dann sah er wieder auf und hatte einen dumpfen Blick. "Vertrauen haben Sie zu mir ja keine, deshalb weiß ich nicht mehr, ob ich überhaupt noch hier sein sollte, obwohl Sie etwas in mir wachrufen, was ich lange nicht mehr spürte."

Fragend legte Ariana den Kopf schief und ihre Wut flaute plötzlich ab. So hatte sie Francesco nicht eingeschätzt. Er wirkte ganz anders als sonst und es erregte in ihr großes Mitleid. Ehe sie sich versah, griff sie nach seiner Hand und drückte sie leicht. „Nur, weil ich Ihnen vielleicht nicht vertraue, heißt das nicht, dass ich es mir nicht zu Herzen nehmen werde", flüsterte sie und senkte den Blick. „Manon ist mir sehr wichtig und ich möchte nicht, dass ihr etwas passiert, Monsieur Morel. Ich weiß nicht, was ausgerechnet ich in Ihnen hervorrufe, aber Sie können davon ausgehen, dass ich vorsichtiger sein werde."

Lange verweilten seine Augen auf ihr, sahen sie an und betrachteten das blonde Haar, was silbern glänzte und ihren Augen funkelten wie Juwelen, die nur in Träumen erschienen. Wie schön sie doch war und sie wusste das nicht mal. Wusste nicht, was sie in ihm auslöste für Gefühle und was für beschützerische Instinkte sie in ihm erwachte.

Wie von selbst und ohne, dass er es beabsichtigte, hob er seine Hand und legte sie auf ihre seidigen Wange. Und sie zuckte nicht mal zurück, was ihn sehr erfreute.

„Ich weiß, dass Sie vorsichtig sind und ich vertraue darauf, dass Sie ihre Freundin helfen wollen, doch glauben Sie eines auf jeden Fall; alles, was Sie zu wissen glauben, ist nicht immer wahr, sondern nur einen Tarnung vor der Wahrheit."

Der Hunger nach Dir [Luna Rossa - Reihe Band 1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt