Du machst dir Sorgen

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Cassy

Mit dem von mir angebissenen Crossaint in der einen Hand und mit der noch freien Hand, zog ich die ganzen Stylingstühle zurecht und blickte auf die an der Wand hängenden Uhr. In 5 Minuten sollte es losgehen. Ich biss erneut von meinem Croissant ab und legte das letzte nicht geschaffene Stück wieder zurück in die Tüte. Die Tüte und den Kaffee stellte ich beiseite. Nicht das sich noch jemand mit Kaffee bekleckert. „Hey! Bist du Cassy?“ Rief ein Mann hinter mir, mit einer ziemlich ungewöhnlichen hohen Tonlage. Ich drehte mich um und stand vor einer ungefähr 1,80m großen Dragqueen mit einer wunderschönen Blonden Perücke und einem atemberaubenden Makeup, was mich fast ein wenig neidisch machte. „Ähm ja, kommt drauf an, wer das wissen will.“ Entgegnete ich forsch. „Hey, ich bin Wonder. Manchmal, aber eher selten, bin ich auch Raphael. Aber solange ich so aussehe, würde ich Wonder bevorzugen. Ich wurde hergeschickt um jemanden zu unterstützen. Und außer dir sehe ich hier keinen.“ Eigentlich habe ich erst in ein paar Tagen oder sogar nächster Woche mit Unterstützung gerechnet, aber heute kommt mir nur gelegen. „Freut mich dich kennenzulernen, Wonder. Ich bin Cassy. Stell deinen Trolley am besten mit an einen der Plätze. Es sollte auch in den nächsten Augenblicken auch schon jemand kommen. Ich nehme an Pascal hat dich aufgeklärt wie es abläuft und hat dir alles zugeschickt?“ „Ja ich hab die Makeup Details bekommen. Gut, dann breite ich mich mal aus.“ Erst jetzt bemerkte ich den Britischen Akzent von Wonder. Gebürtige Amerikanerin ist sie anscheinend nicht. Ich hatte noch nie in meinem Leben mit einer Dragqueen Kontakt und bin wirklich neugierig wie die Zusammenarbeit mit ihr Verlaufen wird. Ich werde sie auch nicht wie eine PA behandeln. Sie ist einfach nur eine Zweitvisagistin, von der ich mehr oder weniger, die Chefin bin. „Wenn du Fragen hast oder so, komm einfach zu mir. Ich denke mit Makeup und so kennst du dich aus…deshalb bist du ja hier aber falls andere Fragen auftreten, bin ich immer da.“ Sie lächelte mich freundlich an und sagte:,,Ja, also Rouge weiß ich schon noch was das ist, aber danach hört es leider auf.“ Sie lachte und ich schenkte ihr einen belustigten Blick. Bisher kommt sie mir super Sympathisch vor. Ich denke mit ihr werde ich noch jede Menge Spaß haben. „Das war natürlich ein Scherz, Darling. Ich hab keine Ahnung was ein Rouge ist. Kommt das auf die Augen oder wohin?“ Wir lachten beide und vergaßen vollkommen, das wir uns ja gerade einmal 10 Minuten kannten. „Ich denke, mit dir wird es nicht so schnell langweilig.“ Meinte ich ehrlich. „Ich dachte schon zu kommst garnicht“ sagte Jared. Sein Gesicht war ein einzelnes, großes Fragezeichen in welchem man Fragen wie „Cassy, wo warst du? Cassy, warum bist du so spät? Cassy, alles gut?“ deutlich ablesen konnte. Mir wurde richtig flau im Magen und ich wusste, Jared wird mich mit diesen Fragen dann noch konfrontieren und ich steh zwischen zwei offenen Türen. Entweder sag ich ihm die Wahrheit oder ich denke mir eine glaubhaft Lüge aus, die wahrscheinlich früher oder später eh auffliegen wird. „Ich…ähm…ich bin doch jetzt da. Es gab heute morgen nur ein paar Hindernisse.“ Meine Verspätete Antwort machte ihn stutzig, weshalb er eine Augenbraue nach oben zog. Hindernisse? Ernsthaft Cassy? Etwas besseres ist dir nicht eingefallen? Ich könnte mich gerade selbst Ohrfeigen für meine dumme unüberlegte Antwort. „Was denn für Hindernisse?“  ich wusste, die Antwort würde ihm nicht genügen und mir war auch bewusst, dass ich nicht darüber hinweg komme, über das „Hinderniss“ zu sprechen. „Ich…ähh…“ Erneut kam ich ins stottern. Ich weiß nicht, wie er reagiert, wenn er die Wahrheit kennt.. Wird er sauer sein? Obwohl ich nichts für Colsons Begegnung kann? „Ähm ja was? Cassy, was zur Hölle ist passiert. So hab ich dich ja noch nie gesehn.“ „Es ist etwas passiert. Jemand ist passiert. Aber jetzt ist nicht der richtige Augenblick um darüber zu sprechen. Wartest du nach Drehschluss draußen? Da können wir reden.“ „Ja natürlich.“ Jensen und Misha betraten den Raum und grüßten mich. Eine dunkelhhaarige Frau betrat den Raum. Sie hatte ich noch nie zuvor gesehen. Und ein Mann, der Mitte 40 zu sein schien, mit lockigen Haaren ebenfalls. Beide stellten sich mir vor, weil sie mich und ich sie, zum ersten mal sahen. Beide waren sehr freundlich. Mit einem Nicken und einem Lächeln teile ich Wonder mit, das wir anfangen. Kurz überlegte ich, ob es denn jetzt eine so gute Idee ist, mit Jared anzufangen, weil ich mir dann bestimmt die ganze Zeit diesen Neugierigen Blick anschauen muss, aber ich kann ihm schlecht aus dem Weg gehen. „Setz dich.“ Teilte ich ihm mit und deutete mit einer Handbewegung auf den Stuhl. „Danke für das Crossaint und den Kaffee außerdem.“ „Nichts zu danken“ Meine Wangen wurden ungewollt rot, als ich Jared’s Lächeln über den Spiegel auffing. Zuerst legte ich mir Jared’s Haare so zurecht, das sie ihm nicht im Gesicht hängen und nicht meine Arbeit beeinflussen. Mit Flüssiglatex machte ich eine Art kleinen Hügel auf sein Gesicht. Mit einem Pinselstiehl zog ich durch das Latex eine Rinne und verfeinerte diese mit sachen Wellen. Das alles muss erstmal trocknen, bevor ich Foundation drauf machen kann. Deshalb rutschte ich einen Platz weiter und stand hinter dem Stuhl von Jensen der mich mit einem Lächeln über den Spiegel empfing. „Guten Morgen, alles klar?“ fragte er mich. „Ja, na klar.“ Eigentlich ist garnichts klar. So ganz und garnicht. Mir ist nach heulen zu Mute und nach Schreien. Ich bin wirklich sauer auf Colson, das er mich so durcheinander bringt und gleichzeitig bin ich auch frustriert. Aber das darf ich mir nicht anmerken lassen. „Heute hat sich jemand ganz schön sorgen um dich gemacht, wo du steckst.“ Zum Glück sagte er das so leise, dass Jared es nicht gehört hatte. Jared tippte gerade auf seinem IPhone herum. „Ja ich weiß, ich hab meinen Wecker überhört.“ Log ich eiskalt. Mein Kontakt zu Jensen ist nicht so groß. Wir verstehen uns zwar aber nicht jedem geht meine Leidensgeschichte etwas an. „Oh, okay und wer war dann der Mann den du geküsst hast?“ Ich spürte wie mein Herz einen Schlag aussetzte und mein Gesicht einen Ton annahm, der keinesfalls natürlich ist. Ein böser Blick von Jensen fing mich auf. Ein Seiten Blick zu Jared verriet mir, das er nichts gehört hatte, denn er tippte weiter auf seinem Handy herum. „Bitte nicht so laut.“ Sagte ich und drehte meinen Kopf nach Rechts und Links zu den Stühlen. „Was? Ist es dir etwa unangenehm das du aufgeflogen bist und Jared so hintergehst? Ich weiß, ihr seid noch nicht zusammen, aber ich weiß, was er für dich empfindet und ich bete für Gott das es sich da nur um eine Verwechslung handelt.“ Ich muss Jensen die Wahrheit sagen. „Misha hat mich heute morgen angesprochen und gesagt, das er dich mit einem Mann auf dem Parkplatz gesehen hat. Ihr kamt euch ziemlich nahe und habt euch geküsst und dann bist du zur Arbeit gefahren.“ „Bitte nicht so laut.“ Sagte ich erneut mit zitternter Unterstimme. Ich wollte es heute Jared ja heute eh erzählen, aber wenn er das jetzt so von Jensen mitbekommt und nicht die Wahrheit zuerst von mir, dann hab ich ihn bestimmt verloren. Jensen schaute mich immer noch mit finsterer Miene an. „Können wir vielleicht kurz raus gehen? Dann erzähl ich dir alles. Aber bitte erzähl Jared nix. Ich mnuss ihn das selber sagen. Aber die Wahrheit. Nix von dem was du mir gesagt hast.“ Wortlos stand Jensen auf und ich folgte ihm mit gesenktem Kopf. „Gut. Ich höre.“ Sagte er, als wir den Stylingbereich verlassen haben. „Ja, Misha hat mich heute auf dem Parkplatz wohl richtig gesehen. Aber es war nicht so wie ihr denkt. Der Typ das war Colson. Mein Ex. Ich hab keinen Kontakt zu ihm. Eigentlich nicht. Er hat mir vor kurzer Zeit einen Brief geschrieben, wie leid es ihm denn tut, dass er mich mit meiner Ehemals besten Freundin betrogen hat. Und als ich zur Arbeit fahren wollte, stand er einfach vor meinem Wagen, war betrunken hat mich bedrängt und mich geküsst. Ich wollte das natürlich alles nicht und hab ihn gleich von mir weggedrückt. Er denkt, ich bin immer noch sein kleines und ich würde ihm verzeihen. Aber das kann ich nicht. Er ist meine Vergangenheit und ich will meine Zukunft nur mit einem, wenn ich bereit dafür bin.“ Jensens böser Blick hat sich vollständig aufgelöst und sich in einen Mitleidsvollen Blick verwandelt. „Hey tut mir echt leid. Ich glaube dir. Ich hatte nur Angst, dass du Jared etwas vorspielst und du seine Gefühle verletzten könntest.“ Ich bin so froh das er mir glaubt. Ich hatte Angst, er würde zu Jared gehen und ihm das erzählen, was Misha angeblich gesehen hat. „Bitte sag Jared noch nix. Ich muss das selber machen. So schwer mir das auch fällt.“ „Nein, mach ich nicht. Sorry nochmal.“ „Schon gut. Lass uns wieder rein gehen.“ Jensen nickte und teilte ein Entschuldigendes Lächeln mit mir. Dann kehrten wir um und gingen zurück.

Bad boy in love: Jared Padalecki Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt