1

34 0 0
                                    

Ich biege rechts ab und sehe schon die Straße, in der ich meine Kindheit verbracht habe. Die Doppelhaushälften, die sich rechts und links von mir hervortun, sehen noch genauso aus wie früher. Ich komme immer wieder gerne nach Hause, auch wenn das aufgrund meines derzeitigen Zeitplans nicht mehr so oft der Fall war wie früher. Hinzu kommt noch die einstündige Zugfahrt, die ich hinter mich bringen muss, um von London nach Sutton zu fahren. Ein Auto habe ich nicht, da ich aufgrund meines Jobs sowieso häufig nicht Zuhause bin und ich in London natürlich auch alles fußläufig erreichen kann.

Ich ziehe meinen Koffer weiter die Straße entlang, vorbei an dem Haus von Mrs. Miller, die ihren Vorgarten stets am Üppigsten von allen bepflanzt. Hier ragen immer Hortensien und Lavendel halb über den Gehweg und der blumige Geruch ist schon von weitem zu riechen.

Schließlich ist mein Elternhaus in Sichtweite und ich kann schon sehen, dass Mum hinter der Fenster nach mir Ausschau hält. Als ich die grau gepflasterte Einfahrt betrat, kam sie bereits aus der Türe hinaus, auf mich zu gestürmt und nahm mich in eine feste Umarmung.

„Amber, mein Kind, da bist du ja endlich. Du kommst genau richtig, die Lasagne ist in ein paar Minuten fertig. Wie war die Zugfahrt?"

Ich grinste. „Die Zugfahrt war ok. Ich habe mittlerweile auch einen riesigen Hunger. Ist Dad auch da?"

„Ja, er ist im Garten. Die Pumpe vom Teich macht wieder Zicken. Er schaut es sich an. Geh dich ruhig frisch machen mein Schatz, in der Zeit decke ich schon den Tisch."

Lächelnd nicke ich und schon dreht meine Mutter sich um und verschwindet in der Küche, aus der ein bezaubernder Geruch kommt.

Ich liebe Lasagne, besonders die meiner Mum.

Nachdem ich die Schuhe ausgezogen habe, nehme ich meinen Koffer und gehe die alte Holztreppe hinauf, an den ganzen Familienfotos vorbei, die meine Eltern an der Wand entlang befestigt haben, bis in die erste Etage.

Ich betrete das Zimmer ganz rechts, welches mein altes Kinderzimmer ist. Ein vetrauter Geruch steigt mir entgegen, auch wenn er etwas muffiger ist als gewohnt, weil dieses Zimmer mittlerweile einfach unbewohnt ist. Ich sehe aber sofort, dass Mum mir mein Bett frisch bezogen hat und auch sonst alles so ist, wie ich es hinterlassen habe, als ich auszog. Immer noch hängen die Fotos hier, die meine beste Freundin Lilly und ich in Form einer Collage an die Wand geklebt haben. Immer wieder muss ich grinsen, wenn ich sie sehe. Wie die Zeit einfach vergangen ist und wir beide nun einfach in London gemeinsam in einer WG wohnen und unsere Träume verwirklichen. Irre.

Lilly und ich kennen uns schon lange.

Wir gingen zusammen zur Schule und haben unsere gesamte Kindheit miteinander verbracht. Sie wohnte damals schon nur eine Straße entfernt und als sie dann kurze Zeit nach mir ein Jobangebot in London bekam, stand sofort fest, dass wir zusammen ziehen, zumal die Mieten dort alles andere als günstig sind.

Lilly arbeitet als Rechtsanwaltsfachangestellte in einer renommierten Firma in der Innenstadt. Genau da sind wir auch an einem Punkt, an dem wir beide uns auch grundlegend unterscheiden, da unsere beruflichen Interessen komplett auseinander gehen.

Ich konnte mir nie vorstellen einen Bürojob zu haben. Mein Traum war es schon immer Lichttechnikerin zu werden. Als mein Vater mit Teenie Amber auf mein erstes Konzert ging, war ich wie gebannt von dieser Show, den ganzen Lichtern, die passend zur Musik leuchteten und blinkten und die Musik so gut untermalten, dass man einfach Gänsehaut bekam.

Dieses Zusammenspiel von Musik und Licht, die Show, fasziniert mich bis heute noch am Meisten an meinem Beruf. Zu sehen wie das Publikum von den Special Effects mitgerissen wird, ist einfach das Beste.

Love LightsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt