Die Einführung der Hölle

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Schlingels P.O.V.

Da war ich nun also. In der Klapse. Das war jetzt mein neues Zuhause, für unbestimmte Zeit. Wie ich hier hinkam?
Ich hatte immer wieder versucht Suizid zu begehen und hatte einmal meine Therapeutin bedroht. Dies fand sie wohl nicht so gut.

Dieser graue Gebäudeklotz wirkte alles andere, als einladend. Der Garten drumherum war kaum gepflegt und vor den Fenstern hingen dicke Gitterstäbe.
"Wir sind da! Steig aus!", meckerte der Mann, der mich in die Hölle brachte.
Der zweite Mann hielt mich sofort am Arm fest, als ich aus dem Wagen stieg.

Wie ein Schwerverbrecher wurde ich also Richtung, Eingangstür gezerrt.
"Schade, dass hier keine Willkommens-Girlande hängt.", meinte ich sarkastisch.
"Halt die Klappe!", sagte wieder der Erste.
Die Tür ging auf und zwei Frauen in weißen Kitteln bildeten mein Begrüßungs-Komitee.
"Hallo Schlingel, wir freuen uns, dich hier bei uns begrüßen zu dürfen. Die netten Herren werden dich jetzt in dein Zimmer begleiten. Der Direktor dieser Anstalt, wird dich gleich besuchen kommen und dir eine Einführung geben.", sagte eine von Beiden. Ich nickte ausdruckslos.

Ich wurde weiter gezerrt. In der Eingangshalle stand ein großer Tresen, an dem zwei weitere Pfleger arbeiteten.
Zwei Gänge gingen rechts und links von ihm ab. Hinter dem Tresen führte eine große Treppe in weitere Stockwerke.
Von außen erkannte ich, dass es wohl einige sein mussten. Mein Weg führte in den rechten Gang im ersten Stock.
Vor mir lag ein langer Flur. Links die Türen und rechts die Fensterfront.

Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete, der eine Typ, eine Zimmertür, mit der Nummer 1.27 und der Andere schubste mich hinein. Schnell schloss sich die Tür hinter mir.
Nun stand ich in einem sterilen Raum. Das Einzige, was dort drin stand, war ein Tisch, ein Stuhl und ein Regal. Nebenan führte eine Tür in ein winziges Badezimmer. Das letzte Zimmer war anscheinend das Schlafzimmer, denn es war mit einem Bett und einem Schrank augestattet.

Die Zimmertür wurde wieder geöffnet und meine Reisetasche wurde, genauso wie ich zuvor, ins Zimmer geschmissen. Ich durfte nur ein paar private Sachen mitnehmen, wie Kleidung, Bücher oder Familienfotos.
Letzteres brauchte ich nicht mehr.
Ich sah, dass die Tasche kurz vorher durchgewühlt wurde. Als hätte ich ein Messer oder sogar eine Waffe dabei!
Ich schüttelte meinen Kopf.

Schon wieder öffnete sich die Tür und ein betagter Mann trat ein.
"Hallo Schlingel. Ich bin Herr Miller. Du kannst mich aber Marc nennen. Ich bin der Direktor dieser Anstalt."
"Hallo.", antwortete ich neutral. Er schmunzelte darauf.

"Ich werde dir jetzt ein paar Sachen über deinen Aufenthalt erklären und dir eine kleine Rundführung geben."
Wieder nickte ich nur. Ich war kein Freund von geheucheltem Smalltalk.
"Hier ist ein kleiner Plan. Dazu werde ich dir später noch einiges erzählen. Wichtig zu wissen ist auf jedenfall, dass wir hier kein ungesittetes Verhalten dulden. Also Prügeleien, Randaleien oder sonstiges. Falls es doch dazu kommen sollte, werden wir angemessen eintreten, damit so etwas nicht wieder vorkommt." Er sah mich eindringlich an.
Meinerseits existierte wieder nur ein Nicken.

"Gut. Je länger du bei uns seien solltest, desto mehr Objekte dürfen wir dir für dein Zimmer zur Verfügung stellen. Dabei darfst du auch einiges mitbestimmen, wie zum Beispiel eine neue Wandfarbe. So jetzt fangen wir aber mal mit der Rundführung an."
Er symbolisierte mir, ich solle ihm folgen.
"Vorab, jede Etage hat eine Ziffer. Diese steht auch für die Gefahrenstufen. Sie gehen von eins bis sechs. Du bist Gefahrenstufe 1."

"Wie wird das denn unterteilt?" Diese Frage interessierte mich dann doch.
"Diese Auskunft darf ich dir leider nicht erteilen. Aber ich würde dir raten, dich von den Fünfern und Sechsern fern zuhalten." Ich schluckte. Das hörte sich ja super an...

Er führte mich weiter ins Erdgeschoss.
Wir gingen zuerst in den linken Flur.
"Hier befindet sich die Cafeteria." Marc öffnete eine Doppeltür und kritische Blicke musterten mich. Ich starrte eisig zurück.
"Alle Stufen essen zusammen. Die Essenzeiten sind von 6-9, von 12-14 und von 18-20 Uhr. Ab 22 Uhr darf niemand nehr auf den Gängen unterwegs sein."
Er machte die Tür wieder zu und ging weiter.

"Hier sind wir dann auch schon im Gemeinschaftsraum angekommen. Hier kannst du dir Bücher ausleihen. Jeder hat die Möglichkeit zwei Stunden in der Woche, fernzusehen. Wir haben aber auch eine Playstation und eine Wii hier."
Dieser Gedanke gefiel mir, als ich die ganzen Spiele sah.
In diesem Raum starrten mich schon wieder unzählige Augenpaare an. Hatten die denn noch nie einen Neuen gesehen?
Wir wanderten schnell weiter in den rechten Gang.

"In diesem Teil befinden sich die ganzen Therapieräume. Jeder unserer Bewohner hat alle zwei Tage, eine Therapiestunde, an der er teilnehmen muss. Diese werden in Gruppen gehalten, mit ungefähr zehn Personen. Dabei sind die Gefahrenstufen bunt gemischt. Und ich sehe gerade in deiner Gruppe befindet sich wohl aus jeder Stufe jemand."
Sollte mich das jetzt freuen?

"Deine Stunden stehen auf dem Plan, den ich dir gegeben habe. Wir haben die Stunden erst vor kurzem geändert. Zusätzlich kannst du, wenn du es benötigst, eine Einzel-Therapiestunde beantragen."
"Ok.", meinte ich sachlich.
"Ich denke, dass war es auch schon. Wenn du Fragen oder Hilfe brauchst, stehe ich dir gerne zur Verfügung."
Ich musste ja zugeben, dass er vielleicht doch gar nicht so übel war.
Mein allseits bekanntes Nicken kam wieder zustande und er ließ mich allein.
Ich hatte Hunger, aber es war noch zu früh, für das Abendessen. Also ging erstmal wieder in mein Zimmer.

Psycho-Youtuber?! (Slow Updates)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt