Kapitel 16

1.1K 95 3
                                    

„Schätzchen, schön dich wiederzusehen!“

Joe küsste mich auf die Wange und umarmte mich.

„Auch schön dich wiederzusehen“, lachte ich, dachte mir aber meinen eigenen Teil.

„Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich noch mal sehen würde.“ Er strich mir über die Wange und lächelte. „Hübsches Mädchen, muss ich schon sagen.“

Ich merkte, dass ich rot wurde.

„Wenn du wüsstest wie viel Ärger ich wegen dir habe!“ Ich konnte in seinen Augen ein Funkeln sehen, was mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ich habe noch nie einen Menschen so sauer gesehen. Er machte mir Angst und trat einen Schritt zurück und stoß dabei gegen Tomas, der wohl die ganze Zeit hinter mir gestanden hat. Tomas legte seine Arme um mich und zog mich noch weiter an sich.

„Ich habe mein Haus aufgegeben, alle meine gesammelten Waffen, weg! Ich werde gesucht und leide unter Verfolgungswahn und das alles nur…“

„Ich weiß, dass kommt jetzt vielleicht etwas spät, aber versuche ihn nicht wütend zu machen. Seit dem er auf Entzug ist, ist er sehr leicht reizbar. Für das jetzt kannst du nichts, aber pass mit deiner Wortwahl auf. Es ist stärker als du oder ich es bin.“, flüsterte mit Tomas in Ohr.

„… nur weil ich dir helfen wollte. Du bist an allem Schuld. Es sind schon zu viele Menschen wegen dir gestorben und es werden nicht die letzten sein!“

Joe trat erneut einen Schritt auf mich zu. „Du bist kein normaler Mensch. Du machst nur Probleme!“

„Es reicht.“, sagte Tomas und stellte sich vor mich. „Ich weiß es ist nicht leicht. Weder  für dich, noch für mich, sie oder irgendjemand anderen. Das es Probleme geben wird, war uns allen von Anfang an bewusst. Und jetzt komm runter, du bist nicht du selbst.“

„Keine Angst wegen der kleinen. Ich schlage keine Frauen, obwohlich eigentlich genügend Gründe dazu hätte. Aber du scheinst dich sehr stark zu fühlen…“

„Hör auf du bist verrückt. Ich bin nicht wegen einer Prügelei hier.“ Tomas drückte Joe von sich weg. Joes Gesicht wurde noch kälter.

„Niemand nennt mich verrückt! Und glaub mir Jungchen, eine einfache Prügelei wird das nicht.“

Joe holte mit seiner Faust aus, und traf Tomas mitten ins Gesicht.

„Joe komm zur Vernunft!“, schrie Tomas.

„Ich denk nicht mal dran!“

Joe ging regelrecht auf Tomas los. Schlug und tritt ihn, es machte ihm nicht mal etwas aus, dass Tomas schon am Boden lag. Tomas hatte mich gewahnt, er sei gefährlich und stärker. Ich hatte keine Waffe bei mir. Nicht mal das Skalpell. Aber ich konnte nicht zulassen, dass jemand Tomas so zurichtet!

Ich dachte nicht nach und stürzte mich auf Joe und schlug ihm mehrmals ins Gesicht. Ich hatte eine extreme Wut in mir und ließ sie nun raus. Joe versuchte sich zu wehren, doch kam er nicht gegen mich an. Ich sah Tränen in den Augen von Joe. Er sah sehr benommen aus, und ich ließ ihn in Ruhe. Ich stand auf und sah zu Tomas. Er saß an der Wand angelehnt und sah mich erstaunt an.

„Soll ich dir hochhelfen?“, fragte ich ihn.

„Gib mir einen Moment ja?“

Joe war mittlerweile in die Ecke des Zimmers gekrochen und keuchte erbärmlich. Er sah sehr verwirrt aus und aus seinem Mund lief Blut.

„Fick dich.“, hörte ich ihn murmeln.

„Wie war das?“. Sagte ich und ging auf ihn zu.

„Hau ab, du Bestie. Lass mich in Ruhe! Sieh was du getan hast! Sie was du mir angetan hast! Du Tier.“

Ich deutete auf Tomas. Es schien ihn aber nicht zu interessieren. Ich kniete mich zu ihm runter. „Sag gute Nacht zu Tomas.“ Joe guckte verwirrt und Sekunden später schlug ich ihm ins Gesicht und er viel zur Seite um. „Schlaf schön.“, flüsterte ich.

„Tomas, bitte erklär mir, was wir von so einem Irren wollten.“

„Wieso bist du so stark? Du… wie hast du…“

„Ich konnte nicht anders. Es war, als wäre ein Schalter umgelegt worden. Ich konnte das nicht mitansehen. Ich mache mir gerade selbst sorgen über das was ich getan habe…“

„Du verstehst nicht. Er ist uns allen taktisch und kräftemäßig stark überlegen. Er sollte dich trainieren und nicht von dir niedergeschlagen werden. Du bist stärker als gedacht.“

„Das will ich aber nicht!“ Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich tatsächlich nicht normal bin. Tomas ist größer als ich und hat deutlich mehr Muskeln. Wie konnte ich Joe so etwas antuen. Mit mir stimmt etwas nicht. Ich setzte mich neben Tomas.

„Es ist nicht das Jahrelange Training, sondern meine Veränderte Genick, soweit wie ich es verstanden habe, oder?“

Tomas nickte, sagte aber kein Wort und sah mir nicht in die Augen.

„Als ich gesehen habe, dass Joe auf dich los ging… In mir wurde es kalt und ich hatte das Gefühl alles ein wenig langsamer als es tatsächlich passiert ist zu sehen. Ich fühlte mich ganz komisch, ich kann es nicht beschreiben.“

„Es fängt an“, sagte Tomas und sah mich nun endlich an.

Die Suche nach der Wahrheit.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt