Kapitel 10

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„Ich hoffe du hast keine Allergie gegen Hundehaare...", sage ich lächelnd zu Kai. Das kommt jedoch ein wenig zu spät, denn nachdem die Haustür, welche ich gerade aufgeschlossen habe, ein Stück offen ist, springt meine Hündin erst mich, nachdem sie erkannt hat das ich nicht allein bin, auch Kai an. Dieser lacht einfach und kniet sich zu Cam hin um sie richtig zu streicheln. „Die wirst du jetzt nicht mehr los" „Ach, schon gut. Ich habe Zuhause auch zwei Hunde. Also einen bei meinen Eltern und der andere ist momentan auch da, aber normalerweise bei mir. Wie heißt sie denn?", erzählt Kai. Ich lächle er ist also ein Hunde-Mensch. Sympathisch. Es ist zwar nicht so, dass Katzen-Menschen nicht sympathisch wären, aber ich mag die andere Fraktion deutlich lieber. Was nicht zuletzt daran liegt, dass ich selbst schon seit Ewigkeiten Hunde habe. Den ersten den wir hatten war Lou, ein golden Retriever den mir meine Mutter zu meinem 4. Geburtstag geschenkt hat. Da war er noch ein Welpe und ist ganze 14 Jahre alt geworden, bis er dann an einem Tumor eingeschläfert werden musste. Das waren sie schrecklichen Tage für mich, denn es war als würde ein Familienmitglied fehlen. Da war ich 16.  Camira war zu der Zeit auch schon ein Jahr bei uns, meine Mutter und ich wollte für  Lou einen Spielkameraden haben. Auch Cam hatte den Verlust wohl bemerkt, denn zusammen saßen wir oft auf dem Sofa und haben Bilder von Lou angesehen. Aber irgendwie hat es uns beiden geholfen zu wissen, dass wir uns haben.

„Camira, aber ich nenne sie immer Cam, das klingt cooler und so kann ich besser mit ihr schimpfen" „Ah ja, von deinem Namen angeguckt also?", schmunzelt der Braunhaarige. „So in etwa. Kakao oder Kaffe? Oder Tee? Oder etwas ganz anderes?", fange ich dann an aufzuzählen was ich ihm anbieten kann. „Langsam! Ein Kakao wäre gut", lacht Kai dann und lässt von meiner Hündin ab um sich die Schuhe auszuziehen. „Na dann, dein Wunsch sei mir Befehl. Cam, ab! Hör auf Kai weiter zu belästigen", befehle ich dann Cam, die tatsächlich von dem Fußballer ablässt und hinter mir in die Küche trottet. Ich gebe Cam der Australian Sheppard Dame etwas zu Essen, und mache Kai und mir einen heißen Kakao.

Kai hat sich in der Zwischenzeit im Wohnzimmer umgeguckt, was ich mit „Guck nicht so genau hin, es ist nicht aufgeräumt" quittiert habe. Dann hat er sich schonmal auf mein Sofa gesetzt und angefangen Camira zu kraulen, die sich schon nach ein paar Sekunden eng an ihn gekuschelt hat. Bevor ich den Kakao in das Wohnzimmer bringe, was nicht weit ist, denn es ist eigentlich ein Raum, beobachte ich das Szenario genauer. Cam scheint Kai wirklich zu mögen, denn normalerweise verhielt sie sich bei Fremden eher zurückhaltend. Aber normal war hier eh nichts mehr. Immerhin sitzt der Typ, mit dem ich vor einigen Tagen knutschend im Bett lag, jetzt in meinem Wohnzimmer. Ist es nicht eigentlich so, dass man seinen ‚One Night Stand' nicht mehr trifft, geschweige denn in sein Wohnzimmer zum Kakao trinken einlädt, nachdem man erfahren hat dass man ab sofort fast zusammen arbeitet?  Oh man! Wie konnte das denn nur schon wieder passieren?! Anderseits scheint er wirklich nett zu sein...

Während ich dann die zwei dampfenden Tassen in das Wohnzimmer bringe, beschließe ich später Anna anzurufen und nach ihrem Rat zu fragen.
„Also, erzähl mal etwas über dich. Ich weiß, das hast du schonmal aber da waren wir beide besoffen also weiß ich nicht mehr alles", fängt Kai plötzlich an zu reden, nachdem beide ein paar Schlücke des warmen Getränk genommen haben. „Mhh, also, ähm was soll ich erzählen? Ich bin 20 Jahre alt, und bin in Aachen geboren. Mein Vater ist aber Australier. Der lebt auch noch dort zusammen mit Grace, meiner Stiefmutter und meinen beiden Halbgeschwistern Daniel und Michelle.  Uhm, ..." Ich stoppe kurz. Soll ich ihm den Rest dahinter auch erzählen? Kai hat mir ja auch anvertraut, dass er Profi Fußballer ist... „Also du musst wissen, dass mein Vater schon als er 15 war mit Grace zusammen war. Dadurch, dass sie nach Kanada gezogen ist haben sich ihre Wege getrennt, aber davor haben sie eben Michelle und Daniel bekommen. Dann ist meine Mutter von Deutschland nach Australien gezogen und hat meinen Vater kennengelernt. Kurz bevor sie erfahren hat, dass sie mit mir Schwanger ist, ist sie dann wieder nach Deutschland gezogen um ihrem Traum als Fotografin nachzugehen. Mein Vater wollte dort bleiben, er hatte dort seinen Traum als Rennfahrer und auch zwei Kinder, weshalb sollte er also weggehen? Mein Halbbruder ist übrigens auch Rennfahrer. Vor ungefähr 8 Jahren ist dann Grace aus Kanada zurückgekommen und nun sind die beiden glücklich verheiratet. Aber wir haben zum Glück noch Kontakt zu ihnen und meine Eltern verstehen sich immer noch gut." Uff, das war leichter zu erzählen als ich gedacht habe. Die Geschichte um meinen kleinen Bruder lasse ich absichtlich weg. Naja, die ganze Geschichte weiß eh niemand... Außer meiner Mutter und ich.

„Aber naja, ich liebe es zu Tanzen, vielleicht weißt du das noch, und zu Fotografieren was bei meinem Job ja offensichtlich ist. So, jetzt du", beende ich meine kurze Vorstellung schmunzelt. „Also eine halb Australierin? Kannst du dann auch Englisch?", fragt Kai dann anstatt etwas über sich zu erzählen oder eine Frage über meine Familie zu stellen. Wofür ich ihm ziemlich dankbar bin. Obwohl mir auffällt, dass es leicht ist mit Kai zu reden. Auch über solche Themen.
„Ja, ich bin zweisprachig aufgewachsen, aber dadurch dass ich in meinem Abi Französisch als Leistungsfach hatte - Und da auch ein Jahr zum Austausch war - spreche ich auch das fast fließend. „Oh wow, das ist krass. Ich muss zugeben mein Englisch ist nicht das allerbeste" Ich muss lachen. „Naja, davon geht die Welt auch nicht unter, oder?" „Ne, für mich jedenfalls nicht. Aber du wolltest etwas über mich wissen, nicht?" Ich nicke. „Naja, ich bin 21 Jahre Alt und komme aus Leverkusen. Ich habe eine Schwester, Lea, und einen Bruder, Jan. Wie du weißt habe ich auch zwei Hunde und Esel!" „Stopp, du hast Esel?", unterbreche ich ihn lachend. „Jap, die sind super cool und meine Lieblingstiere", lacht Kai mit. Die Reaktion ist er wohl gewöhnt, wenn er erzählt, dass er Esel hat. „Auf jeden Fall spiele ich seit ich Klein bin Fußball, wie du jetzt auch live feststellen durftest. Und sonst... Ich liebe Musik und Filme. Und ich kann Klavier spielen" Meine Augen werden groß. „Du kannst Klavier spielen? Wie cool ist das denn?! Ich habe es auch mal versucht, aber dadurch dass ich mindestens 5-6 Mal wöchentlich Trainiere, oder Training gebe, habe ich wenig Zeit dafür. Und ich habe absolut kein Talent für sowas", gebe ich zu. „Ich kenn es dir ja beibringen", grinst Kai und zwinkert, was total bescheuert aussieht.

„Aber jetzt mal eine andere Sache", fängt Kai nach einigen Momenten wieder an. „Danke das du mir das alles erzählt hat, das ist sicher nicht einfach für dich. Aber es freut mich dass ihr euch alle noch so gut versteht." Ich lächele ihn nur an. „Ja stimmt, das ist sogar ziemlich cool ehrlich gesagt. Mal bin ich hier oder mal in Australien, ich habe also in beiden Ländern ein Zuhause. Und mein Bruder Daniel ist auch super nett. Klar, er ist 9 Jahre älter als ich, aber das kommt einem nicht so vor.", lache ich dann. Aber es stimmt mein Bruder - besser gesagt Halbbruder aber das klingt Blöd, weshalb Danny und ich und auf Bruder und Schwester geeinigt haben - ist immer am Lachen und das ist ansteckend...
„Das ist doch mega! Aber klar ist es auch schön mit beiden Eltern aufzuwachsen.
Du hast erzählt dein Bruder ist Rennfahrer?", fügt er noch unsicher hinzu, als wenn er nicht wüsste ob ich darüber reden möchte oder sogar darf. Ich schmunzle. „Ja sogar recht erfolgreich. Vielleicht sagt dir ja der Name Daniel Riccardo etwas...?" Kai reißt die Augen auf, welche sofort beginnen zu leuchten. „Stopp! Du bist die Schwester eines Formel 1 Fahrers? Okay, das ist cool. Klar, ich bin auch Profi Fußballer und viele Beneiden mich und den Job aber Rennfahrer ist doch der Traum eines jeden Jungen, oder nicht!" Ich beginne zu lachen. „Ja stimmt schon. Und es hat Vorteile, weil ich zu jedem Rennen kostenlos kommen darf." „Uhhhh, nimmst du mich mal mit?!", freut sich Kai. „Aber klar doch", schmunzele ich. „Aber bitte erzähl es niemandem. Meistens werde ich dann anders Behandelt, und nur als die ‚Schwester eines Formel 1 Fahrers' gesehen" „Hatte ich nicht vor.  Ich weiß wie es ist in der Öffentlichkeit zu stehen... Das kann ziemlich grausam sein", versichert mir Kai und verzieht beim Letzten Satz das Gesicht.

Wir sitzen noch eine ganze Weile zusammen auf meinem Sofa und erzählen und lustige Geschichten aus unserem Leben, bis Kai auf eimal ein Gedanke in den Kopf zu schießen scheint. „Fuck", flüstert er dann. „Was ist los?", frage ich leicht besorgt über den plötzlichen Stimmungswechsel. „Das wird dir nicht gefallen.", murmelt Kai dann. „Und ich werde ein Kopf kürzer sein", fügt er noch hinzu. „Jetzt sag schon, so schlimm kann es doch nicht sein", versuche ich ihn aufzumuntern. Vergebens, denn das war er dann sagt bringt auch mich dazu in eine Schockstarre zu fallen.

„Ich habe eine Freundin"

How deep is your love - Kai Havertz ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt