drunken words are sober thoughts

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sterblichen-universum; ein kleiner os, in denen einer unserer zwei schnuckis betrunken ist. 

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♡- nico

Genervt ziehe ich mein Handy aus der Jackentasche und werfe einen Blick auf die Uhrzeit. Die Displayhelligkeit strahlt mit dem Lächeln auf Wills Gesicht, welches ich auf meinem Hintergrundbild auf die Wange küsse, um die Wette. Direkt auf meiner Stirn wird die aktuelle Uhrzeit angezeigt, 01:24.

 Als ich mein Smartphone wieder in meine Jackentasche verschwinden lasse, frage ich mich, weshalb ich sie überhaupt anhabe. Das dunkle Leder verträgt so viel schwitzige Hitze eigentlich nicht ganz so gut - ebenso wenig wie ich. Und in dieser Jacke ist mir wirklich unerträglich heiß.

Doch ich befürchte, dass ich sie hier nirgendwo ablegen könnte, ohne dass sie geklaut oder auf sie draufgekotzt wird.

Meine Laune sinkt immer weiter, wie ein leckendes Schiff, das nicht mehr vor dem Untergang zu bewahren ist. 

In diesem Fall ist der Eisberg, auf den die Titanic - also know as meine Laune - aufgelaufen ist, dieser enge, stickige Club voller Menschen mit schweißglänzender Haut, die vor mir auf und ab hüpfen. 

Sie verschwimmen zu einer wabernden, flirrenden Masse, die sich zu dröhnender Musik hin und her, auf und ab bewegt. Ich kann kein einziges Gesicht ausmachen, höchstens ab und an mal ein paar Grimassen, die wohl darauf hindeuten, dass ihnen das hier Spaß macht. Für mich wirkt es eher so, als würden sie um Hilfe schreien.

Und die Spitze des ohnehin schon riesigen Eisberges ist, dass Will verschwunden ist. Nicht, dass ich Anstalten gemacht hätte, in diesem überfüllten Club nach ihm zu suchen. Das wäre Selbstmord. 

Aber vor circa einer halben Stunde hat er sich mit Leo auf den Weg zur Bar gemacht, sich etwas zu Trinken holen. Ich selbst habe abgelehnt, da es  reicht, wenn einer ein Auge auf den angetrunkenen Leo hat.

So viel Scheiße, wie der schon ohne Alkohol intus baut, kann es nicht gut enden, wenn er angetrunken ist. Richtig betrunken habe ich ihn noch nie erlebt, worüber ich wirklich über alle Maßen erfreut bin. Glücklicherweise verträgt der Kobold aber echt viel.

Selbst besoffen bin ich nur selten, genauso wenig wie mein Freund Will. Als Medizinstudent im fünften Semester weiß er eigentlich, dass man nicht über sein Limit trinken sollte und ein zu hoher Alkoholpegel oder zu häufiger Konsum ziemlich schädlich ist. In facto weiß das jeder, von Grundschulkind bis zu ungebildeten als Nebenjob musikunterrichtgebenden Tontechnikern wie mich.

Mich hat er mit diesem Gesundheits"fimmel" - obwohl es ja eigentlich nur gesunder Menschenverstand ist - angesteckt. Und so stehe ich jetzt hier und weiß nicht, wie ich diese laute grölende Menge ohne ein bisschen Betäubung ertragen soll. Vor allem, wenn meine Begleitung fehlt.

Mit ihm würde ich hier sogar freiwillig bleiben - ach was, überall wäre es schön, wenn er da ist. Sogar neben einem Klärwerk würde er es erträglich machen.

Nur leider ist er ja gerade nicht da. Weshalb ich ernsthaft darüber nachdenke, einfach abzudampfen. Leo ist ja bei ihm. Der ist ganz am Rande mal auch der einzige Grund, weshalb wir überhaupt hier sind.

Der Gnom war der festen Überzeugung, dass wir dringend mal wieder einen Jungsabend machen müssten und hat deshalb Will und mich, Jason, Percy und sich selbst eingeladen. Percy allerdings sitzt zuhause mit seiner Verlobten, die ihm letztes Jahr einen Heiratsantrag gemacht hat und da heute das Treffen mit der Hochzeitsplanerin ist, muss er sich jetzt bei endlosem Gequatsche über Blumengedecke, Serviettenpapier und Dicke von Briefpapier langweilen.

solangelo - one-shots Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt