Der unbekannte Geruch

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Nach einer Weile verlässt Sascha den Fluss und kehrt in den Wald rein. Er trottet jetzt wieder etwas schneller.

* Wir sind gleich bei deiner Oma. * lässt mich Sascha wissen.

* Ok. Kann das sein, das wir von der anderen Seite kommen? * frage ich nach.

* Ja, ich habe einen Umweg in den Kauf genommen, damit wir nicht auffallen. * erklärt Sascha mir.

* Ok. * antworte ich nur.

Ich bin in meinen Gedanken versunken. Was hat Sascha im Wald gerochen? Warum nimmt er den Umweg über den Fluss, damit man uns nicht riechen kann? Was geht hier vor sich? Was verheimlicht er mir?

Ich bin so in den Gedanken versunken, dass ich erst nicht merke, dass Sascha mich anspricht.

* Mara? Alles gut? Was ist los? * in seiner Stimme liegt Besorgnis.

* Sorry, alles gut, ich war nur in Gedanken. * gebe ich zurück.

* Worüber hast du dir Gedanken gemacht? * fragt er sorgenvoll.

* Was das im Wald war. * gebe ich ehrlich zu.

Sascha schüttelt den Kopf und schaut dann über seine Schulter zu mir. Ich schaue ihm direkt in sein linkes Auge.

* Mach dir keine Gedanken darüber Prinzessin, du bist in Sicherheit, sobald du im Haus bist und alles abgeschlossen und zu gemacht hast. Mir passiert nichts. * sagt er mit so viel Überzeugung und Mut.

Ich nicke nur stumm. Sascha legt sich wieder hin, damit ich runterrutschen kann. Dann hält er mich wieder mit seinem Kopf an seinem Körper fest. Diesmal stehe ich andersherum, so dass ich seine Schnauze in den Arm nehmen kann und ihm direkt in die Augen sehe.

* Ich warte hier, bis du in deinem Zimmer bist. Ich melde mich, sobald ich zurück bin. Sei bitte so gut und öffne niemanden die Tür mehr, egal was passiert. Ich sage dir über unsere Telepathie Bescheid, sobald es wieder sicher ist. * Saschas Stimme lässt keine Widerrede zu, denn er nutzt wieder einmal seinen Alpha Ton.

Mir bleibt nichts anderes übrig, als dem Alpha zu gehorchen. Also nicke ich nur stumm und gebe Sascha einen Kuss auf seine feuchte Nase. Sascha leckt mir übers Gesicht und ich sehe nur pure Liebe in seinen Augen. Sascha nimmt seinen Kopf und stumpt mich leicht an.

Seine Art zu sagen, dass es jetzt Zeit wird. Ich seufze aus, krame die Krücken aus dem Rucksack raus und gehe los. Am Waldrand angekommen drehe ich mich noch einmal um und schaue in seine vom Mondlicht beleuchteten Augen.

Er nickt mir zu und ich werfe ihm noch einen Kussmund zu. Dann drehe ich mich rum und geh zum Haus.

Ich mache, wie Sascha mir sagt und verschließe alle Fenster und Türen, dann gehe ich in mein Zimmer und schaue noch einmal raus in den Wald. Ich kann Sascha nur leider nicht erkennen. Ist er noch da?

Ich schließe nun auch mein Fenster und dimme mein Licht, so das ich noch etwas sehen kann. Ich bewege mich ins Bad und nehme mir meinen Fön, um meinen Gips weitestgehend zu trocknen. Das wird eine Weile dauern.

Ich liege nun auf meinem Bett und seufze. Was ist da draußen? Warum lässt er mich zurück? Was ist, wenn ihm was passiert ist?

Ich weiß nicht, wie lange ich da so liege, bevor mich die Müdigkeit überkommt. Ich schlummere in einen traumlosen Schlaf.

Plötzlich schrecke ich auf. Ich habe etwas gehört. Was war es? Ich lausche, kann aber lediglich nur meinen viel zu schnellen Herzschlag hören.

Doch dann höre ich es wieder. Da heult doch ein Wolf, oder?

Ich gehe zum Fenster, doch dann erinnere ich mich wieder an Saschas Worte. Na gut, dann leg ich wenigstens mein Ohr ans Fenster, vielleicht höre ich dann besser.

Und tatsächlich, ich höre Wölfe heulen. Nicht nur einen, es sind mehrere. Was ist da draußen nur los?

* Sascha? Bist du noch da? Alles ok bei dir? * frage ich und hoffe auf eine Antwort.

Doch die Antwort bleibt leider aus. Ich fange an und laufe im Kreis. Ich bin total nervös. Ich kann doch nicht einfach so hier rumsitzen und nichts tun, oder etwa doch? Ich ringe mit meinen Gefühlen.

*** Saschas Sicht ***

Nachdem ich gesehen habe, wie Mara meinen Befehl gefolgt ist und ich Licht in Ihrem Zimmer sah, bin ich auch schon umgedreht. Ich wollte nicht, falls Sie noch einmal aus dem Fenster blickt, das sie mich sieht. Ich bin froh, so eine Mate zu haben, ich kann mich echt glücklich schätzen.

Ich laufe zurück in den Wald und nehme Kontakt mit meinem Beta auf. Michael ist schon mit dem Trupp auf dem Weg. Sie werden nicht mehr lange brauchen.

Der Vorteil als Wolf ist, dass man nicht an die Straßen gebunden ist und einfach fast gerade auslaufen kann, und dabei fast die Geschwindigkeit eines Autos haben kann. Also sollten Sie bald hier sein.

Ich gehe wieder zurück zu dem See und versuche von dort, wo ich gesprungen bin, die Spur wieder aufzunehmen. Ich weiß immer noch nicht so genau, was ich dort gerochen habe.

Ich folge meiner Spur zurück, bis ich an die Stelle komme, wo ich den merkwürdigen Duft aufgenommen habe. Ich lausche in die Nacht hinein. Doch ich höre nichts Außergewöhnliches. Nur die normalen nächtlichen Geräusche.

Ich bleibe hier sitzen und warte, bis mein Rudel da ist. Ich muss der Sache auf den Grund gehen, aber gemeinsam sind wir stärker.

Nach einer Weile höre ich das Heulen meines Rudels. Sie sind bald da. Ich gebe Michael über Telepathie zu verstehen, dass Sie ruhig bleiben sollen.

* Sorry Alpha. * kommt nur von Michael.

Es dauert nicht lange und mein Rudel ist bei mir. Die Freude ist groß, nach so langer Zeit, doch wir müssen uns am Riemen reißen. Ich erkläre Ihnen, warum ich Sie hergebeten habe.

Alle fangen an in der Luft zu schnuppern. Doch keiner kann den Geruch identifizieren. Also machen wir uns leise auf den Weg, und folgen dem Geruch.

Je tiefer wir in den Wald kommen, umso stärker wird der Geruch. Aber noch immer kann keiner den Geruch identifizieren.


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Das Mädchen und der Alpha (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt