only the brave

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inspiration ♪ only the brave - louis tomlinson

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♡ - will

Beeindruckt lege ich meinen Kopf in den Nacken und bestaune die farbenprächtigen Deckenmalereien, die mich augenblicklich in ihren Bann ziehen.

Prompt sticht mir ein großer, orangener Fleck ins Auge, aus dem Flammen züngeln. Dieser Feuerball schwebt an der Decke und scheint vor Lebendigkeit und Hitze Funken zu sprühen, die überall im allumfassenden Nachthimmel als kleine Sterne herumschwirren.
Die Grundfarbe des Himmels wirbelt und wogt in dunklem Ultramarinblau und ein paar rosa angestrahlte Wolken schwimmen darin.

So hört es sich nach einem schönen Bild aus dem späten 19. Jahrhundert an, aus dem frühen Expressionismus, wenn ich nicht alles aus dem Kunstunterricht schon rabiat aus meinem Gehirn geschmissen habe.
Vielleicht war es auch irgendetwas mit Post-Imperialismus, -inferiomucho oder so.
Um ehrlich zu sein, erinnere ich mich sowieso nur noch daran, wenn auch nur spärlich, da uns ein ähnliches Bild von dem Einohrtypen gezeigt wurde.
Mag zwar makaber klingen, aber nur deshalb ist das hängen geblieben.

Was dieses Bild aber besonders prägt, besonders eindringlich und verstörend für mich macht, ist die Musterung des Feuerballs.
Denn darin treiben viele verzweifelte, schmerzverzerrte Gesichter, manche den Mund wie in einem stillen Hilfeschrei geöffnet, weit aufgerissene Augen und Grimassen schneidend, sie strömen in eine Art Spirale, die ungleichmäßig immer zunimmt und wieder abklingt und sich in einen fallenden Strudel vertieft.
Zwischendrin driften einzelne Gliedmaßen, auch ein paar innere Organe.
All diese Figuren verschmelzen mit dieser Lichtexplosion, werden eins und als Individuen bedeutungslos, mit all ihrem Schmerz und Verzweiflung, von denen ihre Gesichter gezeichnet sind.
Besonders dominant ist das rote, brutal auseinandergerissene Herz, dessen Ränder fransig und blutig in die Fratzen der Gepeinigten hängen.
Was bin ich heute nicht wieder dramatisch!

Und als Kontrast, ganz rein und lieblich, baden im dunklen Nachthimmel um die helle Aufwallung süße Blumen, vor allem viele weiße und cremefarbene Rosen, elfenbeinfarbene Lilien, alpinblaue Vergissmeinnicht und rosa Tulpen.

"Beindruckend, nicht wahr?", reißt mich eine helle, klingende Stimme aus dieser kunstwissenschaftlichen Analyse.

Ich nehme meinen Kopf aus dem Nacken und lasse ihn ein paar Mal knacken, da mein Hals sich schon ganz steif anfühlt, und wende meinen Blick zu Piper, einem Mädchen mit verstrubbeltem schokoladenbraunem (oder kackbraunen, wie sie selbst ihre selbstgeschnibbelten Haare abwertet) Pixie-Cut und großen Teddybär-Augen, für deren Betonung sie den Kajal und die Mascara eigentlich gar nicht benötigen würde.
Und, ta da da, meiner Mitbewohnerin Hashtag Number One!

Netterweise begleiten sie -und der Rest der Bande- mich Grünhorn auf meiner Sightseeingtour durch die Kleinstadt, bei der wir momentan in einer mittelalterlichen Kirche gestrandet sind.

Endlich habe ich es nämlich nun mal geschafft, dem Umzugsstress zu entkommen und wollte mir ein paar Sehenswürdigkeiten und die Hauptattraktionen, die diese Stadt zu bieten hat, ansehen. Und meine Mitbewohner*innen haben sich dazu entschlossen, dass sie mir unbedingt alles zeigen und noch ein paar Exclusive-Stories zu einigen Orten auspacken wollen.
Seit einer Woche bin ich nur am Kisten einpacken und dann hier wieder auspacken, sodass das hier eine interessant, zugegebenermaßen auch sehr amüsante Abwechslung ist.

Da ich mich in einer WG eingenistet habe, musste ich glücklicherweise nicht alles mitschleppen, da das Wichtigste bereits vorhanden ist. Eine Einbauküche, ein Sofa, eine Waschmaschine und ein Fernseher.
Mehr benötigen wir (bis jetzt) nicht.

solangelo - one-shots Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt