love in every colour

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der, in dem unser favourite ship in ein hotel einzuchecken versucht

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♡ - will

"Hi", begrüßte ich den kraushaarigen Mann an der Rezeption.
Er nickte mir zerstreut zu und wandte sich dann konzentriert wieder einem Schlüssel zu, den er nach mehrsekündigem Überlegen an das passende Häkchen hing.
Doch als der Schlüssel dort nicht halten wollte, da der verschnörkelte Haken nicht mehr fest geschraubt war und sich herumdrehte, warf er den metallenen Türöffner gefrustet in die Ecke und schnaubte abfällig, schenkte ihm noch einen letzten Todesblick

Nico, der neben mir stand mit einem Rucksack vor dem Bauch und einem auf dem Rücken wie ein Packesel beladen, verdrehte die Augen und räusperte sich auffällig laut.
Keine Reaktion des Krauskopfs.

Um das Mysterium zu lüften, weshalb der Todesknabe mit zwei Rucksäcken beladen war, von denen der hellblaue meiner ist und auch meinen Krams transportiert, muss ich etwas weiter ausholen.

Vorhin am Bahnhof liefen wir an einem Pärchen vorbei  - ein Junge mit schulterlangen Locken und einer Sonnenbrille, die sie ihm aus dem Gesicht hielt und der andere, um einiges kleiner und mit wuscheligen, braunen Haaren.
Letzterer trug einen Rucksack und eine Reisetasche und marschierte vorneweg, der andere nur einen Stadtplan und versuchte, den Wuschelkopf einzuholen.

Im ersten Moment dachte ich mir nur, wie unfair das von dem Größeren doch sei, bis wir näher kamen und man deutlich hörte, wie er auf seinen Freund einredete: ".. musst das nicht schleppen, love. Sei nicht so dickköpfig, ich kann meinen Krams sehr gut selbst tragen!"

Doch das war vergebens, denn der Wuschelkopf stolzierte störrisch weiter ohne auf seinen Freund zu achten, der mit seinem Rücken redete. Lockenkopf verdrehte belustigt die Augen und ihm weiter hinterhereilte, bis sie aus unserem Blickfeld um eine Straßenecke verschwanden.

Die Ähnlichkeit zu Nico und mir erschreckte mich.
Nico jedoch schien eher beeindruckt und interessiert, dass da anscheinend noch jemand wie er war, der seinen Stolz aus irgendeinem Grund nicht herunterschlucken konnte und dickköpfig Stärke beweisen musste.

Denn kurz darauf krallte er sich in die Schlaufen meines Rucksacks, zog ihn mir von den Schultern und musste ihn kurzzeitig auf den Boden sacken lassen, da Nico wohl die Schwere unterschätzt und seine eigene Kraft überschätzt hatte.

Mit einem flüchtigen Lachen und daraufhin vorgegaukelter Leichtfertigkeit setzte er sich den Leinenrucksack auf.
Meiner vorangegangenen Perplexität zufolge, konnte ich erst protestieren, als es schon zu spät war.
"Neeks.. ernsthaft?! Das ist albern. Lass mich den wieder nehmen"

"Willilein.. ", begann er provozierend langsam " ich bin gerade ganz lieb und nett und ein wahrer Gentleman für meinen Freund. Also hör auf, dich zu beschweren!"
Mahnend hob er den Zeigefinger.
"Außerdem weißt du, dass ich eh nicht nachgeben wüde.. "

"Das stimmt", seufzte ich. Und damit war es beschlossene Sache, Nico trug meinen Rucksack.
Auch wenn er kurz taumelte als wir in Richtung Hotel gingen, die Blicke der Leufe ignorierend, die ihn mitleidig ansahen.
Sie hatten ja keine Ahnung.

Dass wir jetzt hier auch angekommen sind, verdanken wir ausschließlich einer netten alten Frau, die wir vorhin nach dem Weg fragen mussten. Wir waren ja nicht so schlau wie die Jungs vorhin, uns einen Stadtplan mitzunehmen.
Ihre Bude am Straßenrand, in der sie selbstgemachten -beziehungsweise von ihren Bienen gemachten- Honig verkaufte, war gerade nicht besucht und kundenleer, sodass sie uns herzlichst Auskunft gab.

solangelo - one-shots Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt