In dreißig Tagen

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Und in deinen Augen,
Wenn sie im Sonnenlicht glänzen,
Sehe ich all' die Liebe, Zuneigung
Und das Vertrauen,
Von dir zu mir

Es war Sommer. Die Vögel zwitscherten, Kinder aus dem Viertel verbrachten ihre Ferien draußen auf dem Spielplatz, der Nachbar goß zwei mal am Tag seine bunten Pflanzen und aus der Küche roch es nach Kaffee. Welch' ein himmlischer Morgen.
So schön der Sommer auch sein kann, so hatte ich den Frühling oder den Herbst doch viel lieber.
Vermutlich weil es zu den Jahreszeiten weder zu warm, noch zu kalt war.
Die Schule war vorbei und das Studium hatte begonnen. Jetzt war ich in einem neuen Kapitel meines Lebens drin: die Universität.
Soll ja laut Aussagen meiner Eltern und Verwandten die schönste Zeit sein. Ob es denn auch stimmt werde ich dann wohl selbst erfahren müssen.
In vielen Dingen war ich mir noch unklar:
ob ich ausziehen wollen würde... was ich nach dem Studium machen möchte... ob ich überhaupt studieren wollte, aber dann stellt sich wieder die Frage, was ich stattdessen machen würde und da war ich ebenfalls planlos.
Um zu reisen hatte ich nicht genug Geld. Zwar arbeite ich, aber das würde nicht reichen, zumindest noch nicht. Und wenn es dann irgendwann so sein sollte, dass es funktionieren könnte, dann würde ich definitiv nach Portugal fahren.
Denn es fühlte sich an, als hätte man eine Sehnsucht, als müsste ich unbedingt...
als sollte ich dahin fahren.
Der Klingelton meines Handys riss mich aus meinen Gedanken. Es war Pauli.
„Na du! Was machst du gerade?"

„Ich habe eigentlich gerade, tatsächlich, nichts gemacht. Vielleicht ein wenig die Menschen beobachtet, aber sonst? Nichts. Und was hast du meine liebste so den Morgen getrieben?"

„Ich muss dir unbe-unbedingt was erzählen! Es ist wirklich sehr wichtig! Wie wärs mit einem Kaffee? Um 13 Uhr im Café an der Kühlke Straße?"

„Gut, gut. Das klingt gut, wäre machbar!"

„Okay, dann bis gleich!"
Und schon legte sie auf. Nun fiel mir auch ein, dass sie nicht gesagt hatte, was sie gerade unternahm, aber Pauli würde das bestimmt gleich alles erzählen.

-

„Und Ihr Kaffee und Croissant" ,die Kellnerin wand sich jetzt Pauli zu, „und für Sie."
Wir beide bedankten uns und die Kellnerin verschwand.
Die Sonne strahlte und viele Passanten waren, aufgrund der Hitze, leicht bekleidet. Ich meine sogar einen Mann gesehen zu haben, der hier bloß in einer kurzen Badeshorts umherlief, aber das war nur eine Vermutung. Ich hatte weder meine Linsen drin, noch hatte ich eine Brille an. Somit würde ich heute oder zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht viele Dinge erkennen können.
Pauli und ich saßen hier nun schon zehn Minuten und noch immer hatte sie kein Wort gesagt. Wobei sie gerade am Telefon doch so eifrig geredet hatte.
Jedoch wollte ich sie auch nicht unter Druck setzen, also saßen wir da, die einen mit einem großen Strohhut bedeckt und die andere mit einer Sonnenbrille, und aßen unsere Croissants.
Pauli war einer meiner engsten Freundinnen. Unsere Mütter kannten sich aus der Schulzeit und waren beste Freundinnen und so hatten wir das Privileg uns kennenzulernen.
Wir verbrachten viele Sommerferien gemeinsam im Ferienhaus ihrer Großeltern in Südfrankreich, was das Erlebnis im Sommer war.
Und mit der Zeit, wenn man älter wurde und anfing abends das Nachleben von Toulouse zu entdecken, wurde die Zeit dort zum Erlebnis des Jahres.
„Gut, ich denke," ,sie nimmt noch einen Schluck vom Kaffee, „ich bin jetzt bereit dir alles zu erzählen."
Ich führe ihr eine Handbewegung vor, die darstellen soll, dass sie mit ihrer notwendigen Geschichte beginnen kann. Und anschließend nehme ich ein Stück von meinem Croissant.
„Nun, letzte Woche war ich ja am Strand mit paar Freundinnen, so Mele, Ana und Karla und dort haben wir halt paar Typen kennengelernt, die waren nicht wirklich etwas besonderes. Wir hatten dann einfach einen Abend zusammen verbracht und dann zum Schluss kam dann ein wirklich, wirklich gut aussehender junger Mann."
Ich ziehe eine Augenbraue hoch. Kommt jetzt das was ich denke, was jetzt kommen könnte?
„Du kannst dir ja dann denken, was passiert ist, wenn zwei Menschen sich gegenseitig anziehend finden und dann zusammen in einer Wohnung sind."
Dann machte sie eine lange Pause. Keiner von uns beiden hatte was gesagt.
„Als wir uns dann getrennt hatten, am nächsten Morgen, hab ich ihm zwar meine Nummer gegeben, aber er hatte sich halt nicht gemeldet, also ging ich davon aus, dass es dann nur für eine Nacht gewesen war", Pauli sah mir in dir Augen und dann wieder zurück zu den Passanten, die sie beobachtete während sie mir von ihren Abenteuer mit dem jungen Mann berichtete, „und dann hat er mich gestern Abend angerufen. So wirklich aus dem Nichts. Ich kannte die Nummer nicht, also war ich erstmal wirklich skeptisch, als ich rangegangen bin und dann hatten wir eine Stunde lang telefoniert! Ich mein sogar, es könnte länger gewesen sein, wenn ich da nicht so müde gewesen wäre."
Und jetzt lächelte sie.
„Und worüber habt ihr so geredet?"
Ich wusste nicht genau, ob mir das gefiel. Natürlich freute ich mich für sie, das war klar. Nur wissen wir eigentlich beide, dass es immer besser für sie ist, wenn sie sich nicht auf solche lockere Sachen stürzt.
Zwar ist sie die Flirtgöttin und hat viele Verehrer, aber wenn es dann darum geht, nur etwas lockeres zu haben, dann geht sie damit teils naiv um. Sie schließt alle viel zu früh in ihr Herz, wo ich dann gegenüber ihr den Vorteil habe, dass ich viel zu lange brauche, um überhaupt einen Menschen wirklich zu mögen. Von der Liebe überhaupt abgesehen.
„Das ist unwichtig. Was aber wichtig ist, ist, dass du und ich, uns heute Abend mit meinem Typ und seinen Freunden treffen."
Genau zur selben Zeit lief ein etwas älterer Mann an uns vorbei und gerade als ich Pauli antworten wollte,  dass es für mich kein Problem sei, solange sie mir ein Bild von denen zeigen könnte, blieb der, uns unbekannte Mann, abrupt stehen.
„Oh Maria, wirklich schön seid ihr! Kann man sich zu euch setzen? Ihr seht einsam aus!"
Als Antwort rückte Pauli ihre Sonnenbrille ein wenig runter und sah ihn abwertend an.
„Sehr, sehr schön seid ihr!" Jetzt kam er immer näher auf uns zu und schob sogar den Stuhl beiseite, der an unserem kleinem Tischchen stand.
Normalerweise sollte man Menschen ignorieren, die so aufdringlich sind, denn wenn die nach Aufmerksamkeit drangen und diese dann nicht kriegen, werden sie schon von selbst nachlassen,
würde Pauli sagen.
„Hör zu, lass es einfach sein junge Frauen zu belästigen und geh zu deiner Alten, die hat deinen Schlappschwanz eher nötig.", und das sagte ich.
Und der unbekannte Mann lies nach, wobei ich mir gut vorstellen konnte, dass er im Augenblick mit sich selbst zu kämpfen hatte, um nicht die Fassung zu verlieren.
„Das war ja einer.." ,meinte Pauli leicht erschrocken, sah ihm noch hinterher und wand sich dann wieder mir zu, „Also, was sagst du?"
„Um wie viel Uhr treffen wir uns?"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 30, 2021 ⏰

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