Die Wahrheit

4.1K 104 6
                                    

Es schmerzt, schmerzt zu wissen, dass gleich alles noch mehr zerbrechen wird als es sowieso schon ist.

Erwartungsvoll schaut John B mich an.

Ich hole tief Luft.

"Ich wollte dich nie verlassen, wirklich nicht. Ich wollte nicht, dass es soweit kommt wie jetzt, ich wollte dich schützen, nicht verletzten," beginne ich.
Weiterhin schweigt John B.

"Also," beginne ich.

"Ich brauchte Geld."

Er schaut verwirrt nach oben.

"Du hättest mir sagen können, dass du in finanziellen Schwierigkeiten steckst," antwortet er, wobei er nicht zu mir hoch sieht.

"Es war schon zu spät, ich konnte nicht mehr klar denken, in der Situation habe ich mich einfach nur geschämt."

"Wie bist du an Geld gekommen?" fragend schaut er mich an.

"Ich habe etwas wertvolles geklaut und verkauft," bringe ich es über die Lippen.
"Und das konntest du mir nicht sagen? Deinem Freund von Kindheitstagen an?" will er wissen. Mittlerweile sieht er schon fast bedrückt aus, jedoch sagt seine laute Stimme etwas anderes.

"Verdammt man, ich habe die wichtige Forschungen von deinem Dad geklaut, verstehst du das? Ich habe sie geklaut, verkauft, Rafe hat mich dabei beobachtet."

"Du. Hast. Was?" betont John B jedes Wort einzeln. Der bedrückte Unterton verschwindet.

Ich schaue auf den Boden.

"Wirklich, ich weiß, es war ein-"

"Halt die Klappe Emilia," fährt er mir über den Mund.

"Du weißt, wie wichtig die Unterlagen für meinen Dad waren. Ich habe mir jahrelang Vorwürfe gemacht, darüber, dass ich sie verlegt hatte."

"Was glaubst du, was ich getan habe? Ich habe Tag und Nacht versucht, niederzuschreiben, was auf den Zetteln stand, weil ich das größte schlechte Gewissen hatte, welches man nur haben kann. Ich habe anonym Hinweise an eure Adresse geschickt."

Ich fühle mich so schlecht. Jedes Wort welches ich aussprach, das war nicht ich. Ich wollte nicht so eine Person sein. Ich habe meinen besten Freund bestohlen, seine Familie, die mir vertrauen geliefert hat.

"Ich verstehe, wenn du jetzt gehen willst," sage ich ruhig zu ihm.

Dabei war er schon halb aus der Hütte gestürmt.

Als John B aus der Hütte läuft, wortlos mit der Twinkie losfährt, wird mir klar, dass jetzt die ganze Wahrheit raus ist. Rafe hat nichts mehr gegen Emilia in der Hand.

Ich beeile mich zu ihr zu kommen.

Als ich sie entdecke, geht jedoch ein weiterer Teil meines Herzens kaputt.

"Er weiß alles."

"Was hast du ihm erzählt?" frage ich vorsichtig.

Sie bräuchte es mir nicht erzählen, doch sie tut es.

"Ich habe wichtige Unterlagen von John Bs Dad geklaut und verkauft," sie beginnt die ganze Geschichte zu erzählen.

"Du hast was?" frage ich sie entsetzt.

"Es ist schon okay, wenn du dich jetzt von mir entfernst."

"Na gut, wir sehen uns," ich wusste genau, dass ich ihr mit diesem ironischen Satz ein Lächeln auf die Lippen zaubern kann.
"Fuck Emilia, die letzten Tage, Wochen waren die Hölle für mich, ich wusste nicht, wann ich dich wiedersehen werde, ich wusste nicht, ob ich dich wiedersehen werde, trotzdem habe ich an dich geglaubt und hier stehen wir."

Sie schnieft etwas.

"Hör zu, ich habe dir versprochen, nicht böse zu sein, wenn ich erfahre, was passiert ist. Na klar, es ist scheiße, aber du hast alles versucht, um die Situation zu richten, du hast in der Not gehandelt, du warst noch jung, du wolltest ihn nicht verletzten," will ich ihr erklären und stelle mich dichter zu ihr.

Kleinlaut nickt sie.

"Wird er je wieder mit mir reden?" 

"Ich weiß es nicht," gebe ich ehrlich zu.
"Es ist ein Schock für ihn, du musst ihm Zeit geben," füge ich ehrlich hinzu.

Sie versteht es. Ich wusste, sie würde es verstehen.

Ich verstand genau, was JJ damit meinte.

Er hatte recht. Ich hatte wohl den größten Fehler begonnen. Genau in der Sekunde als ich es tat, wusste ich, wie falsch es war.

Doch mehr als die Wahrheit zu sagen konnte ich nun nicht mehr.

Ich kann die Vergangenheit nicht ändern.

Ich musste einfach JJs Rat befolgen, ihn die Zeit geben, die er nun brauchte. Es schmerzte, diesen Gedanken zu haben. Ich hatte ihn für ein paar Sekunden wieder, meinen John B. Jetzt habe ich ihn wieder verloren.

"Können wir zu dem Haus von deinem Dad fahren? Ich glaube, ich brauche ein paar Tage meine Ruhe," das brauchte ich wirklich. Wenn ich noch einmal einen Ort sehe, den ich mit den vergangene Tagen in Verbindung bringt, breche ich wieder in Tränen aus.

Ich brauchte Abstand, was total falsch klang, nachdem ich alle seit Wochen nicht gesehen hatte.

Doch die einzige Person, die ich gerade in meiner Nähe haben wollte, die einzige Person, die mich gerade versteht ist er, JJ.


The moment I met JJ Maybank- Obx FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt