Kapitel 23

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„Also, wo wollen wir hin?", fragt Kai als wir uns mit einer kurzen Umarmung begrüßt haben. Wir hatten beschlossen uns Nachmittags nochmal zu treffen. Weil mir auf meinem Hotelzimmer langweilig geworden ist, habe ich kurzerhand Kai angeschrieben. Dieser hat sofort geantwortet, dass wir uns in 10 Minuten in der Lobby treffen können. Natürlich bin ich aufgesprungen, hab mir frische Klamotten angezogen, und bin in den Aufzug gestiegen. Als ich diesen verlassen habe, stand Kai schon an eine Wand gelehnt und wartete auf mich.

„Keine Ahnung, wir können ja einfach ein wenig die Stadt erkunden, oder?", frage ich während wir das Hotel verlassen. „Klingt nach einem Plan." „Na dann, ich bin für Rechts rum" Nach einer halben Stunde finden wir uns dann in einem kleinen Park wieder. „Oh, sieh mal da gibt es Crêpes!", rufe ich und laufe auf den kleinen Stand zu. Kai kommt mir lachend hinterher. Da der Stand leer ist, kann ich direkt bei dem älteren Mann bestellen. „Einen Crêpe mit Nutella bitte. Kai willst du auch eine?" „Ja, für mich einen mit Zimt und Zucker" „Viens tout de suite", sagt der Mann auf Französisch. Ich lächele ihn an. „Was hat er gesagt?", fragt Kai mich flüsternd. „Sowas wie ‚kommt sofort'" „Ah" Kurze Zeit später sitzen wir zusammen auf einer der Parkbänke und essen unsere Crêpes.

Irgendwann klingelt mein Handy. „Sorry, ich muss da rangehen", nuschele ich, als ich den Namen auf dem Display lese. Ich schlucke kurz und drücke dann auf annehmen. „Hey Lieblingsbruder!", r sage ich grinsend auf Englisch ins Handy. „Hey Kleine! Wie geht's wie steht's im kalten Deutschland?", fragt mein älterer Bruder mich. Ich kann das Grinsen von ihm bis hier spüren. Er grinst immer, das ist die einzige Mimik die er kann: Grinsen. „Ach ganz gut. Ich bin momentan für meinen Job in Berlin. Stopp, das weißt du noch gar nicht, oder? Ich bin jetzt bei einer Agentur die hauptsächlich Fotos für einen Fußballverein macht. Aber das ist deutlich größer und cooler als der alte Laden davor", erkläre ich ihm was er verpasst hat.

„Ohhh du hast endlich einen vernünftigen Job?", ruft Dan. „Das sagt der Richtige", lache ich. „Aber du weißt, falls es dir da mal nicht gefällt kannst du immer noch zu uns kommen. Ich hab gute Kontakte und eine gute Fotografin wird immer gebraucht." „Ja, das sagst du mir jedes Mal. Sei ehrlich, eigentlich willst du nur dass deine Schwester immer bei dir ist" „Mh, du hast mich durchschaut. Aber apropos, deshalb rufe ich an. In zwei Wochen, also am 1.9 haben wir in Belgien ein Rennen. Da wollte ich fragen, ob du mal wieder vorbeikommen möchtest. Du warst schließlich fast ein Jahr nicht mehr bei einem Rennen von mir." „Ja, weil ich einen Job hatte und Abi gemacht habe. Nicht jeder hat so ein Talent und bekommt Geld zugeschmissen. Normale Menschen müssen dafür Arbeiten gehen", schmunzele ich. „Ey, ich arbeite auch richtig, du weißt nicht wie viel ich sogar arbeite! Meetings, Training, Rennen, Standpauken und ganz viel Presse " Ich spüre fast schon wie er beim letzen Punkt die Augen verdreht. Das ist der Grund weshalb ich nicht in die Öffentlichkeit will.

„Jaja, schon gut. Ich komme natürlich." Dann kommt mir eine Idee. Kai hat doch gesagt, dass er Formel 1 auch toll findet, es aber noch nie zu einem Rennen geschafft hat. „Warte mal kurz", sage ich zu Dan, eh ich mich an Kai wende. „Sag mal, hast du am Wochenende vom 1.9. ein Spiel?", frage ich meinen besten Freund auf Deutsch. Dieser scheint kurz zu überlegen, meint dann aber „Ne, ich glaube nicht. Warum?" Ich grinse. Anstatt auf Kai's Frage einzugehen, wende ich mich aber wieder an mein Handy. „Kann ich einen Kumpel mitbringen? Der schafft es sonst nie zu einem Rennen und das wäre die perfekte Gelegenheit."

„Einen Kumpel also?", lacht Dan. „Man Daniel! Ja, nur einen Kumpel." „Na gut, wenn du meinst. Das sollte kein Problem sein. Ich Regel das hier alles und dann schreibe ich dir nochmal" „Alles klar, du bist der Beste", bedanke ich mich bei meinem Bruder. „Das weiß ich doch", lacht Dan. „Bis bald" „Jap, bis dann"

Ich lege auf, stecke mein Handy weg und drehe mich grinsend zu Kai. Dieser sieht mich fragend an. „Klär mich auf. Ich hab nur die Hälfte verstanden, und warum soll ich da Zeit haben?", fragt Kai schmunzelnd. „Also, das war mein Bruder. Wr hat gefragt ob wir am nächsten Wochenende nach Belgien kommen wollen. Da ist ein Rennen und ich komme ja kostenlos dahin. Dan regelt alles und dann kannst du, wenn du das möchtest, mitkommen" Kai reißt die Augen auf. „Ist das dein Ernst? Wir fahren nach Spa zu einem echten Formel 1 Rennen?", fragt er fassungslos. Ich muss anfangen zu lachen. „Jap, genau richtig." „Uhhhh, das wollte ich schon immer. Am Samstag habe ich zwar Training, aber das kann ich bestimmt ausfallen lassen. Du bist echt die beste beste Freundin die man haben!", grinst Kai und zieht mich in eine Umarmung. „Kein Problem, das mache ich doch gerne. Und außerdem möchte ich meinen Bruder mal wieder sehen"

Nach einer Weile, in der wir noch über das Wochenende geredet haben, beschließen wir dann weiter durch den riesigen Park zu gehen. „Wo sind wir?", frage ich Kai irgendwann. „Na, in Berlin" „Das weiß ich, aber WO sind wir hier?" Kai scheint zu verstehen was ich meine und guckt sich um. Sichtlich verwirrt kratzt er sich am Kopf. „Ich habe absolut keine Ahnung", gibt er dann zu. Ich fange an zu kichern. „Na ganz toll" „Aber mit Google Maps finden wir wieder zum Hotel, warte", sagt Kai und will gerade sein Handy aus der Hosentasche kramen, als ich ihn aufhalte.

„Stopp! Ich hab eine Idee. Lass es uns ohne Google Maps machen" „Oh man, das wird nicht gut ausgehen", lacht Kai, steckt dann aber sein Handy wieder in die Hosentasche. „Wir versuchen es ohne, aber zur Not haben wir ja immer noch Google Maps" „Na dann Los!", lache ich und ziehe Kai ein paar Meter weiter, wo wir nicht mehr unter Bäumen stehen. „Das Gebäude kenne ich!", rufe ich und zeige auf ein Hochhaus rechts neben uns. „Die Schrift kann ich von meinem Hotelzimmer lesen, also müssen wir da lang", schlussfolgere ich und laufe in besagte Richtung. Kai folgt mir einfach grinsend. „Wenn wir uns verlaufen ist das deine Schuld!", stellt Kai noch klar. Ich nicke einfach grinsend.

Und so laufen wir beide nach einer Viertelstunde immer noch Planlos durch Berlin. Aber das ist egal. Auch egal ist, dass ich noch nicht eine Sache gepackt habe, obwohl unser Flug um 10 Uhr geht. Kai wahrscheinlich ebenfalls nicht. Der Himmel verschwimmt schon wieder in Rottönen, als wir endlich vor unserem Hotel stehen. „Das hat deutlich länger gedauert als erwartet!", lache ich. „Ja schon. Aber ich fand es schön den Tag mit dir zu verbringen" „Das stimmt. Es war wirklich cool", stimme ich Kai zu. Zusammen steigen wir in den Aufzug. Da mein Zimmer im 4. und Kais im 5. Stock ist, verabschieden wir uns dort mit einer kurzen Umarmung. Kai will gerade ansetzen noch etwas zu sagen, da klingelt sein Handy. Er sieht mich entschuldigend an und geht dann ran. „Hey Schatz" ... „Ich hab heute nicht viel gemacht. Eigentlich gar nichts, bis auf eine blöde Besprechung" ... „Warum sollte ich dich anlügen?" ... „So was mache ich nicht, das weißt du." ... „Ja, bis morgen. Ich liebe dich" Dann legt Kai auf. Er guckt mich nochmal mit einem komischen Blick an, bevor sich die Aufzugtüren schließen. Verdammt...

How deep is your love - Kai Havertz ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt