25 Hilfe

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Die Nacht verbringt Severus hellwach. Kein einziges mal fühlt er sich dazu in der Lage die Augen zu schließen und wahrhaftig zu ruhen, weil Toula noch immer kein Zeichen geschickt hat. Er malt sich jegliches Szenario aus. Stellt sich die schlimmsten Dinge vor, doch hofft inständig auf die eher harmlosen.

Nichtsdestoweniger bahnt sich die Wut in ihm an. Mit jeder Minute wächst sie, wie eine Kerze, die frisch angezündet wurde und ihr Feuer ausbreitet, bis irgendwann der Tisch lichterloh brennt und das Haus mit sich reißt. Möglicherweise folgen nach dem brennenden Haus sogar noch die Nachbarhäuser und das Feuer ist unlöschbar.
Ein Feuer, welches sich nährt aus Zorn und Verzweiflung. Eine der schlimmsten Emotionen, wie er denkt, denn sie sorgt dafür, dass man rot sieht. Sich vergisst. Nicht mehr klar denkt.
Den Gedanken genervt abschüttelnd, richtet er sich auf und schreitet gemächlich zu einem verzauberten Fenster. Seine dunklen Augen scannen aufmerksam die Umgebung. "Meld dich endlich, Toula.", murmelt er kaum hörbar, während seine Augenbrauen missmutig zusammengezogen sind. Sein Herz rast trotz seinem jahrelangen Training bei den Todessern vor Angst zu versagen.

Das Gefühl zu verlieren ist unerträglich.
Ihr darf nichts geschehen, er weiß es und doch, er kann nichts tun. Wie soll er das schaffen? Tief einatmend stützt er sich an der Fensterbank ab. Er krümmt sich kaum merklich und kneift die Augen stark zusammen. Er spürt, wie die Tränen in ihm aufsteigen, doch das macht ihn noch rasender. Genervt donnert seine Faust auf den kühlen Stein. Er will sie nicht verlieren. Er kann nicht. Niemals. Seine Faust fliegt erneut gegen den Stein, während sein Herz sich schmerzend zusammenzieht. Die Wut, nein, die Angst vor dem Kampf nimmt ihn die Fähigkeit zu Atmen.

Er saugt zischend die Luft ein und fühlt sich einer Panikattacke sehr nahe. Sie überwältigt ihn im schnellen Tempo, wie ein plötzlich auftretender Tornado. Sie reißt ihn mit sich, treibt ihn immer tiefer in das Unheil. Wie soll er je wieder davon wegkommen? Selbst ein Ertrinkender kann mehr tun als er.
Seine Muskeln verkrampfen, sie streiken unter jeglichem Befehl seines Kopfes.
Sie gehorchen einfach nicht. Wieso gehorchen sie nicht?, denkt er frustriert. Allein dieser hoffnungslose Gedanken zieht ihn tiefer. "Mein Junge...", eine raue Stimme dringt an Severus Ohren, doch der dunkle Tränkemeister sinkt lediglich auf die Knie und krümmt sich, in der Hoffnung auf Ruhe. Sein Körper steht vor Schmerz in Flammen, welche sich vor allem in Brust und Halsgegend ausbreiten. Er bekommt kaum noch Luft in seinen Körper, obwohl sein Atmen abgehastet und rasend schnell ist. "Severus!", Dumbledore ruft mit einer donnernden Stimme durch den Raum.
Es klingt so real.
Als würde er in diesem Raum sein, doch als Severus seine geweiteten Augen nach der entfernten Stimme hebt, blickt er nur auf das kleine Porträt am Kaminsims, welches er diese Nacht dort aufgestellt hat.
So ungern er das zugibt, doch er brauchte den Alten Mann und seine nervigen Tipps.

"Atme tief ein.", fordert Dumbledore eingehend, doch seine Worten wirken noch immer weit weg und sein Abbild noch weiter entfernt. Die Umgebung verschwimmt sogar allmählich vor Severus Augen. "Ich...", schnappend keucht er auf, tastet mit seinen großen Händen über den Boden, in der Hoffnung Halt zu finden. "...kann nicht.", keucht er krächzend. "Ich kann nicht...", fügt er krächzend hinzu und sinkt auf den Boden hinab. "L- Luft...", er rollt sich wie ein Embryo auf dem Boden zusammen und das Herz Dumbledores zieht sich genauso schmerzend zusammen, wie das von Severus. Nach all den Jahren versteht Dumbledore, wie sehr er ihn gebrochen hat. Er wusste zwar, was seine Forderungen mit dem jungen Severus machten, doch sehen tut er es heute zum ersten Mal.

Der Mann hat panische Angst zu verlieren. Andere. Sich selbst.

Die Angst zu versagen.

Er will eine Niederlage um alles in der Welt verhindern, doch diese betäubende Angst Toula, Kaida oder sich zu verlieren, lässt Severus nicht mehr klar denken.
Früher brauchte er niemanden. Er hatte nur sich, doch sein Umfeld hat sich vergrößert. Und damit die Angst Personen zu verlieren.

Das Versteckspiel... geht weiter (Severus Snape FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt