Als bester Freund

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RIKU:

Ich war gerade Zuhause, da klingelte das Telefon. Genervt ging ich ran. Ich wollte doch einfach nur schlafen. „Hallo Riku", erklang die Stimme meiner Mutter. Ich seufzte innerlich auf. „Hey", erwiderte ich. „Störe ich?", fragte sie. „Bin gerade erst von der Tour zurück", murmelte ich. „Oh, ich dachte, du wärst gestern schon angekommen, tut mir leid. Könntest du denn trotzdem morgen zum Mittag vorbeikommen?", wollte sie wissen. „Naja", machte ich. „Ich bin eigentlich verabredet."

„Mit Laura? Du kannst sie gerne mitbringen", sagte meine Mutter sofort. „Ja, nein, mit Samu", sagte ich die Wahrheit. „Mit Samu? Ihr habt euch doch die ganze Zeit gesehen", meinte sie verwirrt. Meine freie Hand ballte sich angespannt zur Faust. „Und?", fragte ich, als wäre nichts dabei, auch für sie nicht. „Naja, du kannst ihn ja auch mitbringen", sagte sie, doch ich konnte das Widerwillige in ihrer Stimme hören. „Ok", murmelte ich und legte auf. Seufzend ließ ich meine Sachen stehen und verschwand ins Bett. Wie sollte ich das jetzt hinkriegen?

Schon viel zu früh für seine Gewohnheit klingelte Samu bei mir. Ich öffnete mit einem versuchten Lächeln die Tür. „Hey, was ist los?", fragte er sofort. Ich seufzte. „Komm erstmal rein", hielt ich ihm die Tür auf. Samu ließ sich auf mein Sofa fallen und sah mich abwartend an. „Meine Mum erwartet mich zum Essen", murmelte ich. „Oh", machte Samu. Ich konnte ihm seine Enttäuschung ansehen. „Du, du könntest mitkommen, also ... als bester Freund", sagte ich und sah ihn unsicher an. Er war kein Stück glücklich darüber, doch er nickte. 

Die Stimmung war angespannt, als wir uns um halb eins auf den Weg machten. Wir sprachen nicht. Ich traute mich nicht, seine Hand zu nehmen. Schluckend parkte ich das Auto vor dem Haus meiner Mutter und stieg aus, um zu klingeln. Meine Mum öffnete und zog mich in ihre Arme. Auch Samu begrüßte sie herzlich, doch ich wusste, dass sie es hauptsächlich spielte. „Na, wie ist die Tour gelaufen?", fragte sie am Tisch. „Gut, wir hatten unseren Spaß und die Fans auch", erzählte ich knapp. Mum nickte. Wir sprachen ein wenig über dieses und jenes, bis sie auf ein Thema zurückkam, das ich gar nicht mochte. „Wie geht es Laura denn?", fragte sie. „Gut", hob ich die Schultern. Sie sah mich mit zusammengezogenen Brauen an. „Manchmal habe ich das Gefühl, deine Freundin interessiert dich überhaupt nicht." Meine Hände ballten sich unter dem Tisch zu Fäusten. „Sie hat einen neuen Job, in dem sie sich sehr wohl fühlt", erzählte ich das neuste, was ich von meiner besten Freundin gehört hatte. Mum seufzte. Ihr Blick wanderte zu Samu. „Du machst sicher mehr mit deiner Freundin", meinte sie. „Sprechen wir ... von einer festen Freundin?", hakte Samu nach. Meine Mutter nickte verwirrt. „Ähm, ich bin gerade mit niemandem zusammen", sagte Samu und versetzte mir damit einen ordentlichen Stich ins Herz. Er blickte auf seine Uhr. „Ich muss jetzt auch los, hab noch einen Termin", stand er auf. „Soll ich die bringen?", fragte ich. Mir war klar, dass er log, er musste nirgendwo hin. Er machte nie Termin direkt nach einer Tour. „Nein, geht schon. Danke für das Essen." Und schon war er verschwunden. Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals, als ich ihm hinterher sah. „Du solltest dich nicht so viel mit diesem Typen abgeben", kommentierte meine Mutter seinen Abgang. „Ach halt die Klappe!", fuhr ich sie in dem Gefühlschaos aus Wut und Traurigkeit an, um dann ebenfalls eilig zur Tür hinaus zu verschwinden. Ich setzte mich in mein Auto. Samu konnte nicht weit gekommen sein. Er war wahrscheinlich zu Fuß auf dem Weg zu sich nach Hause, das nur zwanzig Minuten von hier entfernt lag. Ich nahm die Hauptstraße und parkte schließlich bei ihm, um zu warten. Als ich ihn endlich kommen sah, stieg ich aus. „Was soll das denn? Lass mich in Ruhe!", knurrte er. „Es tut mir leid, Samu!", hielt ich ihn fest. „Laura, ja?", schnaubte er. „Man, da ist nichts! Sie ist meine beste Freundin!", erwiderte ich. „Schön, aber für deine Mutter anscheinend nicht." Ich seufzte schluckend. „Ich kann ihr nicht sagen, dass ich einen Freund habe, dann bin ich tot", fluchte ich. „Dann sag ihr eben nichts, aber dass ich da mitmache kannst du vergessen", riss er sich los und knallte die Haustür hinter sich zu. „Scheiße", schniefte ich und trat gegen die Kante des Vorgartenbeetes.

Danach herrschte Funkstille. Schmerzvolle zwei Wochen versuchte ich immer wieder ihn anzurufen, doch er ging nicht ran oder drückte mich weg. Meine Nachrichten ignorierte er. In zwei Tagen stand die nächste Studiosession an. Ich wollte nicht, dass die Jungs mitbekamen, wie wir stritten oder das Problem totschwiegen. Erstrecht nicht, dass wir sie mit unserer schlechten Laune ansteckten.

Mein Handy piepte und riss mich aus meinen Gedanken. „Jungs, morgen Party bei mir um 16 Uhr, keine Ausreden und bringt Gäste mit", hatte Sami geschrieben. In meinem Kopf drehte sich alles. Das verkürzte die Zeitspanne.

Es sei den ...

If You Love Somebody Like MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt