Bronzegruppe

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„Greif mich an", forderte Urim, welcher sich vor mir bereit machte und hinzufügte: „Aber erst Mal ohne Energie."

Seufzend lockerte ich meine Schultern. Na schön.

Solange er nicht direkt zurückschlug, wäre es sicher nur halb so schlimm. Schläfe und Kinn können für Bewusstlosigkeit sorgen. Kehle setzt den Gegner ebenfalls außer Gefecht.

Die anderen Punkte hatte Azazel nur mit: „Dahin halt!" - beschrieben.

Einige Dinge wusste ich zum Glück noch. Also hob ich einen Arm schützend an meine Seite und beäugte den Engel. Urim ließ sich nichts anmerken, doch ich spürte die Spannung in der Luft. Spürte seinen fokussierten Blick, der jede Bewegung erkannte, bevor sie vollführt war. Schluckend haderte ich, machte wenige Schritte vor, um ihn herum. Natürlich drehte er sich mit mir. Egal was ich mache, er wird sowieso mühelos abwehren.

Also schob ich jede Unsicherheit hinfort. Zähne zusammenbeißend holte ich aus, zielte auf die Kehle. Sofort wollte Urim meine Faust mit seinem Arm ableiten, doch darauf war ich gefasst. Schnaufend ließ ich meine andere Faust los schnellen, zielte auf sein Kinn. Plötzlich rutschte er nach hinten, ging in die Hocke und mein Angriff traf nur Luft. Was?

Etwas donnerte gegen mein Fußgelenk, ehe Panik mich aufjaulen ließ. Die Welt drehte sich, so kniff ich die Augen zu und erwartete den schmerzhaften Aufprall.

Rums!

Er presste mir jegliche Luft aus dem Körper und ließ mich ächzen. Das fängt ja gut an.

„Mist", fluchte ich leise und rappelte mich wieder auf. Nur, um in Urims Lächeln zu blicken. „Hätte nicht erwartet, dass du auf meine Abwehr reagierst", gestand er. „Na ja, ein-, zweimal hab ich so was vielleicht schon gesehen", gab ich verlegen zu. Oder selbst gemacht. Mit Azazel.


Wir setzten das Spiel noch einige Male fort, ehe er den Einsatz von Naturkraft verlangte. Aber um ehrlich zu sein... auch wenn er mich lobte, erreichte ich damit ebenfalls nicht viel. Und hinterher war ich wirklich erschöpft und heilfroh, dass er mich aus der Halle, in den Eingangsbereich führte. Von dort aus gelangten wir in einen Trainingsraum, voller Geräten... und anderen Menschen.

Unter anderem entdeckte ich auch den Jungen von vorhin. Esteban, wie er auf einer Liege eine Stange mit monströsen Gewichten hob. Seine Augen funkelten genervt, als sie mich fanden. Von dem also schon Mal fernhalten, notierte ich mir selbst.

Auch die Gespräche der anderen verstummten, so war Urims Stimme und ihr angestrengtes Schnaufen das einzige, was den Raum erfüllte. Er erklärte mir jedes Gerät, dass sie nur ohne Energie zu benutzen waren. „Denn die Naturkraft baut auf deine tatsächliche Muskelkraft auf", betonte der Engel nickend. Allerdings fiel es mir schwer, ihm zuzuhören. Ich spürte die skeptischen Blicke der anderen auf mir, wie sie uns folgten.

„Du darfst dir etwas Freies aussuchen", beendete Urim seine Erklärung. „Mach ich, danke", erwiderte ich, ehe er sich einen der Jungs zuwandte. „Marco, die restliche Zeit will ich nutzen, um an deiner Photokinese zu arbeiten."

Der Angesprochene nickte und fuhr sich ein letztes Mal durch die braunen, fast schwarzen Haare, ehe er aufstand und mit Urim den Raum verließ. Ufff.

Nervös sah ich mich um und begegnete den geiernden Augen der anderen. Eine Sache, die ich an der Schulzeit nicht vermisst habe.

Das Urim keinen Wert auf Vorstellungen legte, machte das Ganze noch unangenehmer. Soll ich meinen Namen sagen?

Caelestis ✟ Himmlisches RufenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt