91. Kapitel
"Alecto", flüsterte jemand in mein Ohr. Blinzelnd öffnete ich meine Augen und wunderte mich, als ich keine roten Vorhänge erblickte. Stattdessen starrte ich in zwei graue Augen, die sich zu mir gedreht hatten. Mein Oberkörper war immer noch an Draco gelehnt. Meine rechte Gesichtshälfte meldete sich mit einem schmerzhaften Ziehen. Das lange Liegen auf einem harten Schulterknochen hatte ihr nicht besonders gut getan. Dafür, das musste ich mir sofort eingestehen, fühlte sich mein restlicher Körper sehr lebendig. Ich mochte das Gefühl, neben Draco zu sitzen.
"Wie lange habe ich geschlafen?", fragte ich.
"Nicht so lange, vielleicht eine halbe Stunde", meinte Draco und sah mich aus ungewöhnlich warmen Augen an."Warum hast du mich denn nicht geweckt?", wollte ich wissen. Mir war sehr wohl bewusst, dass Draco diese Frage als Anfang eines Flirts auffassen könnte.
Tat er auch. Und wie. "Ich fand deinen schlafenden Anblick sehr bezaubernd." Er grinste mich schelmisch an. Ich mochte diese Art an ihm. Ich mochte es, dass er sie nur in unserer Zweisamkeit auspackte. Ich mochte seine harte Schale mit dem weichen Kern.
"So so, mein ohnehin schon bezauberndes Gesicht ist also im schlafenden Zustand noch bezaubernder?"
"Tatsächlich ist dem so", bestätigte Draco grinsend, "ich hätte das auch nicht mehr für möglich gehalten."
"Der Anblick deines schlafenden Gesichts ist übrigens auch nicht zu verachten", meinte ich kopfnickend.
"Oh, wann hattest du denn die Gelegenheit, mich schlafend zu sehen?"
"Das wirst du nicht mehr wissen, aber ich habe dich nach dem Weihnachtsball in das Kämmerchen hinter dem Gryffindorgemeinschaftsraum schlafen gelegt. Du bist schon eingeschlafen, bevor ich dir überhaupt einen Polster geben konnte."
Ich war froh, dass diese Geschichte nicht mehr unangenehm für uns war. Draco konnte mittlerweile darüber sogar lachen. "Dann sage mir", meinte er, "wirke ich schlafend genauso angsteinflößend wie am Tag?"
"Du meinst genauso arrogant wie am Tag? Nein, tatsächlich siehst du dann wie ein friedlich schlummernder Engel aus."
"Ich und ein Engel?", Draco lachte und drehte sich schwungvoll zu mir, "wenn hier jemand ein Engel ist, dann bist es du! Aber, das muss ich zugeben, ein sehr kleiner Engel."
Dracos Lachen stoppte nicht, als ich plötzlich ganz still wurde. Er schüttelte sich glucksend und blieb bebend, mit seinen Händen links und rechts von mir, zum Stillstand. Erst jetzt merkte er, dass ich ihn stumm ansah.
"Wenn du einen Engel finden möchtest, suchst du lieber nicht in Slytherin nach einem. Du suchst in Gryffindor." Ich spürte seinen warmen Atem in meinem Gesicht.
"Meiner Vater hat mich immer kleiner Engel genannt", flüsterte ich. Mein Herz zog sich fest zusammen.
Da war jetzt kein heißer Atem mehr in meinem Gesicht. Aber es waren noch die grauen Augen, die mich intensiv anstarrten, da. Dracos Lider zitterten. Seine Finger bohrten sich neben meinen Schultern fest in den Stoff des Sofas. Ich legte meine Hände an Dracos Wangen und flüsterte: "Du musst nicht so tun, als würde es dir nichts ausmachen, wer mein Vater ist. Aber du solltest wissen, dass ich für immer seine Tochter bleiben werde, egal, was passiert. Ich bin die Tochter des dunklen Lords."
Seine Augen schlossen sich. Er begann wieder zu atmen. Sehr langsam und flach. Als er seine Augen öffnete, war darin ein Sturm seiner Gefühle zu sehen. Ich hob meinen Kopf hoch, um besser diesen Sturm sehen können. Draco legte auch seine Hände an meine Wangen und, ich weiß nicht wer es war, legte seine Lippen auf die des anderen.
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Die Tochter des dunklen Lords (Harry Potter Fanfiction)
FanfictionGrausam. Kalt. Herzlos. So würden die meisten Hexen und Zauberer den Mann beschreiben, der diskriminiert, tyrannisiert, foltert und mordet. So aber nicht seine Tochter. Der dunkle Lord hatte nämlich vier Jahre lang Zeit, seiner Tochter seine Ansicht...