Alles hatte sich überschlagen. Man hatte ihnen Medikamente in Tüten verpackt, ihnen herzliches Beileid gewünscht, auch wenn man offensichtlich froh war, diese Zombies loszuwerden, und sie dann mit Masken, riesen Sicherheitsabstand und gefährlich großem Misstrauen vor die Krankenhaustüren gesetzt. Dann waren sie das letzte Mal durch die Straßen von Konoha gelaufen, haben sich das letzte Mal den Hokagefelsen angesehen und waren ein letztes Mal an ihrem Lieblingsplatz vorbei gekommen - die Buchhandlung von Natsukis Eltern, in der sie Jahre lang gearbeitet hatte und sie Stunden in den kleinen gemütlichen Lesenischen verbracht hatten. Vielleicht hätten sie die Zeit nutzten sollen und sich nicht immer in fremde Welten flüchten sollen, doch rückgängig oder besser konnten sie es jetzt auch nicht mehr machen und bereuen taten sie es auch nicht. Sie schauten ein letztes Mal in das Schaufenster. Der Gedanke war seltsam, dass dieser Laden bald einen neuen Besitzer finden würde. Dann würde nicht mehr diese blonde Schönheit hinter der Kasse stehen, die immer ihre Nase in ein Buch gesteckt hatte, während sie gerade keinen bedienen musste. Vielleicht würde dann in diesem kleinem Geschäft auch was ganz anderes verkauft werden, aber über sowas wollte er nicht nachdenken. Nicht, weil er es sich nicht anders vorstellen konnte, als wie es gerade ist, sondern, weil er es nie erfahren würde. Er würde niemals wieder hierher kommen, um zu sehen, was aus diesem Ort mit all seinen Erinnerungen geworden ist. Und letztendlich waren es auch nur seine Erinnerungen, jene diese Buchhandlung für die nächsten Stunden am Leben behalten würde, da sie nie wieder öffnen würde. Genau wie er nur noch als Erinnerung weiterleben würde. Wenn Gai über ihn reden würde, als der Rivale, der zwar bei den Wettkämpfen vorn lag, aber bei seiner letzte Herausforderung verloren hatte. Als der Shinobi, der seine letzte Mission nicht erfüllen konnte, nämlich die, lebend zurückzukehren, um weiter das Dorf zu beschützen. Doch nun hatte er das ganze Dorf in Gefahr gebracht und war bei seiner Aufgabe kläglich gescheitert. Ob er sich noch von Gai verabschieden könnte? Vermutlich nicht. Er wollte sein Leben nicht riskieren, nicht, nach alledem, was er für ihn getan hatte.
Noch ein aller letztes Mal sogen sie die frische Luft ein, bevor sie die Haustür aufschlossen und das aller letzte Mal in ihre Wohnung traten. Es sah noch genauso aus, wie sie sie verlassen hatten. Doch in der zwischen Zeit war auch niemand hier gewesen. Die Zeit war fast wie stehen geblieben, obwohl so viel passiert war. Ihre Mutter Kazumi war nicht hier gewesen, die ihnen regelmäßig Kuchen beibrachte, ihr Vater Hiroku nicht, der kam, um etwas mit ihnen zu unternehmen und Gai auch nicht, der Kakashi zu einem dummen Wettkampf herausforderte. Ehrlich gesagt wünschte er sich, noch einen einzigen Wettkampf mit ihm zu machen. Noch einmal so zu tun, als wäre alles in Ordnung, so wie sie es immer getan hatten. Ihm ging es schlecht - Gai versuchte ihn das vergessen zu lassen. Doch auch wenn er jetzt glücklich war, hatte er nie mit den Herausforderungen aufgehört, er hatte sogar ein klein bisschen Gefallen daran gefunden, da es ihn daran erinnerte, wie viel besser sein Leben geworden ist. Naja, besser geworden war. Bald würde all das hinüber sein und sich das vorzustellen war schrecklich. Ewige Jahre hatte er damit verbracht zu leben, aber eigentlich sterben zu wollen. Er dachte immer, dass nichts schlimmer sein könnte, als der ständige Wunsch nach dem Tod. Doch nun, nachdem er beides erlebt hatte, war ihm klar, dass zu sterben mit dem dringenden Wunsch nach Leben so viel schlimmer und grausamer ist. Denn dagegen konnte er rein gar nichts tun. Er konnte nur zu sehen, wie Natsuki die Haustür hinter ihnen schloss, die sie nie wieder verlassen dürften, er konnte nur zu sehen, wie die Anbu verschwanden, die sie bis hierhin begleitet hatten, um auch wirklich sicher zu gehen, dass sie ihre letzten Stunden wie im Exil verbrachten. Isoliert von all den schönen Dingen auf der Welt. Den zwitschernden Vögeln, den bunten Blättern, welche in allen möglichen Farben strahlen, die jeden mächtigen Baum zierten und dem angenehm warmen Windchen, das einem zart durch die Haare strich. Die noch so kleinen Dinge des Lebens schienen auf einmal so wunderbar. So vollkommen und absolut liebenswert. So unerreichbar für sie. Sie waren hier drinnen eingesperrt. Mit dem lästig tropfenden Wasserhahn, mit der vertrockneten Zimmerpflanze, von der er es nie nötig gehalten hat sie zu gießen und mit der ekligen, stickigen Heizungsluft.
"Es ist seltsam, dass wir an dem Ort sterben sollen, der für uns immer ein Zufluchtsort und ewige Sicherheit symbolisiert hat. Unser Zuhause...", murmelte Natsuki und lief schwerfällig in die Wohnung und strich sich die Maske vom Gesicht. Ihre Arme schlackerten haltlos an ihrem Körper und ihre Schultern waren müde in sich zusammengesackt. Alleine schon dieser relativ kurze Weg, den sie im Schneckentempo bewältigt hatten, hatte sie zum schnaufen gebracht und dermaßen ausgepowert, dass sie sich erst einmal eine Runde an den Küchentisch setzten musste, um nach Atem zu ringen. "Und nun ist es ein Gefängnis und bedeutet den sicheren Tod.", fügte er hinzu und trat ebenfalls in die Küche, "Aber du alleine warst immer mein Zuhause. Nicht diese Wohnung." Sie sollten jetzt eigentlich ihren kleinen Urlaub in den Bergen genießen, ein letztes Mal, bevor sie die stolzen Eltern eines Kindes werden sollten. Skurril, wie schnell sich die Welt auf den Kopf stellen konnte und sich nie wieder zurück drehen würde. Alles hatte sich geändert, doch trotzdem war in dieser Küche alles gleich geblieben. "Du solltest wirklich nicht so negativ denken.", seufzte sie und lächelte ihn zurückhaltend an. Normal animierte sie ihn immer dazu, das Beste in allem zu sehen, aber gerade viel ihr selbst nicht ein einziges Argument ein. "Wir werden unsere letzte gemeinsame Zeit, die wir noch übrig haben, mit all den Dingen füllen, die wir lieben.", rang sie sich doch dazu ab, nicht alles schwarzzumalen, "Wir kochen jetzt was zusammen, dann - dann lesen wir ein bisschen im Flirtparadies und dann werden wir den besten Sex unseres Lebens haben! Und dann - werden wir die ganze Nacht durchmachen und die Sterne durchs Fenster ankucken. Und dann werde ich dich-" "Natsuki, wir sind krank. Du bist krank. Du kannst doch schon gar nicht mehr stehen. Wie willst du dich an den Herd stellen? Wie willst du mit mir schlafen? Ich würde dir nur weh tun, so geschwächt wie du bist. Und ich würde dich niemals verletzten. Und du bist so müde, du kannst nicht die ganze Nacht wachbleiben.", unterbrach er sie und schüttelte wehmütig seinen Kopf. Er wollte all das mit ihr tun, aber es ging nicht mehr. Sie konnten ihre letzten Momente nicht so genießen, wie sie es gerne wollten. Sie waren ausgelaugt. Erschöpft. Verstört. Unfähig, einen klaren Gedanken zufassen, was sie eigentlich fühlen sollten. Doch was fühlt jemand, der weiß, das er bald stirbt? Wenn man weiß, dass man alles, was man sich in seinem Leben aufgebaut hat zurücklassen muss. Man wird wieder ganz alleine ins Nichts geschickt, unaufgeklärt, was mit einem passiert. "Wir kriegen doch Medikamente.", widersprach sie ihm, "Wir könnten zumindest noch einmal zusammen kochen. Ich wünsche es mir so sehr." Sie bekamen tatsächlich immer noch massig Medikamente, die ihn vom halluzinieren und wahnsinnig werden abhielten. Doch diese Medikamente unterdrückten nur die Schmerzen; das Gefühl bald zu sterben. Eine Scheinwelt, die so nicht existiert. Nichts würde mehr so wie früher werden. Ein kalter Schauer lief ihm den Rücken runter. Er hatte immer gedacht, sie hätten noch so viel Zeit. Wie töricht von ihm.
"Wie willst du das Essen schmecken können?", eine einzelne durchsichtige Träne rann ihm verloren über die Wange, als sich der rote Tropfen seinen Weg aus ihrer Nase bahnte und letztendlich ihre Lippen mit einem alarmierend intensivem Rot benetzte. Er konnte nicht anders, als seine zitternden Finger nach ihren Lippen auszustrecken und ihr das Blut aus dem Gesicht zu wischen. Aus ihrem Gesicht, das weiß wie Protzelan wurde. Doch er konnte ihre kalte Haut nicht von dem Blut befreien. Er verschmierte es nur auf ihren Lippen und zeichnete eine nur noch offensichtlichere Spur des Todes auf ihrer bebenden Unterlippe. Als seine brennenden Augen auf seine verfärbten Finger trafen, realisierte er, dass sie es nicht bis zu dem Ende seiner Geschichte schaffen würde. Dass sie beide nie das verhoffte Happy End erreichen würden.
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Kakashi, stirb mit mir.
FanficKakashi, 21 Jahre jung, ist Teamführer bei der Anbu und steht bereits mitten im Leben. Alles läuft perfekt und er könnte es sich nicht besser vorstellen. Doch dann passierte das wohl Schlimmste, was ihm hätte widerfahren können. Das soll eine Kurzge...