Kapitel 48

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Die Tränen in meinen Augen drohten überzulaufen und mir schien ein ganzer Felsbrocken auf meiner Brust zu liegen. Ich wollte mich gerade vom staubigen Boden des Teufelstopfes erheben, als jemand den kleinen Berg vor dem Eingang des Bolzplatzes hinaufrannte. Oben angekommen blieb der Junge mit den feuerroten Haaren und der Coca-Cola-Glas-Brille stehen und antwortete auf Maxis Worte: „Da wär‘ ich mir garnicht so sicher.“ „Potzblitz, jetzt staunt ihr, hab ich recht?“, fügte Joschka hinzu und stellte sich neben Raban. Vanessa schloss sich ihnen an: „Dafür leg ich meine beiden Beine ins Feuer.“ „Meine Beine…“, fügte Juli nun mit einem wilden Funkeln in den Augen hinzu und Nerv stand neben mir auf, „meine Seele…“, und zu meiner Überraschung beendete Leon seinen Satz mit, „und mein ganzes Herz.“ Wir alle mussten lachen und der riesige Felsbrocken auf meiner Brust zerfiel zu kleinen Kieselsteinen. Leon, unser Anführer, war zurückgekommen, doch er trug einen glitzernden Anzug, der das Licht der untergehenden Sonne reflektierte und ziemlich albern und kitschig aussah. Als wir alle uns beruhigt hatten, erhob Maxi das Wort: „Kommt, wir gehen…wir gehen zu Hadschi ben Hadschi.“ Lächelnd folgte ich den anderen, die nun schweigend an Leon vorbeigingen. Sie schienen immernoch sauer auf ihn zu sein und ich verstand sie nur allzu gut, da er uns eiigentlich verraten hatte. Dennoch hatte er eine weitere Chance verdient und ich konnte ihm nicht länger böse sein. Außerdem war er für uns hierher gekommen und das war alles was nun zählte.

Ein paar Minuten später trafen wir in Hadschi ben Hadschis Geheimerfinderwerkstatt ein. Hadschi selbst saß wie immer an seinem Schreibtisch und arbeitete anscheinend vertieft an einer neuen Erfindung. Das quietschende Tor ließ ihn herumfahren und er starrte uns an: „Ich glaube, ich träume. Gibt es euch noch… oder gibt es euch wieder?“ Ohne zu zögern beantwortete Nerv die Frage des Erfinders und Joschka trat vor. „Beim Schlitzohrenohrring von Sir Alibaba, Joschka.“, grinste Hadschi nun und setzte zu seinem geheimen Handschlag mit dem schwarzhaarigen Jungen an. Nachdem er auch Nerv inspiziert und kennengelernt hatte, sprach Leon, der die ganze Zeit über still hinter uns gestanden hatte: „Hadschi, wir brauchen die Räder.“ Wir alle nickten und sahen den Erfinder bettelnd an. Doch dieser ließ sich nicht davon beirren: „Kommt mit!“ Wir folgten Hadschi und dieser zog ein moosgrünes Tuch von einem Berg herab. Dieser bestand aus unseren eigenen Fahrrädern. Der Erfinder rief uns wütend ins Gedächtnis, dass wir sie einfach liegen gelassen hatten und er sie hatte aufsammeln müssen. „Ich weiß.“, erwiderte Leon darauf, „Aber wie lange brauchst du um sie zu richten?“ „Ich?“, lachte Hadschi aufgebracht, „Das wirst schön du tun, Herr Anführer. Und wenn du Glück hast, bist du in vier Tagen fertig.“ Mit diesen Worten drückte er dem Slalomdribbler und Blitzpassvorbereiter eines der Fahrräder in die Hand. Doch so ließ dieser nicht mit sich reden. Er antwortete Hadschi bissig, woraufhin dieser nun noch die anderen Fahrräder an uns verteilte und uns befahl unserem ach so tollen Anführer zu helfen. Jetzt forderten Joschka, Nerv und Raban auch neue Trikots, da ihre alten T-Shirts ihnen zu klein geworden waren. Doch Hadschi ben Hadschi interessierte das nicht einmal ansatzweise. Er ging schimpfend und stampfend an uns vorbei und wollte seine Werkstatt verlassen, aber wir wussten uns natürlich zu helfen. Denn nun offenbarten wir ihm, dass wir herausgefordert worden waren. Und zwar von Fabi und den biestigen Biestern. Jetzt machte der Erfinder auf dem Absatz kehrt und ging überrascht und geschockt zu uns zurück: „Das kann nicht gutgehen. Das überleben wir nicht. Und als erstes werdet ihr verhungern.“ Er drückte uns einige Tuben in die Hand, die nicht mit Zahnpasta, sondern seiner neusten Erfindung gefüllt waren. Diese sollten mit leckerem Essen gefüllt sein, welches uns über die nächsten vier Tage verpflegen sollte. Als nächstes suchte er einige seiner Waffen zusammen und so besaßen wir am Ende eine Kaugummispinnenfädenfesselkanone,  Blutegelschleudern, eine riesige Karte mit Geheimverstecken, den ersten Geheimverstecksucher-und-Finder-Navigationsautomat der Welt und noch vieles mehr. Während der Erfinder sich an die Arbeit für die neuen Trikots machte, arbeiteten wir an unseren Fahrrädern. Der helle Mond wurde von den hellen Lichtern in Hadschis Werkstatt unterstützt, während wir schraubten und werkelten.  Nach kurzer Zeit hallte der erste Streit zwischen Vanessa und Leon durch den Raum, der auch nicht überraschend war. Zu unserer Erleichterung ignorierten sie sich anschließend beide und wir konnten konzentriert unsere Arbeit fortführen. Meine Augen fielen langsam zu und auch die anderen gähnte immer öfter, obwohl wir noch lange nicht fertig waren. Schließlich gaben wir es auf und legten uns erschöpft schlafen. Nur Leon schraubte weiter an seinem Fahrrad herum, doch selbst das blendete ich irgendwann aus und fiel auf einer harten Matratze in Hadschi ben Hadschis Werkstatt in einen tiefen Schlaf.

Dafür leg ich meine Beine ins Feuer~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt