Der Wind zerrte an meiner Jacke als ich die dunkle Straße entlang lief, welche am Haus einer guten Freundin vorbei führte. In letzter Zeit konnte ich öfter schon nicht schlafen, also ging ich als hier spazieren. In keinem der Häuser brannte noch Licht und nur die Laternen erhellten die regennassen Straßen.
Plötzlich, als ich nur noch wenige Meter vom Haus meiner Freundin entfernt war, öffnete sich die Tür. Sie trat heraus und sah sich nervös um. Was tat sie denn da? Offensichtlich sah sie mich nicht...was auch nicht verwunderlich war, da ich außerhalb der Laternenkegel stand und sehr dunkle Kleidung trug.
Ich wollte sie gerade rufen, als sie mit schnellen Schritten in die mir gegenüberliegende Richtung ging. Jetzt war ich verunsichert. Sie schien gestresst und das war kein gutes Zeichen. Ich beschloss ihr zu folgen.Der Weg den sie ging war nicht lang, aber jeden Schritt den ich ihr darauf folgte, verstörte mich mehr und mehr. Wenn sie wirklich dahin ging, wohin ich dachte, musste sie echt einen Schaden haben...
Leider bewahrheitete sich meine Ahnung. Sobald meine Freundin die Höhle betrat, beeilte ich mich. Ich hoffte, dass sie schlau genug war, nicht zu denken, dass sie hier einen freundlichen Empfang bekommen würde.
In der Höhle war es nass und kalt. Ich musste meine Zähne fest aufeinander beißen damit sie nicht klapperten und ich in Gefahr lief bemerkt zu werden.
Endlich waren wir bei der Stahltür angekommen. Zu meiner Verwunderung stand diese offen. Im Gegensatz zu meiner Freundin ging ich nicht rein und stellte mich stattdessen an die Tür und durch den Spalt zu spähen.
"Na wen haben wir denn da?", hörte ich Lucys Stimme. Sie lag seitlich auf einem Bett und sah meine Freundin hinterhältig grinsend an.
Der Raum hinter der Stahltür war groß und sehr hübsch eingerichtet. Eigentlich hatte ich mir das Innere einer Hexenhöhle immer anders vorgestellt, aber bei Lucy war dies hier kaum überraschend. Schließlich hatte sie einen stinkreichen Vater und konnte sich offensichtlich etwas Schöneres als eine typische Hexenhöhle leisten.
"Wo ist er?", fragte meine Freundin wütend. So hatte ich sie noch nie gesehen...
Lucy lachte. "Mit Hilfe des Hexenrats, dort wo du ihn niemals findest... Ich war überrascht, dass er mir schon nach ein paar kleinen Flüchen seine Seele geben wollte...naja, vielleicht waren sie ja doch nicht ganz so harmlos..."
"Du verfickte Schlampe lässt die Finger von seiner Seele!", brüllte meine Freundin.
"Und was bekomme ich dafür?", fragte Lucy mit einem gespielt unschuldigen Blick.
"Nein!", flüsterte ich, aber ich war viel zu erstarrt um irgendwas zu unternehmen.
"Du bekommst meine Seele, wenn du den Schwur anlegst, dass du keinem meiner Freunden je wieder anrührst."
"Das dachte ich mir...ich hab den Schwur schon vorbereitet." Lucy nahm ein Reagenzglas mit weißem Gaß und öffnete es. Dann ließ sie es fallen und tausende kleiner Scherben bedeckten den Boden.
"Ich gebe dir meine Seele", sagte nun meine Freundin und ging gleich darauf zu Boden. Ein kleines blaues Fünkchen schwebte nun allein in der Luft. Lucy schnappte sich erneut ein Reagenzglas und fing es ein, nur um es dann auf die Kommode zu stellen.
Ich war immernoch geschockt, aber ich konnte mich wieder bewegen.
"Gib ihr ihre Seele wieder du Miststück", schrie ich und sprang in den Raum.
"Vielleicht später, aber erst werde ich mit ihrem Körper ein bisschen Spaß haben...und du solltest schweigen, wenn du nicht willst, dass ich dein Geheimnis ausplaudere..."
Geschockt sah ich sie an...das war unmöglich! Das konnte sie nicht wissen...
Lucy grinste. "Schweigeschwur?"
DU LIEST GERADE
Lost Soul
FantasySechs Freundinnen mit außergewöhnlichen Kräften schlagen sich mit den Problemen des normalen und paranormalen Lebens herum. Ein humorvolles und chaotisches Abenteuer! Seid gespannt auf die nächsten Kapitel :) Und checkt das NEUE Kapitel ab!