Seit letztem Montag habe ich Jake nicht mehr gesehen. Zugegeben, ich achte nicht besonders auf die anderen Schüler, weshalb ich nicht weiß ob ich ihm nicht doch begegnet bin, aber er fehlte in Mathe und auch in einigen anderen Kursen die wir laut Liste scheinbar zusammen hatten. Nachdem ich mal wieder fast zu spät war, gehe ich dennoch recht gemütlich von meinem Spind zum Mathe Unterricht. Warum musste man Montags in den ersten beiden Stunden Mathe haben? Ich lasse mich auf meinen Standard-platz in der ersten Reihe fallen und warte das Mister Squirrel welcher gerade rein gekommen ist mit dem Unterricht beginnt. Wieder ist der Platz neben mir leer. Er interessiert mich aber nicht genug um irgendwen zu fragen warum er so lange fehlt. Vielleicht war mein erster Eindruck von ihm ja doch richtig... Gelangweilt folge ich dem Monolog von Mister Squirrel. Plötzlich wird mit einem lauten Knallen die Tür aufgeschlagen.
„Hilfe! Wir brauchen Hilfe! Da liegt jemand bewusstlos im Flur!"
Mister Squirrel geht mit eiligen Schritten zu der Schülerin die in der Tür steht. Kurz bevor er verschwindet dreht er sich noch kurz zu uns um.
„Wiederholen sie das Thema der letzten Stunde und bleiben sie im Raum!"
Die ganze Stunde kommt er nicht wieder, man hat aber auch keine Sirenen gehört, woraus ich schließe, dass sie keinen RTW gerufen habe. Kurz vor dem Klingeln kommt auf einmal eine Durchsage.
„Die Schülerin Samantha Cooper bitte zur Krankenschwester. Ich wiederhole! Die Schülerin Samantha Cooper bitte zur Krankenschwester."
Na toll, jetzt liegen alle Augen auf mir. Still und vor allem so schnell ich kann packe ich meine Sachen zusammen und eile zur Krankenschwester. Was könnte nur los sein? Hat es mit dem Vorfall im Flur zu tun? So viele Fragen und keine Antwort. Im Südflügel klopfe ich vorsichtig an die Tür der Krankenschwester an.
„Herein!"
Ich betrete langsam den Raum und augenblicklich fällt mir alles aus dem Gesicht. Melanie liegt auf der Liege und hat eine riesige Platzwunde an der Stirn. Sofort eile ich zu ihr. Sie ist bei Bewusstsein aber sehr benommen.
„Was ist passiert!"
Panisch schaue ich von Melanies Wunde, in ihre Augen, zum Direktor, zur Krankenschwester und zurück zu Melanies Wunde.
„Du kennst mich doch."
Melanie fängt an ein wenig zu lachen.
„Ich bin halt ein Tollpatsch durch und durch. Ich bin gestolpert und hingefallen. Scheinbar bin ich durch den Sturz kurz ohnmächtig geworden, denn ich bin hier aufgewacht ohne zu wissen wie ich hier hin gekommen war."
Melanie zuckt einfach mit den Schultern als wäre das alles keine große Sache. Entgeistert sehe ich sie an. Dieses Mädchen ist doch echt unglaublich. Da es ihr aber laut eigener Aussage wieder gut geht und sie außer ein paar Kopfschmerzen keine Beschwerden hat werden wir beide vom Direktor wieder zurück in den Unterricht geschickt. Unser Direktor bittet mich ein Auge auf Melanie zu haben. Zusammen gehen wir langsam zu den Kunsträumen. Nachdem wir angeklopft haben betreten wir auf das Herein von unserer Lehrerin hin den Raum. Wieder liegen alle Augen auf uns, aber das ist mir jetzt egal. Ich gehe mit Melanie zu unseren Plätzen und gebe unserer Lehrerin den Entschuldigungszettel unseres Direktors ab. Als der Unterricht vorbei ist packen wir gemütlich unsere Sachen ein und gehen nach draußen. Wir sind gerade auf Höhe des Parkplatzes als ER wieder nach mir ruft.
„Warte mal little Girl! Soll ich euch mitnehmen?"
Kurz verdrehe ich die Augen, doch ein Blick zur Seite verrät mir, dass es Melanie immer noch nicht so gut geht wie sie behauptet. Warum eigentlich soll er uns dann nicht auch nach Hause fahren, es sieht sowieso nach Regen aus und ich habe keine Lust nass zu werden. Also bleibe ich stehen, wodurch wiederum auch Melanie stehen leibt.
„Willst du laufen oder lassen wir uns fahren?"
„Ich weiß nicht so recht... Wir kennen ihn doch eigentlich gar nicht."
„Wenn er ein Axt-Mörder ist der uns entführt um uns zu töten um uns an seine Tiger zu verfüttern verteidige ich dich."
Melanies skeptischer Blick hellt sich ein wenig auf und kurz darauf steht Jake auch schon neben uns. ER nimmt uns unsere Taschen ab und „wirft" diese auf die Beifahrerseite. Danach öffnet er erst Melanie auf der einen, dann mir auf der anderen Seite die Tür, bevor er selber einsteigt und losfährt.
„Was ist denn der erste Halt meine Damen?"
Da Melanie näher an der Schule wohnt nennt sie ihm zuerst ihre Adresse und ich beschließe bei ihr mit aus zusteigen und den Rest zu laufen. Ich habe keine Lust alleine mit Jake im Auto zu sein. Solche Typen wie er haben immer komische Absichten wenn sie mal nett zu dir sind und ich habe keine Lust darauf das er wieder so aufdringlich wird wie letzte Woche in der Bibliothek. Bei Melanie angekommen steigen wir beide aus, nehmen unsere Taschen und bedanken uns bei Jake für das Mitnehmen. Nachdem ich Melanie zur Haustür gebracht habe mache ich mich auf den Weg nach Hause. Das Jake noch auf Melanies Einfahrt steht und mich beobachtet ignoriere ich gekonnt. Auch das sein Auto plötzlich neben mir auf der Straße fährt beachte ich nicht.
„Komm steig ein. Ich fahre dich nach Hause."
Jake schaut die ganze Zeit zwischen der Straße und mir hin und her.
„Brauchst du nicht, es ist nicht mehr weit, aber ich habe etwas für dich."
Ich greife in meine Hosentasche und tue so als würde ich etwas herausholen. Ich halte meine Hand in die Höhe, aber zeige ihm keinen Gegenstand sondern einfach den Mittelfinger.
„Wofür ist der denn?"
„Für deine penetrante Art mich zu verfolgen."
Mit diesen Worten biege ich in die nächste Straße ein. Jake konnte nicht schnell genug reagieren und ist daran vorbei gefahren. Schon bin ich auch zuhause und auf dem Weg in mein Zimmer.
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Little Girl
Teen FictionWenn man entführt wird, versucht man instinktiv zu fliehen, das liegt in der Natur des Menschen. Doch ganz so einfach ist es für Sam nicht. Aus irgendeinem Grund drängt ihre Neugierde und ihr Drang zu helfen und zu verstehen den Drang zur Flucht in...