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Ich stehe vor dem Polizeipräsidium von Hattingen. Wie bin ich hier her gekommen? Egal, ich will einfach nur nach Hause, aber wer weiß wozu Jake sonst noch fähig ist, deswegen brauche ich Hilfe und wer könnte das besser als die Polizei. Schnell betrete ich das Gebäude. Hinter einer Art Tresen sitzt eine Junge Frau. Ich gehe vorsichtig auf sie zu. Die Junge Frau hebt den Kopf und schaut mich an.

„Kann ich etwas für Sie tun?"

„Ich brauche Hilfe! Er sucht mich überall und er wird mich bestimmt bald finden! Sie müssen mir helfen!"

„Beruhigen Sie sich erst einmal. Wer sucht Sie?"

Mir wird in diesem Moment alles zu viel, die Zeit bei den Jungs, die Angst das er mich findet und die Angst das er mir oder jemanden der mir nahesteht etwas antun könnte. Die Tränen laufen ohne das ich sie stoppen kann. Die Polizistin kommt hinter dem Tresen hervor und nimmt mich in den Arm. Danach führt sie mich in eines der Büros zu ihrem Kollegen. Ihr Kollege holt mir eine Decke und einen warmen Kakao aus dem Automaten.

„Ganz ruhig. Du wärmst dich erst einmal ein wenig auf und beruhigst dich. Danach erzählst du uns was passiert ist damit wir dir helfen können und wir rufen deine Eltern an."

„Das ... Das geht nicht. Ich habe keinen Kontakt zu meinem Vater und meine Mutter sitzt im Gefängnis."

Schluchzend wische ich mir einige Tränen aus dem Gesicht, aber es kommen direkt neue hinterher.

„Aber bei wem wohnst du denn? Es muss doch jemanden geben den wir anrufen können."

Mitleidig sieht mich die junge Polizistin an. Ich gebe den Polizisten die Nummer von meiner Oma und nenne ihnen auch meinen Namen. Sofort wissen die beiden Polizisten um welchen Fall es geht, denn meine Oma hatte mich als vermisst gemeldet als ich nicht von der Schule nach Hause kam. Keine viertel Stunde später nimmt meine Oma mich in der Polizeistation in den Arm. Langsam beruhige ich mich und erzähle den Polizisten was passiert ist. Ich erzähle ihnen wie ich Jake kennengelernt habe, ich erzähle von seiner Aufdringlichkeit und seiner Gewaltbereitschaft, von meiner Wehrlosigkeit ihm gegenüber und von der ungewöhnlichen Reaktion des Direktors.

„Wir sind Richtung Norden aus der Stadt raus gefahren oder war es Süden? Ich bin mir nicht mehr sicher."

Traurig lasse ich meine Schultern hängen. Wieso kann ich mich nicht mehr erinnern?

„Es ist nicht schlimm wenn du dir unsicher bist. Das passiert vielen Entführungsopfern. Die Erinnerung wird mit der Zeit wieder klarer sobald du ein paar Tage wieder zuhause bist."

„Er weiß wo ich wohne! Was wenn er dahin kommt?"

Entsetzt schaue ich zu meiner Oma, ich will nicht das ihr etwas passiert.

„Wir werden rund um die Uhr einen Streifenwagen vor eurer Wohnung postieren sodass wir eingreifen können sollte Mister Dexter auftauchen. Keine Sorge Du und deine Oma sind in Sicherheit."

Es ist zwar gut zu wissen, dass immer jemand da sein wird, aber wirklich sicher fühle ich mich dadurch nicht. Nachdem die Polizisten meine Aussage protokolliert haben schicken sie einen Streifenwagen Richtung Norden und einen Richtung Süden aus der Stadt heraus. Ein weiterer Streifenwagen folgt meiner Oma und mir nach Hause. Zuhause warten Oma und ich mit dem einen Polizisten kurz draußen, während der andere Polizist checkt ob in unserer Wohnung alles sicher ist. Danach steigen die beiden Polizisten in ihren Wagen und meine Oma und ich gehen in unsere Wohnung. Meine Oma macht uns Pfannkuchen und heiße Schokolade während ich in mein Zimmer gehe und mir etwas anderes anziehe. Danach setzten wir uns zusammen im Wohnzimmer auf das Sofa und gucken „Dirty Dancing". Wir beide lieben diesen Film. Meine Oma hat mich mit ihrer Liebe zu solchen alten Filmen angesteckt als wir zusammen in diese Wohnung gezogen sind. Glücklich wieder zuhause zu sein, aber dennoch besorgt weil Jake noch irgendwo da draußen ist falle ich nach dem Essen und dem Film in einen unruhigen Schlaf. Im Traum erlebe ich noch einmal wie Jake mich entführt, diesmal sperrt er mich aber nicht in sein Zimmer, sondern in einen kleinen Kellerraum ohne Fenster. Gerade als er die Tür öffnet und nach mir greift um weiß Gott was mit mir zu tun wache ich schreiend und schweißgebadet auf. Meine Oma neben mir habe ich zum Glück nicht geweckt. Ich kuschel mich wieder an sie und versuche wieder einzuschlafen, aber dieser Albtraum lässt mich nicht zur Ruhe kommen.

Little GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt