Three can keep a secret, if two of them are dead.
Benjamin Franklin
Das Leben war ein immerwährender Kreislauf. Wir wanderten durch finstere Wälder, wir wandelten im Schatten, gleiteten im Licht. Wir wussten weder Kälte, noch Wärme zu schätzen und die Dunkelheit am wenigsten.
Ich konnte das nicht von mir behaupten. Ich liebte die Kälte, mied das Licht und wandelte in der Dunkelheit. Nach meiner Wandlung hatte ich geschlafen, sehr lange geschlafen. Um genau zu sein war ich 356 Jahre in der kalten Dunkelheit gefangen, die ich heute mein Zuhause nannte. Doch wären all die Jahre in meinem persönlichen Gefängnis nicht genug gewesen, drückte mich ein Fluch unaufhaltsam meinem Ende entgegen. Das Blut, das durch meine Adern strömte, spielte da keine Rolle mehr. Ich weiß wofür ich bezahlen soll, doch akzeptieren, tat ich das bei weitem nicht. Die Menschen hatten meine Taten schon längst vergessen. Es gab Niemanden mehr, der sich daran erinnern konnte und doch war ich hier. Irgendwo in Manchester. Und irgendwo in Manchester würde ich meinen letzten Atemzug tätigen. Mir blieben 89 Tage und 14 Stunden, nun 13 Stunden und 59 Minuten. In 89 Tagen, 13 Stunden und 59 Minuten würde ich zum letzten Mal das Licht erblicken, oder aber auch nicht. Auf die ganze Lichtsache konnte ich auch verzichten. Es genügte mir, wenn ich an meinen letzten Abenden wirklich Spaß hatte. Dank eines Tranks von Harriet, ohne Durst nach menschlichem Blut. Harriet war die Freundin meiner Ziehschwester und eine Hexe. Zu ihrem Glück nicht die Hexe, die mir das angetan hatte. Diese besagte Hexe war seitdem verschollen und hatte wohl weitaus unberechenbarere Mächte verärgert. Oder aber... Sie fürchtete mich. Und bei Satan, wie sie immer sagte, das sollte sie auch!Caesium, benannt nach dem stabilsten und schwersten Metall. Meine Mutter wusste damals ganz genau was sie getan hatte, was für eine Brut sie geboren hatte. Über die Jahrhunderte erzählte man sich angeblich Geschichten über mich, Geschichten in denen ich viele Namen und Gesichter hatte. 'Monster', 'Satan', 'Ausgeburt der Hölle' und viele andere Namen hatte man mir zugetan. Ich bevorzugte allerdings Caesium, nicht weil meine Hure von Mutter mir den Namen verliehen hatte, sondern weil dessen Beigeschmack so verdammt bitter sein konnte.
»Nein! Nein, bitte. Ich schwöre es, ich schwöre ich werde es Niemandem sagen.«
Ich konnte seine Angst riechen. Egal wie weit sein stinkendes Haupt sich von mir entfernte. Er kroch zurück wie eine Ratte in ihr Loch, ein Loch das nicht mehr da war, wo sie es zurückgelassen hatte.
»Shhh... Schon gut, das weiß ich.« Er atmete hörbar aus, seine braunen Augen wanderten dabei panisch über meine Silhouette.
»Du wirst auch keine Möglichkeit mehr bekommen, dieses kleine Märchen jemandem zu erzählen.« Der alte Einkaufswagen fiel in jenem Moment mitten auf in die Gasse. Seine dürre Gestalt hatte ihn umgeworfen und die leeren Konserven verteilten sich auf dem dreckigen Boden. Es stank unglaublich nach Scheiße und Schimmel. Tatsächlich würde es mich nicht wundern, wenn hier irgendwo ein toter Obdachloser herum liegen und vor sich hin gammeln würde.
Ich wusste, das sein Tod mir keine Freude bereiten würde. Er wäre nichts mit dem ich mich annähernd brüsten würde oder könnte. Er war weder ein kostbarer Mensch, noch ein Hunter. Also nicht einmal Bronze in meinem Schrank der Trophäen. Mehr waren all diese Seelen nicht. Ich war ein Jäger, der seine Lorbeeren gerne erntete und mit jedem Hunter, der durch meine Hand sein Leben verlor, zierte eine weitere Goldmedaille mein imaginäres Vitrinchen. Das war Seele Nummer Achtundsechzig dieses Jahr. Und das Jahr war grade erst zur Hälfte um und ich bis jetzt nicht sonderlich fleißig.
Zurück zu den Huntern, die sich womöglich reizender Weise, wieder um die Leiche des
Obdachlosen kümmern würden, dachte ich an all die Momente, in denen ich einen richtigen Kampf erlebt hatte. Die meisten davon lagen weit zurück und hatten mehr als nur Hunger nach mehr hinterlassen. Doch die Hunter gingen mit der Zeit, kämpften immer schlechter und verließen sich viel mehr auf ihre Hightech Waffen, die nichts gegen meine Wenigkeit ausrichten konnten. Hunter waren Menschen mit übersinnlichen Fähigkeiten, Menschen die Wesen wie mich jagten. Sie wollten sich noch nie eingestehen, das sie ebenso Schattenwesen waren wie Vampire, Hexen, Werwölfe und all die anderen Geschöpfe, die nicht zu den Menschen zählten. Hunter waren ein eingebildetes und engstirniges Volk mit Null Sinn für Humor, dasselbe sagte man allerdings auch über mich. Ich war nicht für Späße aufgelegt, sie raubten nur Nerven und Zeit, davon besaß ich bekanntlich nicht viel und so langsam sprach sich das auch rum.
Gerüchte waren allerdings nicht nur vom Nachteil geprägt, man konnte sie nutzen um Einfluss und Angst zu gewinnen. Ich griff gerne darauf zurück. Das war nun mal punkto Zeit sparen.
Eigentlich ironisch, das Jemand wie ich, der eigentlich die Ewigkeit vor sich hatte wusste, das ihm die Zeit davon lief. Ich hatte von Anfang an gewusst, dass ich sterben würde, schon als Samarah den Fluch ausgesprochen hatte. Liebe war nicht mehr als ein Märchen und eine Illusion. Das einzige Mal, das ich etwas ähnliches fühlte war, als ich meinem Vater den Kopf abschlug. Ich hatte das Gefühl vergöttert, das ich es war, der seiner Ewigkeit ein Ende bereitet hatte. Er hatte es verdient und eigentlich verdiente er so viel mehr.Binnen einer Sekunde war ich bei dem wimmernden Mann. Das laute Geräusch seiner brechenden Knochen hallte für einen Augenblick nach, dann war es auch schon vorbei.
89 Tage, 13 Stunden und 55 Minuten...
Und ich hatte noch so verdammt viel zu tun!.......
Huhu.. Das ist wohl der Auftakt meiner neuen Story... Extra etwas kürzer gehalten, da ich finde, das der Prolog sich deutlich unterscheiden sollte, was Länge betrifft. Eins kann ich verraten... Die Kapitel werden über 2500 Wörter umfassen. Und es wird gewaltig warm werden meine Lieben... Ich hoffe, ich kann euch für Caesiums Reise begeistern... Mal sehen wo sie hinführt... Ob er wohl am Ende wirklich einsam und ohne Liebe sterben wird?? Wir werden sehen. ❤️
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Caesium
VampireCaesium, das schwerste und stabilste Alkalimetal. Und nicht umsonst trägt ausgerechnet 𝘦𝘳 diesen Namen! 𝘌𝘳 ist die Angst. 𝘌𝘳 ist der Hass. 𝘌𝘳 ist Leidenschaft und Sünde. Und Gott.... 𝘌𝘳 ist so unsagbar Schön. ❄︎•❄︎•❄︎•❄︎•❄︎•❄︎•❄︎•❄︎•❄︎•❄︎•...