Kapitel 50

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Ich strich mir meine triefenden, nassen Haare aus dem Gesicht und setzte mich neben Maxi auf den feuchten Felsen. Über uns allen hing beschützend die Zeltplane und schirmte den kalten Regen ab. Eine Weile lang hörten wir nur dem lauten Rauschen des Unwetters zu, doch schließlich unterbrach Vanessa die Stille genervt: „Und jetzt? Wenn es nicht aufhört zu regnen, kommen wir den Hügel nie rauf und erst recht nicht die Hügel dahinter.“ „Dann müssen wir den Regen vertreiben!“, entgegnete Leon, „Das haben wir auch schon geschafft. Wisst ihr das noch?“ Nerv erinnerte sich direkt und rief: „Und ob ich das weiß. Da habt ihr Fußball gespielt und Maxi, der hat den Globus vor den Kopf seinen Vaters geschossen! Und dann war der Regen zu Ende.“ Lächelnd dachte ich an die vielen Erzählung über das Spiel gegen den dicken Michi und seine unbesiegbaren Sieger. Sie kamen mir so unglaublich lebendig vor, obwohl ich selbst nicht dabei gewesen war. Vanessa unterbrach meine Gedanken aufgewühlt: „So ein Quatsch. Wo willst du denn hier einen Globus herkriegen?“ „Den brauchen wir garnicht, wir fluchen. Wir fluchen solange, bis der Regen aufhört.“, antwortete unser Anführer überzeugt. Ich zweifelte an seinen Worten und Vanessa tat es mir gleich. Wie sollte das funktionieren? Wie sollten wir das Wetter beeinflussen? Wir waren zwar wild, aber waren wir so wild? „Na komm schon, Vanessa.“, versuchte Nerv sie zu überzeugen, „Dreifach geölte Beulenpest!“ Um uns herum donnerte und blitzte es und auch Joschka versuchte sein Glück: „Und apollokalyptische Monstersintflut?“ Wieder grummelte es ohrenbetäubend laut. „Ich glaub ich knutsch‘ meine drei rosa Cousinen!“, rief Raban aus und, „Beim letzten Finger meines … Piranhazahnartes … und seiner Tante der… furzenden Flunder.“, schlossen sich Juli und Maxi beeindruckt an. „Terrortouristische Hexennasenwarze und verflixter Gruselglibberschleim!“, grinste ich und unsere Umgebung wurde von einem lauten Krachen erschüttert. Begeistert stellte Nerv sich vor Vanessa: „Beim sternschnuppenfunkelnden Drachenschleim, Vanessa. Schau dir das an, der Himmel wird heller!“ Doch das Mädchen glaubte immer noch nicht an Leons Worte. Sie weigerte sich, auch nur ein einziges Schimpfwort zu sagen. Nerv bettelte sie regelrecht an, aber sie blieb standhaft. Doch Leon mahnte sie, dass wir sonst wegen ihr hier bleiben müssten und Raban seine drei rosa Cousinen küssen würde, was dem Jungen mit der Coca-Cola-Glas-Brille überhaupt nicht gefiel. Schließlich seufzte Vanessa ergeben: „Okay, aber wehe, ihr lacht! Das ist nämlich das schlimmste Wort, das ich kenne. Kaninchenwattebauschbommelschwanzpo!“ Für eine Millisekunde war es totenstill, doch dann prusteten wir los. Selbst ich konnte mich nicht zusammenreißen und musste laut mitlachen. Sobald wir uns wieder beruhigt hatten, fiel uns auf, dass es tatsächlich aufgehört hatte, zu regnen. Die Bäume um uns herum tropfen und die dunklen Wolken hatten sich schon längst verzogen. Helle Sonnenstrahlen, der untergehenden Sonne, brachen durch den düsteren Nadelwald und die Vögel in den Bäumen begannen zu zwitschern.

Dennoch beschlossen wir, schlafen zu gehen, da wir alle ziemlich müde waren und der Boden immernoch matschig und nass war. Ich atmete tief die erfrischende, kühle Luft ein, bevor ich meinen Schlafsack ausrollte. Die anderen packten ebenfalls ihre Schlafsachen aus und es wurde immer dunkler, bis schließlich die Nacht hereinbrach. Ich legte mich neben Maxi und kuschelte mich in meinen warmen Schlafsack. Es wurde immer ruhiger um mich herum und schließlich hörte ich den tiefen, flachen Atem meiner Freunde, der mir verriet, dass sie bereits schliefen. Mir wurde warm ums Herz, als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten und ich die anderen friedlich in ihren Schlafsäcken liegen sah. Ich passte meinen Atem dem von ihnen an und driftete von dem leisen Wald automatisch in meine ebenso friedliche Traumwelt.

Dafür leg ich meine Beine ins Feuer~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt