„Dann hat er einfach Freundschaft Plus vorgeschlagen. Ich meine, spinnt Jule eigentlich?"
Kai saß völlig fertig auf der Couch neben Sophia und hatte seine Ellenbogen auf seinen Knien abgestützt.
Als seine Exfreundin lange nicht reagierte, drehte Kai sich zu ihr und blickte in ein grinsendes Gesicht.
„Was?" fragte der Fußballer irritiert.
Sophias Grinsen wurde breiter.
„Dir ist schon klar, dass das typisch Julian ist?" Erklärte sie ihm ihre Reaktion.
„Er hat mir nie erzählt, dass Freundschaft Plus sein Ding ist."
„Kai!" die hübsche Frau lachte jetzt herzhaft.
„Scheiße nochmal, unfassbar dass ich das jetzt sage, aber habe doch deinen Spaß." sie strich ihm über den Rücken.
Eigentlich hatte sie schon lange gewusst, dass die Beziehung zu Kai auf wackligen Beinen stand und der Umzug nach London hatte es noch deutlicher gemacht. Sie waren ein super Team, konnten sich zu einhundert Prozent vertrauen, aber ein Liebespaar waren sie nicht mehr, auch wenn sie noch Zärtlichkeiten miteinander austauschten. Vermissen tat sie diese nun nicht und alles andere war beim alten geblieben.
„Meinen Spaß." wiederholte Kai kopfschüttelnd.
„Kai, du bekommst das schon hin, lass uns einen schönen Film schauen, du suchst aus und ich koche etwas." bestimmt sie und ließ den Stürmer alleine auf dem Sofa.
Das Problem war aber, dass Kai nicht so unkompliziert war wie Julian, für den das alles gefühlt das Normalste von der Welt war.
War er vielleicht nicht der erste Mann oder sogar Fußballer für ihn, fragte sich Kai.
Und ab diesem Zeitpunkt war für ihn der Abend gelaufen, denn diesen Gedanken wurde er nicht mehr los.So schnell würde er auf diese Frage aber keine Antwort bekommen, denn Julian war in Dortmund und Kai in London, mit etwas Glück schafften sie es beide in den Länderspielkader Ende Januar.
Dafür gab er alles und vielleicht sogar noch ein bisschen mehr, da er sich auf Julian freute und natürlich auch auf die anderen. Aber Julian war wichtiger, sehr viel wichtiger.
Drei Wochen später liefen noch die letzten Sonntagsspiele, am Abend gab der Bundestrainer den Kader für die beiden folgenden Länderspiele bekannt. Bisher hatte er noch keinen Anruf erhalten, so wie die ersten Male. Inzwischen gehörte er immer dazu, wenn er nicht gerade verletzt oder krank war. Aber Julian eben auch, deshalb freute er sich auf die Verkündung.
Die Sporttasche in den Flur schmeißend stürmte Kai in die Wohnung und hackte auf seinem Handy herum.
War die Nominierung schon raus, fragte er sich.
Auf sämtlichen DFB Kanälen fand er nichts, also musste er wohl noch ein wenig warten.
Bevor er sich wieder etwas von Sophia anhören musste, ging er mit seiner Tasche zur Waschmaschine und stopfte seine verschwitzten Klamotten in die Trommel.
Er wurde zwar von seinem Verein verwöhnt, was die Säuberung der Kickschuhe, das Waschen der Trikots oder das anrichten der Utensilien vor dem Spiel anging, aber seine Trainingsklamotten durfte er immer selbständig waschen. Auch wenn er anfangs Sophia um Rat fragen musste.
Nachdem er seine Tasche sogar noch ausgeputzt hatte und sie auf den Balkon zum Trocknen gelegt hatte, hing er nun in den Sozialen Netzwerken fest.
Während er jedem seiner Fußballkumpels ein Like da ließ, bekam er gar nicht mit, wie seine Freundin nach Hause kam.
„Los, du kannst Kai gratulieren gehen." hörte er sie plötzlich sagen.
Gleich darauf kam sein wuscheligen Freund um die Ecke geschossen.
„Na du." Der 22-Jährige nahm seinen Hund glücklich in Empfang.
Normalerweise war Balou immer völlig aus dem Häuschen, wenn er Kai traf, aber heute musste er sich beim Gassi gehen wohl völlig verausgabt haben, denn er legte sich direkt neben seine Füße.
„Wann trefft ihr euch?" fragte Sophia, als sie ihre warme Jacke in der Garderobe aufgehangen hatte.
„Von was sprichst du?" Der Fußballer strich seinem müden Hund immer wieder über den Kopf, bis der keine Lust mehr hatte und in sein Körbchen verschwand.
„Na von der Nationalmannschaft, wann musst du fliegen?" Sie stützte sich auf seinen Schultern ab.
„Bin ich dabei? Ich muss schauen, habe es völlig vergessen. Wo habe ich denn meine ganzen Sachen?"
Die Studentin konnte nur den Kopfschütteln über ihren Freund. Während sie in die Küche ging, um sich etwas zu Trinken zu holen, rief sie ihm zu.
„Jule übrigens auch."In einer Woche sah er Julian wieder.
Seine anderen Gedanken hatte er wieder weggeschoben, Julian Brandt hatte sie eingenommen.
Jeden Tag der verging und ihn der Anreise zum DFB Team näher brachte, machte den jungen Fußballer noch nervöser, aufgeregt war er sowieso schon.
Immer wieder spielte er in Gedanken durch, wie er auf ihn Treffen würde, doch nie war er damit zufrieden. Sollte er einfach auf ihn zu gehen oder warten, bis Jule die anderen begrüßt hatte? Kam er nach Jule, waren die anderen vielleicht schon auf den Zimmern, bekanntlich kamen die Engländer nämlich immer spät, aufgrund der längeren Anreise.
„Was meinst du Balou, was soll ich machen?" fragte Kai seinen Hund um Hilfe.
„Wuff"
Der Londoner wich erschrocken zurück, mit so einer lauten Antwort hatte er nicht gerechnet.
Zum Leidwesen von Kai stand Balou auch noch auf und ging auf Sophia zu, die in der Küche stand und das kurze Gespräch mitgehört hatte.„Ich glaube, er ist auf meiner Seite." lachte sie und knuddelte das Fellknäul einmal kräftig durch.
Kai war nicht zum Lachen zu Mute.
Er war gestresst.
Von der Situation, die noch nicht einmal eingetreten ist.
Von Jule, der nicht hier war.
Von Sophia, die sich aus der ganzen Sache einen Spaß erlaubte.
Wahrscheinlich würden sie sich wieder ein Zimmer teilen und so ganze viel Zeit zum reden haben.
Reden war immer gut.
Besonders Kai war in dieser Disziplin hervorragend.
Nicht!
Und dessen war er sich bewusst.
„Du weißt doch wie es kommt, warum denkst du darüber nach?" fragte Sophia, als sie sich neben Kai setzte und den Fernseher anschaltete.
„Woher sollte ich das wissen?" stellte der 21-Jährige die Gegenfrage.
„Weil Jule, Jule ist. Und nicht auf den Mund gefallen ist." grinste sie und biss in ihr geschmiertes Brötchen.
„Danke, jetzt hab ich ja richtig Bock drauf." fluchte Kai.
Er kannte Julians Art, seine erfrischende Neugier, sein furchtloses einmischen und seine unüberlegten Taten.
Aber genau davor hatte er Angst ...
... Nein Respekt.
Sie waren nicht alleine. Die komplette Nationalmannschaft inklusive Staff wird da sein und vor allem Kameras, die das Eintreffen der Kicker live mitfilmten und an sämtliche Medien weiter verkauften.
Jetzt wusste er nicht mehr, ob er sich freuen sollte oder nicht.
Aber Medien hin, Nationalmannschaft her, Kai sah Julian wieder.
DU LIEST GERADE
What is Love? - Bravertz
FanfictionJulian Brandt und Kai Havertz sind die beiden aufsteigenden Talente der deutschen Nationalmannschaft und Bayer 04 Leverkusen. Doch dann sehen sie sich nicht mehr jeden Tag im Training, spielen nicht mehr gemeinsam für eine Mannschaft, sind plötzlic...