𝔎𝔞𝔭𝔦𝔱𝔢𝔩 18

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„Wieso starrst du mich so an?", fahre ich ihn wütend an.

Ein gehässiges Grinsen bildet sich auf seinem Gesicht, würde ich können hätte ich es ihm längst ausgeschlagen.

"Du brauchst deine Wut nicht an mir auslassen, Liebes.", entgegnet er, weicht meiner Frage aus.
Frustriert lehne ich meinen Kopf zurück, habe keine Lust auf ein Gespräch mit meinem zukünftigen Ehemann.

„Willst du mich auf ewig ignorieren?"
Ja, will ich.
Ich bleibe stumm, das einzige Geräusch was ich vernehme ist meine eigene unkontrollierte Atmung.

Mein Blick wendet sich von ihm ab, schweift durch den schönen Raum.
Ich vernehme wie er aufsteht und seine Schritte sich mir nähern.

Eine Hand packt sachte mein Kinn und dreht es in seine Richtung.
„Ich habe das nicht so beschlossen, Verena. Es ist Tradition und weder du noch ich können etwas daran ändern."
„Wieso hast du mich gewählt? Ich verstehe nichts von der Mafia, ich wurde nicht erzogen für die Mafia. Ich weiß nicht mal was hierbei meine Pflichten sind."

„Genau das unterscheidet dich. Du warst für meinen Vater die letzte Wahl, dich wollte er am wenigsten. Du bist zu alt und zu ungehorsam. Das macht doch so interessant.", entgegnet Giorgio, erbost ziehe ich meine Augenbrauen zusammen.

„Zu alt? Ich bin 19 Jahre alt.", erwidere ich.
Ein tiefes Lachen ertönt aus seiner Kehle.
„In unserem Leben werden die Mädchen schon ab 14 Jahren Männern versprochen. Und die sind nicht alle jung."

„Soll mich das jetzt besser fühlen lassen?"
„Nein. Ich will dich nur auf den Boden der Tatsachen zurückholen."

„Und wieso war es unbedingt nötig mich zu kidnappen?", frage ich leise.
„Wärst du mitgekommen hätte ich zu dir gesagt dass wir heiraten?"
Nein. Definitiv nein.

„Meine Eltern hätten mich holen können, sie hätten es mir erklären können.", sage ich stattdessen.
„Haben sie aber nicht.", antwortet er mir.
Was du nicht sagst.

Fertig mit den Nerven lehne ich mich an den Stuhl.
Gerade als ich etwas sagen wollte öffnet sich die Tür.
Hilfesuchend schießt mein Blick zu dieser.

Valentina und der Mann treten ein. Lässig hat er seine Hand um ihre Hüfte gelegen. Sie scheint es nicht zu stören.

„Marco." begrüßend nickt Giorgio ihm zu.
„Das ist sie also." abwertend sieht mich angesprochener an, nur zu gern erwidere ich seinen Blick.
Valentina wirft ihm einen kurzen Seitenblick zu und wendet sich danach zu Giorgio.

„Besteht die Möglichkeit dass ich mit ihr alleine sprechen kann?", fragt sie ihn zögernd.
Leicht hebt er seine Augenbraue an.

„Wir warten vor der Tür." er wirft Marco noch einen nachdrücklichen Blick zu und verlässt dann mit diesem den Raum.

Unsicher blicke ich die braunhaarige Frau an.
„Ich bin Valentina.", stellt sie sich vor, ihre Lippen zu einem Lächeln verzogen.
„Verena.", entgegne ich nur.

Ich weiß nicht wie ich mit ihr reden soll. Ich weiß nicht mal wer sie ist.

„Kann ich mich zu dir setzen?" überrascht nicke ich. Wieso fragt sie?

„Hör zu, ich weiß dass alles ist für dich ziemlich plötzlich. Vermutlich weißt du nicht wem du trauen kannst und wie du auf alles reagieren sollst. Ich habe gehört du weißt nichts von den Bräuchen und Sitten. Ich bin zwar schon immer in einer Familie wie Giorgios und Marcos aufgewachsen, aber ich kann dich verstehen. Ich möchte dir helfen."

„Ich weiß nicht wie du mir helfen möchtest.", fertig schaue ich sie an.
„Ich verstehe nichts von alldem. Die letzten Wochen waren schrecklich. Und ich hab das Gefühl es wird immer schlimmer." verzweifelt fahre ich mir durch meine Haare.
Mitleidig sieht sie mich an.

„Ich stand auch mal an deinem Punkt. Vor der Heirat mit Marco. Ich hatte es gehasst. Eine Vorstellung einen Mann zu heiraten den ich nicht liebte war für mich schrecklich. Die Traditionen sind hart. Mein einziger Lichtblick war dass es kein hässlicher alter Mann war, dem ich versprochen wurde.", entgegnet sie.

„Liebte?", frage ich sie verwirrt.
Fragend sieht sie mich an. Sie weiß nicht was ich meine.
Du sagtest einen Mann den du nicht liebtest. Vergangenheitsform. Liebst du ihn?" ein Lächeln stehlt sich auf ihr Gesicht.

„Nicht alles in unserer Welt ist schlecht, Verena. Ich hatte Glück mit Marco, zu Beginn hasste ich ihn. Unsere Geschichte ist zu lang um sie dir jetzt zu erzählen. Aber um auf deine Frage zurück zukommen, ich liebe ihn." aufrichtig schaut sie mich an.

Ich glaube ihr, doch ich verstehe sie nicht.
Ich gehe zweifellos davon aus das Marco kein viel besser Mensch ist als Giorgio.
Wie kann man ein Monster lieben?

Everything but you Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt