Prolog*

6.4K 139 17
                                    

»Wo bleibst du?«, laut riefen sie nach mir, während ich wie gebannt auf den purpurroten Sonnenuntergang starrte und das zirpen der grillen erklingen ließ. Ein wohliges Gefühl durchflutete mich.

Der Wind schlug sanft auf meiner Haut, derweil ich die frische Abendluft einatmete. »Blümchen.«

»Geduld ist eine Tugend.«, ich lächelte, als sich zwei Arme um mich schlungen. Mein Blick traf auf zwei paar schwarze Irden, die mich ungeduldig musterten. »Wir wollen los.«, drang seine Stimme in meinem Ohr ein.

Sie war so sanft, wie der Sommerwind. »Natürlich.«, sagte ich und wandte mich aus seinem Griff, obwohl es mir zu gefallen schien. Mit schnellen Schritten lief ich zu den Motorrädern, die auf den leeren Parkplatz den Platz einnahmen.

»Hey!«, rief mir der blondhaarige zu, den ich auf der Wiese alleine ließ um vor zu rennen. Schallendes Gelächter erklangen, als wir sein schmollendes Gesicht erblickten.

Ihm gefiel es nicht, wenn es nicht nach seiner Nase lief, weswegen ich noch einen oben drauf setzte und mich hinter seinem besten Freund aufs Motorrad setzte. »Was denkst du, tust du da?«, fragte er entsetzt.

Ich legte meine Arme um den schwarzhaarigen, der sich mittlerweile beschwert, warum er wieder missbraucht wird. »Verflucht, ich habe keine Lust Grund für eure Streitigkeiten zu sein.«

»Kei.«, ich schob meine Unterlippe vor, weshalb er seufzte und ergeben seinen Kopf senkte. Sie waren es alle gewohnt von uns. »Du sollst mit mir fahren!«, beharrte er schmollend und deutete auf sein langsam fahrender Gefährte.

»Fahr los.«, befahl ich Keisuke, dieser jedoch nicht den Anschein machte los zu fahren. Natürlich tat er es nicht, denn der blondhaarige war sein bester Freund, sein Boss.

»Blödmann.«

Beleidigt stieg ich von seinem Motorrad ab und ging zu Manjiro hinüber, welcher schadenfroh grinste. »Hätte nicht erwartet, dass du einmal den vernünftigeren spielst.«, lachte Takashi und deutete auf den schwarzhaarigen, der nur seinen Kopf schüttelte. »Damit hat er sich nur einen Feind gemacht.«, gab Ema ihren Senf dazu und behielt, wie immer. recht.

Sie klammerte sich an Kenny, der sein Motorrad startete und letzt endlich auf uns wartete.

Am Ende genoss ich es, hinter ihm auf dem Motorrad zu sitzen, denn die Wärme durchfuhr mich, wie ein hauchzarter Windzug. »Es wäre nur halb so schön, wenn du mit Baji gefahren wärst.«, tadelte er und ließ mich genervt aufseufzen.

Die ganze Fahrt über zog er mich damit auf, dass es nicht so schön wäre, wie bei unserem besten Freund. Doch am Ende wissen wir beide, wer den kürzeren zog. Also ließ ich es über mich ergehen, bis er Schuldgefühle bekam und sich bei mir entschuldigen muss.

»Was wäre ich bloß ohne dich?«

Erschrocken riss ich meine Augen auf und blickte um mich. Der Schweiß rinn mir über die Stirn, während ich die Decke beiseite schlug, um die angestaute Hitze, mit der Kälte im Zimmer zu ersticken.

Mit meinen Händen fuhr ich mir über mein Gesicht und stieß die angestaute Luft wieder aus. Mein Blick fiel auf mein Handy, das an der Ladestation hing und aufleuchtete, sobald ich drauf tippte. Das grelle Licht ließ mich meine Augen erneut schließen, bevor ich auf die Uhrzeit schauen konnte.

Mein Blick huschte von der Uhrzeit, zum Hintergrund Bild und sofort beschlich mich ein Gefühl von Traurigkeit und Frustration. Ich vermisste diese Zeit, die Zeit mit meinen Freunden die unwiderruflich war. Das Bild bewies, wie sehr ich sie alle vermisste, aber ich brachte es nicht übers Herz etwas anderes zu wählen.

Denn diese Bilder waren das einzige, das meine Erinnerungen an ihnen auf erhielt. Diese Bilder waren mein Licht, in dieser dunklen Zeit, die schier kein Ende nahm. Müde rieb ich mir meine Augen und setzte mich an die Bettkante.

Leise summte ich ein Lied vor mir her, während ich mir einzelne Bilder ansah. Wenn ich sie am allermeisten vermisste, dann träumte ich von den schönsten Momenten mit ihnen. Es versetzte einen noch tieferen Schmerz, in meinem inneren, als damals.

Alle hatten sich verändert, zumindest glaubte ich das, denn wir sahen uns seit vier Jahren nicht mehr und die Zeit hatte auch Auswirkungen auf Personen.

Erschöpft rieb ich mir meinen Nacken und ließ meine Haare aus den Zopf, den ich übermacht trug. Ich musste eingeschlafen sein, als ich versuchte, klare Gedanken zu fassen.

Sicher blinzelte ich einige Male, bevor ich mich am Riemen riss und mich fertig machte. Es war der letzte Tag, vor dem Wochenende und doch fiel es mir äußerst schwer zur Schule zu gehen. Ich fühlte mich in dieser Stadt alles andere als wohl.

Es war kein Gefühl von zu Hause oder Glück, es war eher eine Abneigung. Hass Gegenüber allen, was sich in diesem Land breit machte. Ich gab zu, dass es hier einige schöne Orte gab, aber nicht um hier auf Dauer zu leben. Zu sehr war ich an mein altes Leben gewöhnt und gebunden.

Mein Land zu verlassen, ließ ein Stück von mir daheim. Ich war nicht mehr die, die ich einmal war. Aufgeschlossen und frech.

Mein ich entwickelte sich zu jemand völlig fremden, dass es mich selbst kränkte. Aus diesen guten Dingen, die ich an mir liebte, entstand ein Mädchen, dass begann sich vor alles zu scheuen.

Sie begann sich zurückzuziehen und schüchterner zu werden, stiller als je zuvor. Wenn meine alten Freunde mich so sehen würden, würden sie mich nicht wiederkennen und das machte mir Angst.

Was war, wenn ich je wieder zurückkehrte und ich ihnen gegenüber stand? Konnte ich wieder zur derselben Person werden, die ich einmal war? Würden sie mich überhaupt Wiedererkennen?

Die Angst füllte sich, wie ein Fass Wasser. Nur etwas, ich brauchte nur etwas, dass mir ein Lichtblick gab. Etwas anderes, als die Bilder, die ich mir täglich ansah und ins Schwarze fiel.

Es waberte um mich, dieses Schwarze Hauch von nichts, in das ich mich geradezu immer verlor. Es umarmte mich und ließ mich nie los - keinen einzigen Moment. Selbst in meinen Träumen umgab mich dieser Schleier, der mich vor allem abhielt. Abhielt ich selbst zu sein und dafür zu kämpfen, wofür ich geboren war.

𝐓𝐡𝐞 𝐬𝐡𝐢𝐧𝐞 𝐢𝐧 𝐲𝐨𝐮𝐫 𝐞𝐲𝐞𝐬Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt