Die letzte Nacht auf Hogwarts

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,,I love you" 

,,It'll pass"

-Fleabag

,,Florence Prewett!", zischte Percy Ignatius Weasley mich wütend an, während ich mich immer noch hinter einer großen Topfpflanze versteckte. Percy war mein Cousin und sah mit seinen ordentlich gescheitelten, gekämmten roten Haaren und der Hornbrille aus wie der perfekte Musterschüler, der er ja auch war. Schließlich war er Schülersprecher und vorher Vertrauensschüler. Percy trug einen schicken Festanzug, auf den meine Tante Molly Ewigkeiten gespart hatte, wie sie meiner Mutter erzählt hatte. Vorwurfsvoll blickte er mich durch die dicken Gläser seiner Hornbrille an und fügte scharf hinzu: ,,Dein Verhalten ist vollkommen inakzeptabel!"

,,Percy", meinte Penelope Clearwater lächelnd und legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. ,,Beruhige dich, ja? Oliver Wood hat plötzlich versucht sie zu küssen, da würde ich auch Panik bekommen und weglaufen." 

Ich lächelte ihr dankbar zu und kam hinter meinem Versteck, der Topfpflanze, hervor. Penelope war zwar in Ravenclaw und ich in Hufflepuff, aber trotzdem waren wir bereits seit der ersten Klasse beste Freundinnen und mindestens seit diesem Zeitpunkt war sie auch in meinen Cousin Percy verliebt, was ich nicht immer ganz verstand. Klar, ich mochte meinen Cousin genauso wie meinen Onkel Arthur, meine Tante Molly, Bill, Charlie, Fred und George, Ron und meine einzige Cousine Ginny, aber manchmal war er einfach nur ziemlich nervig. 

,,Das hoffe ich doch", murmelte Percy grummelig aber lächelte leicht. ,,Schließlich bist du meine Freundin."
Ich nahm dankbar die Flasche Butterbier, die Penelope mir hinhielt und trank einige große Schlücke, denn dank Olivers plötzlichem Annäherungsversuch war ich durch die ganze Große Halle geflüchtet und war dabei in meinen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste gerannt. In Remus Lupin, in den ich zufälligerweise unsterblich verliebt war, aber das wusste er natürlich nicht. Jedenfalls noch nicht, denn ich wollte es ihm heute Nacht sagen. Schließlich war das hier meine letzte Nacht auf Hogwarts, die Nacht meines Abschlussballes. Penelope hatte mir dazu geraten. Sie sagte, dann würde es leichter werden. Dann könnte ich besser mit ihm abschließen, aber ich war mir nicht einmal sicher, ob ich das wirklich wollte.

Kurz schaute ich sie zu Penelope. Sie drückte Percy gerade einen Kuss auf die Wange, dann liefen die beiden zur Tanzfläche, wo sie sich zu den anderen tanzenden Paaren gesellten. Penelope sah wunderschön aus, sonst sah sie immer hübsch aus, aber heute hatte sie sich besonders herausgeputzt. Sie trug ihre langen, blonden Locken in einer komplizierten Flechtfrisur und ein wunderschönes, blaues Abendkleid, welches gut zu ihren Augen passte. Dazu trug sie glitzernden Silberschmuck und silberne, hohe Schuhe. Ich hingegen hatte meine roten Haare nur einfach hochgesteckt, aber das Kleid hatte meine Mutter damals bei ihrem Abschlussball getragen und ich liebte es sehr.

Kurz dachte ich an meine Mutter und musste lächeln. Meine Mutter, Gwendolyn Prewett (geborene Jackson) war keine Hexe, sondern eine Muggelfrau, die als Künstlerin arbeitete. Mum war schon immer eine Rebellin gewesen. Sie kam aus dem kleinen Ort Ottery St. Catchpole und stellte sich dort gegen all die Traditionen und Bräuche. Mum war fasziniert vom Verbotenen, von anderen Welten und deswegen verliebte sie sich vielleicht auch in meinen Vater, Gideon Prewett, der ein Zauberer war. Ihre Eltern hielten gar nichts von Zauberei und Magie und erst als Mum schwanger wurde, erlaubten sie ihnen, zu heiraten. Meine Großeltern waren früh gestorben, vielleicht war das auch besser so, denn mich hätten sie wahrscheinlich auch nicht leiden können. Leider waren auch mein Vater und mein Onkel Fabian schon tot. Sie waren von Todessern umgebracht worden, als ich gerade einmal fünf Jahre alt war. Morgen würde ich nach Hause fahren und meine Mutter wiedersehen.

Ich sah mich in der Großen Halle um. Die Decke zeigte wie immer den Himmel, der langsam immer dunkler wurde. Ich konnte bereits eine Mondsichel und einige Sterne erkennen. Die ganze Halle war festlich geschmückt worden. Die vier Haustische waren an die Seite gerückt wurden, damit man genug Platz zum Tanzen hatte. Der Lehrertisch hingegen war nun ein riesiger Buffettisch, an dem man Snacks bekommen konnte. Es gab auch Alkohol, schließlich waren wir alle volljährig. Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, als ich Lupin sah, der sich gerade mit Professor McGonagall unterhielt. Er trug einen Festanzug, der wie all seine Kleider einfach und etwas abgenutzt war. Seine braunen Haare waren etwas zersaust und er sah müde aus, aber trotzdem fand ich ihn heute ziemlich attraktiv-wie immer also. McGonagall raunte ihm etwas zu und ein Lachen schlich sich auf die Lippen meines Professors. Es blieb nicht lange, aber ich freute mich. Ich liebte es, ihn glücklich zu sehen aber meistens sah er einfach nur müde und geschafft aus. 

Die letzte Nacht auf Hogwarts| R.L OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt