4. Einfluss

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4. Einfluss

Unsterblich.

Für immer verdammt.

Juhu!

Am Horizont ging die Morgensonne auf und tauchte alles in ein warmes Orange. Ich richtete mich auf und blickte um mich. Die Stadt erwachte wieder zum Leben und ich befand mich mittendrin.

Gemurmel drang aus den Häusern zu mir durch. Auf den Hauptstraßen herrschte bereits der allmorgendliche Stau. Die meisten schliefen wahrscheinlich noch halb am Steuer. Andere hupten ungeduldig, weil sie zu spät zur Arbeit kamen. Ich bezweifelte, dass es irgendeiner dieser Leute wirklich eilig hatte. Viele wollten am liebsten zu Hause in ihrem warmen kuscheligen Bett bleiben und schlafen.

Aber die Pflicht rief.

Viel zu langsam für meine Verhältnisse stand ich auf. Dann wollen wir mal, dachte ich gleichgültig und sprang leichtfüßig hinter dem Haus runter.

Nun stand ich in der kleinen Gasse, welche sich zwischen dem Wohnblock, auf dem ich gerastet hatte, und dem Gebäude daneben befand. Bis hier hin hatten es die sanften Sonnenstrahlen noch nicht geschafft, so dass ich mich im Schatten der Bauten vor unerwünschten Blicken schützen konnte.

Widerwillig führte ich meine Hand zum Amulett, nahm es aus meiner Jackentasche und betrachtete es.

Mit dem Daumen umkreiste ich den blutroten Stein in der Mitte. Es schien fast so als würde er durchgehend leicht leuchten. Vorsichtig fuhr ich an den eindrucksvollen silbernen Flügeln entlang. Sie bildeten mit dem Stil, welchen ich fest in meiner Hand hielt, eine Art Kreuz. Leichte Verzierungen und Schriftzeichen gaben ihm etwas Mystisches und auch die Materialien aus denen es bestand waren deutlich nicht von dieser Welt. Das kühle silberne Metall fühlte sich gut an und meine Finger begannen zu kribbeln. So filigran und wunderschön, dachte ich. Und doch so gefährlich – wie ich.

Der Stein forderte mich auf, endlich meiner Aufgabe nachzugehen, indem er leicht glühte.

Seufzend schloss ich meine Augen und führte nun auch meine zweite Hand zum Amulett.

Eigentlich hätte ich durch den Konflikt in mir, in zwei gerissen werden müssen. Wie konnte ich noch immer fortbestehen, wenn ich so gegensätzlich dachte und handelte?

Obwohl ich das Verlangen erst gestern gestillt hatte, sehnte sich jede meiner Zellen nach mehr. Mein Körper versuchte mein Gehirn zu vergiften, damit es endlich Ruhe gab.

Physisch war ich topfit doch geistig war ich mittlerweile so ausgelaugt. Nie hatte ich mich zuvor so müde gefühlt - psychisch natürlich.

Ob ich jetzt in Depressionen war? Konnte ich überhaupt irgendwie krank werden? Das würde aber wiederum meiner Unsterblichkeit widersprechen, von der ich bis jetzt immer ausgegangen war.

Das Amulett in meinen Händen vibrierte und riss mich aus meinen Gedanken.

Ich sah mich noch einmal um, um mich zu vergewissern, dass mich niemand beobachtete. Ein kleines blaues Auto fuhr in einem gemächlichen Tempo die Straße vor der Gasse, in der ich mich befand, entlang. Daraufhin wurde es wieder ruhig.

Da ich auch weder jemanden sehen noch hören konnte, schloss ich wieder meine Augen und hielt das Amulett mit leichtem Abstand zu meiner Brust.

Mein Körper wusste genau was zu tun war. Ich spürte wie die Energie in mir zum Stein am Amulett wanderte. Es pochte in meinen Händen und ich wusste, dass es zu Leuchten begann.

Das Amulett schickte Impulse an mich. Sie waren der Steckbrief meines neuen Opfers. Über meine Haut aufgenommen, wanderten sie wie kleine Blitze zu meinem Gehirn, welches sie umwandelte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 06, 2015 ⏰

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