Der Tag des Grauens
Was sich an jenem Tage zugetragen,
Das wird jede Schmerzen übberragen.
Ich will euch von dem recht berichten,
Und kann auf Einzelheiten nicht verzichten.
Sollt ihr also hören nun,
Was der HERR gedacht zu tun.
Am sogenannten jüngsten Tag,
Dichter Nebel auf dem Erdreich lag.
Dieser blockierte alle Sicht,
Und lies hindurch kein bisschen Licht.
Ein Beben war noch gleich zu spüren,
Und man sieht den Boden gleich sich rühren.
Die Umgebung erscheinet glühend heiß,
Sie treibt auf trockne Stirn den Schweiß.
Und trotz der großen Hitze doch,
Fühlt man eine Kälte noch,
Die kommt durch einen schnellen Wind,
Von dessen Heulen die Ohren gequälet sind.
Alle Menschen erreicht ein Schaudern,
Ihre Schönheit kann nichts mehr verzaubern.
Geschrei, das schrill ist, füllt die Luf,
Derer, die sahen jene Gruft.
Auf einmal doch ertönt ein lauter Klang,
Von Posaunen, Fanfaren und Gesang,
Der kräftiger ist als alles je Gehörte,
Und alle Leute sehr betörte.
Hilflos stehen sie mit dem Kopf gen Himmel,
Mitten in des Untergangs Gewimmel.
Sie sehn die Ferne oben an,
Suchen, wer da sang, ja welcher Mann.
Noch lauter wird der tösend Krach,
Wodurch einstürzet jedes Dach.
In jeder Wand sind Risse drinnen,
Geschaffen von den schallend Stimmen.
Als das Chaos auf den Höhepunkt gekommen,
Hat es eigentlich erst begonnen,
Denn nun lichtet aller Nebel sich,
Und auch der heulende Wind noch wich.
Von Engelsscharen weit umgeben,
Will der HERR sich auf die Welt begeben.
Aus dem ewig schwarzen Himmelszelt,
Kommt der Richter auf die Welt.
Es soll die Predigt Zefanjas stimmen,
Und die Erde beginnt zu glimmen.
Aus dem Beben wächst ein Berg,
Ein alles überragendes Werk,
Der Sitzplatz bietet unserm HERRN,
Der blendet all als heller Stern,
Wenn auch die Glut vom Boden weicht,
Der Himmel sich wieder verbleicht.
Über des HERREN Angesicht,
Ein Schwall von grauen Wolken bricht.
Von diesen gehen Flammen aus,
Und bereiten den Menschen Graus.
Selbst die, die spöttisch immer waren,
Wollen aus der Haut nun fahren,
Doch dies gewährt der HERR nun nicht,
Jetzt soll gehalten werden das Gericht.
Der Tag des Zornes soll geschehen,
Wie von Sybilla hellgesehen.
Das Buch der Sünden, welcher Schreck,
Ewig Urteil dessen Zweck.
Die Sünder suchen das Entfernen,
Sie wollten es ja nicht besser lernen,
Doch nutzlos ist die ihre Flucht,
Es gibt keine Rettung vor der Schlucht.
Gehalten werden sie vom Lauf,
Bleiben auf der Stell hierauf.
Sie zittern vor den Blitzen hell,
Die durchs Himmelszelt sich bahnen schnell.
Zwischen Blitz und des Weltalls Flammen,
Will man alles Falsch nun ganz verdammen.
Zum Knien vor dem Herrn gezwungen,
Und gebäuget abgerungen,
Ist das Menschenvolk vereint,
Dass ausgemärzet wird der Feind.
Gericht hält dann der große GOTT,
Den Frechen ausgegangen ist der Spott.
Thronet dort der HERR mit Jesu Christ,
Zu vollstrecken abgelaufne Frist.
Und durch die Gräber geht ein Zittern,
Keinen Nutzen gibt es von den Gittern,
Denn auch sie sind mit zu richten,
Vergessen wurden sie mit Nichten.
Zwei Teile gibt's der Menschen nun,
Seelige und die, die Sünde tun.
Und letztere sollen in das ewge Dunkel fallen,
Aufgefangen von der Hölle Krallen.
Verdammnisschrei und Reue walten,
Bis Schlucht und Hölle sich dann falten.
Die aber, welche seelig und fromm ja waren,
Sie sind sich nun ganz im Klaren,
Dass ins Paradies sie werden ziehen,
Vor Freude Halleluja schrien. (Pause)
Der milde Jesus schenkte Ruh.
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Der Tag des Grauens
PoetryEine Verserzählung über den jüngsten Tag nach Zefanja und dem Gedicht "Dies iræ" von Thomas von Celano.