Rankensee bibberte vor Kälte. Der Wind war an diesem Morgen besonders eisig und eine feine Frostschicht überzog die Sträucher, das Laub am Boden und das Grasland des FederClans.
»Keine Sorge, gleich es geht weiter zum NachtClan«, miaute Kieselfang, der offenbar bemerkt hatte, wie sehr Rankensee fror. Sie war mit ihm, Orion und Jade auf Grenzpatrouille.
Die Kriegerin nickte ihrem Clangefährten zu. Dass sie bald an der NachtClan-Grenze ankommen würden, freute auch sie. Dort war es natürlich nicht wärmer, doch die Bäume würden sie vor dem schneidenden Wind schützen.
»Ich hoffe, der Stamm wird nicht mehr lange bleiben«, knurrte Orion, der neben Rankensee her stapfte. »Sie haben versprochen beim ersten Schnee zu verschwinden und so wie es momentan aussieht, wird der nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Fragt sich nur, ob diese Fuchsherzen sich an die Abmachung halten werden. Wir brauchen das Gebiet, das Blattstern ihnen abgegeben hat.«
»Auch für sie ist es nicht einfach«, miaute Jade. »Sie werden es schwer haben, wenn sie sich erneut auf den Weg machen. Eine Reise in ein anderes Territorium wird jetzt zu Beginn der Blattleere besonders anstrengend.«
Orion schnaubte. »Dann hätten sie in den Bergen bleiben sollen, aus denen sie uns vertrieben haben. Mir wäre das lieber gewesen. Ich wünschte, ich hätte sie nie wiedersehen müssen und wenn es nach mir ginge, hätten wir ihnen nie Territorium geliehen. Das haben sie sich gar nicht verdient.«
»Da hast du Recht.« Kieselfang klang nachdenklich. »Und dennoch stimmt auch das, was Blattstern auf der Versammlung sagte. Sie werden nicht für immer bleiben und es lohnt sich nicht, Kämpfe zu riskieren, wenn wir unsere Jagdgründe ohnehin bald zurückbekommen.«
»Falls sie es uns denn freiwillig zurückgeben.«Orion beschleunigte seine Schritte, sodass er den Rest der Patrouille abhängte.
Es wurde seltsam still, die Beute hatte sich in ihre Baue verkrochen und abgesehen vom Wind schien die Welt um sie herum wie vor Kälte erstarrt. Nur sein Rauschen in den Zweigen und das Rascheln der Katzenpfoten im Laub war zu hören.
Eine Weile liefen die drei übrigen Katzen so nebeneinander her, bis Jade das Schweigen durchbrach. »Ich will nicht, dass der Stamm geht. Meine Mutter wird sich zwischen mir und ihren Stammesgefährten entscheiden müssen. Was, wenn sie mich erneut verlässt?«
Obwohl Rankensee die Sorgen der Schülerin nachvollziehen konnte – auch sie vermisste ihre Mutter, selbst nach all den Monden, die seit ihrem Tod vergangen waren – hoffte sie doch, dass Flamme den Stamm begleiten würde. Nicht vorzustellen, dass sie sich dem BlattClan anschließen wollen würde. Aber das würde Blattstern bestimmt nicht zulassen. Schließlich war Flamme eine Verräterin und Mörderin!
***
»Wir haben auf dich gewartet!«
Die Patrouille war an der NachtClan-Grenze angekommen, wo die Kälte tatsächlich leichter zu ertragen war. Rankensee, die eine der Duftmarkierungen erneuert hatte und ein Stück hinter den anderen zurückgefallen war, zuckte zusammen, als sie die Stimme hörte. Klippenfall? Was macht er denn hier?
Sie sah sich in ihrer Umgebung um, versuchte herauszufinden, wo sich der Krieger versteckt hatte. Das BlattClan-Territorium vor ihr lag verlassen da. Sogar Jade, Kieselfang und Orion waren hinter einer Ansammlung von Sträuchern verschwunden.
Oder sind sie noch im NachtClan-Gebiet? Die Stimme hatte geklungen, als sei Klippenfall ganz in der Nähe und nicht auf der anderen Seite des Donnerwegs, dennoch warf Rankensee einen Blick in das andere Territorium.
Auch dort regte sich nichts in den Schatten unter den Bäumen. Nur die winzigen Eiskristalle, die die Sträucher, Farne und Ranken dort bedeckten, funkelten im Licht der Sonne, die eben noch hinter einer dicken Wolkenschicht verborgen gewesen war. Inzwischen war der Himmel etwas aufgeklart, doch wirklich wärmer war es dennoch nicht geworden.
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Verworrene Pfade ~ Finstere Sterne // Band 2
Fiksi PenggemarVier Monde nach Rankensees, Hagelsturms und Klippenfalls Rückkehr zu den Clans spitzt sich die Lage langsam zu. Die Clankatzen sehen einer harten Blattleere entgegen und während die drei jungen Krieger von einigen als Retter aus der Not gefeiert wer...