Gefühle sind oft schwierig. Besonders, wenn es kaum Worte gibt, die sie wirklich beschreiben. Jedoch braucht Felix etwas, an dem er sich festhalten kann, ein Wort, das erklärt, wie er sich fühlt.
Ansonsten wandelt er in einer endlosen Dunkelheit, ve...
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Frustriert starrte ich in den Spiegel und plusterte meine Wangen auf. Das alles war lächerlich. Ich sollte mich nicht mit irgendwelchen Mädchenklamotten einkleiden, ich war immerhin ein Junge!
Aber irgendwie... die Kleidung meiner Schwestern gaben mir eine gewisse Sicherheit. Ich konnte meine schlanke Figur definieren und in eine neue Welt eintauchen, mein wahres Ich richtig ausleben. Es war mal etwas anderes als meine ständigen zu großen Hoodies und die lockeren Hosen. Wenn ich mich so im Spiegel betrachtete, dann verspürte ich endlich das Gefühl, mich nicht zu verstecken. Das war ich.
Aber gleichzeitig war das so unglaublich lächerlich.
Ich sah gerade genauso aus, wie man sich einen schwulen Twink vorstellte. Weibliche, schlanke Figur, also trug ich feminine Klamotten und Make-Up, ganz so, als wäre ich ein Mädchen. Es war das größte Klischee, das auf dieser Welt existierte und ich fühlte mich auch noch wohl darin. Statt einzigartig zu sein und mich auf meine Weise auszuleben, gehörte ich zu einer riesigen Masse an schwulen Jungs, die sich alle gleich repräsentierten. Das war so traurig, so unfassbar traurig. Tonlos lachte ich auf. Warum versuchte ich das alles noch? Man müsste mich in diesem Moment einfach nur anschauen und wüsste genau, dass ich ein unterwürfiges, schwules Baby war.
Gott, wem machte ich eigentlich etwas vor?
Verzweifelt warf ich mein Handy auf mein Bett, nahm mir vor, all diese Möchte-Gern-Bilder zu löschen, die ich eben geschossen hatte. Nebenbei fing ich an, mich wieder auszuziehen, diese ganzen Klamotten loszuwerden. Ich wollte kein Stereotyp sein. Ich wollte Lee Felix sein, ein Junge, der von anderen erkannt und gemocht wurde, für was ich war und für was ich stand. Nicht, weil sie falsche Erwartungen in mich setzten. Ich raufte meine Haare, frustriert und wütend auf mich, und Tränen bildeten sich in meinen Augen. Kurzerhand wischte ich mit meinem Handrücken über mein Gesicht, ehe auch schon ein leises Schluchzen meine Lippen verließ.
