Dream Pov:
Ich sah sie vor mir. Ihre wehenden roten Haare, ihre blässliche Haut in dem mit Rosen bedecktem Kleid. Sicherheit umgab mich, erfüllte jeden Zentimeter meines Körpers, als ob nichts auf der Welt mir je wieder Leid zufügen konnte. Sie blickte mich liebevoll an, strich mir mit ihrer Hand über die Wange und ich wollte nichts lieber als in ihre Berührung zu schmelzen. Wollte mich an ihre zarten Finger schmiegen und endlich wieder deren Wärme auf meiner Haut spüren. Doch, bevor ich mich hingeben konnte, wisperte sie ganz leise, nicht lauter als das Rascheln des Windes in den Blättern an einem warmen Sommernachmittag: "George"
Verwirrung unterbrach die ruhende Geborgenheit in meinem Inneren und mit zusammengekniffenen Augen erwiderte ich diesen wissenden Blick aus grünen Augen.
"Um ihn musst du dir keine Sorgen machen. Ich bin endlich bei dir. Ich werde mit dir gehen, dich nie wieder verlassen." Ich hatte ein Lächeln erwartet, eine weitere sanfte Berührung, doch sie schüttelte nur ihren Kopf, wodurch sich ihre langen roten Haare mehr auf ihrer Schulter verteilten, während sie nun mit von Mitleid erfüllten Augen direkt in die tiefen meiner Seele zu blicken schien.
George, wisperte sie erneut und nahm ihre Hand von meiner Wange weg, die sie nie wirklich berührt hatte, sondern nur sie nur Zentimeter darüber schweben hatte lassen. Sofort zog sich mein Herz zusammen und die Einsamkeit, verbreitete sich wieder wie Gift in meinem Körper. Ich wollte ihr Handgelenk packen und endlich nach so langer Zeit wieder ihre Berührung spüren, doch bekam sie nicht mehr zu fassen. Als wenn ich durch einen Nebelschwaden griff, stieß ich auf keinen Widerstand, während meine Hand, durch die ihre glitt, als wäre sie nicht echt.
"George", war erneut von ihr zu hören und ich spürte, wie Verwirrung sich in mir ausbreitete. Was meinte sie mit George? Er konnte ihr doch egal sein. Er war nur ein Prinz, der nie die Welt gesehen hatte und hatte nichts mit mir mit uns zu tun.
Erneut wollte ich nach ihr greifen, ihre rosige Haut wieder gegen meine spürten, doch ein weiteres Mal glitt ich durch sie hindurch. Ohne Widerstand, ohne den Hauch einer Berührung. Ein unangenehmes Brennen trat in meine Augen und langsam, aber sicher verschwamm meine Sicht immer mehr, was auch durch mein hektisches Blinzeln nicht besser wurde. Etwas war hier nicht richtig. Ich hatte gedacht, dass wir auf ewig zusammenleben würden, wenn wir einmal wieder vereint sein würden. Dass es wie früher sein würde. Glücklich. Zufrieden.
Ich blickte von ihrer Hand auf und wurde sofort von endlosem Smaragdgrün verschluckt, in dass ich mich so oft verliebt hatte.
"George", sagte sie ein weiteres Mal und wandte sich danach ab. Ging mit langen Schritten von mir weg, ohne sich noch einmal umzudrehen.
"Nein! Bleib hier!", rief ich entsetzt und spürte wie sich wieder eine Kälte in mir ausbreitete, die sich freudig mit dem Gift der Einsamkeit in mir mixte. Ich wollte ihr nachlaufen, doch meine Füße steckte im Boden fest, sodass ich keinen einzigen Schritt tun konnte. "Bitte! Was ist mit George? Wieso ist er dir wichtig?" Meine Stimme brach, blieb in meiner Kehle stecken, als neue Tränen über meine Wange liefen. Ich konnte sie kein zweites Mal verlieren, nicht jetzt, wo wir doch eigentlich vereint sein sollten.
"Was ist... George? Wieso George?... George?" Sie reagierte nicht und ihre Silhouette verschwand in der Ferne, sodass wieder nur meine Einsamkeit und das stetige Verlangen nach etwas, dass ich nicht mehr haben konnte, zurückblieb.
Plötzlich blendete mich der Schein eines grellen Blitzes und die Realität schlug über mich wie eine Welle ein. Ich japste nach Luft, endlich wieder den Regen auf meiner unterkühlten Haut spürend und hustete bis ich fast keinen Sauerstoff mehr in meine Lunge bekam. Mein gesamter Körper schmerzte und mir war kalt, so unglaublich kalt. Verzweifelt presste ich meine Hände an meine nackte Brust und versuchte zu verstehen, was gerade passiert war. Wo ich war. Was ich hier tat.
Auf einmal wurde das Bedürfnis hier wegzukommen unbeschreiblich groß und drängte mich dazu, nachdem ich ein paar Mal tief Luft geholt hatte, meinen ächzenden Körper in eine senkrechte Position aufzurichten. Langsam, als müsste ich erst wieder lernen zu gehen, setzte ich einen zitternden Fuß vor den anderen. So ging ich, von den starken Windböen gepeitscht immer weiter, irrte orientierungslos, unterkühlt und mit einem knurrenden Magen durch den morgendlichen in Regen ertränktem Wald. Mein Ziel war mir unbekannt, doch trotzdem ging ich beharrlich weiter, denn eine unbekannte Kraft treib mich vorwärts, ließ nicht zu, dass ich Halt machte und mich der Erschöpfung hingab. Zeit strich an mir vorbei, ohne dass ich es bemerkte, denn das Einzige was ich wahrnahm waren meine Füße auf dem Boden vor mir und diese furchtbare Kälte, die nicht von dem Gewitter und dem kalten Regen um mich ausgelöst wurde, sondern von meinem Herzen. Meine Schuhe schleiften auf dem Waldboden, bis ich endlich durch meine halb geschlossenen Lider eine graue Gestalt in der Ferne erblickte.
Eine sanfte Stimme redete mir ein, dass ich es gleich geschafft hatte. Dass ich gleich in Sicherheit war und für immer schlafen könnte.
Mit meiner letzten Kraft wankte ich auf die anscheinend etwas suchende Person hin, getrieben von meinem schieren Überlebenswillen, der mit jedem Schritt immer mehr zu schwinden schien. Ich musste zu dieser Person. Ich musste... Ich musste zu Geroge.
Zitternd gaben meine Beine unter mir nach und ich wollte aufschreien, um die Person auf mich aufmerksam zu machen, doch kein Laut konnte meiner Kehle entweichen. Ich war so unglaublich müde, spürte wie mein eigenes Gewicht mich erneut zu Boden zog und ich diesmal nicht mehr die Kraft hatte mich dagegen zu wehren.
Ich musste weiter, doch ich konnte nicht. Musste aufstehen, doch meine Beine gehorchten mir nicht und die Bäume um mich schienen langsam anzufangen sich zu drehen. Entfernt und dumpf nahm ich Schritte wahr, die in einem schnellen Takt auf mich zu kamen, als die dunklen Wolken sich plötzlich auch um den Rand meiner Sicht sammelten.
"Dream!"
Ein Schrei in näherkommender Ferne und sofort löste sich ein riesengroßer Stein von meiner Brust, der den Weg freimachte für die Wärme und die Sicherheit, die nun über mich strömten. Ich war in Sicherheit. Ich hatte es geschafft.
Ich spürte wie sich sanfte Hände um meinen Körper schlangen und ich wusste, ich war zuhause angekommen, wusste, dass nun all die Kälte in mir verschwinden würde, weshalb ich mich nun endlich freiwillig in die Arme der Dunkelheit begab, die mich schon freudig erwartete.
<3
~S.
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Die Träne der Königin// DNF
FanfictionGeorge, der Prinz von Tortanien, ist nach dem Tod seines Vaters mit der Aufgabe konfrontiert der neue König zu werden. Doch alles, was er wirklich will, ist Freiheit. In Freiheit sein Leben endlich leben und in Freiheit er selbst sein. George entwic...